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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Studenten.
    Und der Schreckliche Tscheche wurde allmählich ganz benommen. Er ging hinüber zu Hans und sagte: »Die könnten genausogut kambodschanisch reden!«
    »Ist vielleicht alles bloß dummes Geschwätz«, nörgelte der K-9-Cop. »Ich dacht ja auch, ich hält die in dem T-Shirt doch noch irgendwie rumkriegen können.«
    Und dann setzte der Schreckliche Tscheche, der durch all diese Witze, die er nicht verstand, völlig durcheinander war und sich deshalb bloß noch wünschte, er wäre im Haus des Jammers, weil er wenigstens dort der Intelligenteste an der Bar war, wieder mal einen dieser kleinen Mechanismen in Gang, der seinerseits eine Reihe wesentlich wichtigerer Ereignisse auslöste und auf diese Weise deutlich zu machen schien, daß die Menschen eben doch durch eine lange, geheimnisvolle Kette miteinander verbunden sind.
    Entweder war's das, oder es war, woran Cops im allgemeinen eher glauben, bloß ein idiotischer Zufall. Das Ganze kam jedenfalls dadurch in Gang, daß der Schreckliche Tscheche an einen Baum pinkelte.
    Er hatte noch nie erlebt, daß es in einem Untergeschoß keine Toilette gab, und er ging durch eine Kellertür und wanderte einen langen Korridor runter und dann den nächsten, und am Ende fand er eine Tür, die ihn hinausführte in die Dunkelheit. Er hätte mindestens schon fünfzehn Minuten früher gehen müssen, aber er hatte wegen dieses ganzen verwirrenden Geredes so lange gewartet. Nun aber platzte er bald.
    Nachdem er schon mal draußen war, trieb er sich in der Nähe der Tennisplätze herum, entdeckte jedoch nichts, das nach einer Toilette aussah. Er mußte weitergehen und war ziemlich wütend. Er kehrte um und stellte mit Erschrecken fest, daß er außerdem, betrunken wie er war, alles doppelt sah. Er fand die ganze Welt zum Kotzen. Er schaute sich um und entdeckte einen Olivenbaum, der im Dunkeln auf ihn zu warten schien.
    Als er den Baum erreichte, machte er den Reißverschluß auf und begann zu pinkeln. Plötzlich hörte er aus dem Dunkel eine laute Stimme mit spanischem Akzent: »Iiiist das herrlich, in diesem Miickymausstall einen Mann zu finden, der Mumm genug hat, an einen Baum zu piiissen!«
    Der Schreckliche Tscheche pinkelte schnell fertig, zog den Reißverschluß seiner zwiegenähten Hose hoch und sah einen Mann auf sich zukommen. Der Mann war mittleren Alters und mittelgroß und ähnelte Benito Mussolini. Sein gefiederähnliches Haar sah aus wie die Haube eines Kakadus.
    »Sie haben mich ganz schön erschreckt!« sagte der Schreckliche Tscheche.
    »Hab gerade versucht, diesen Estupidos auf der Open-House-Party zu entkommen«, sagte der Mann. Er roch sehr stark nach Wein, weil er an der Wein-und-Käse-Bar, dem Mittelpunkt des lebhaften Treibens im Garten, annähernd zwei Liter weggeputzt hatte.
    Der Mann trug einen Anzug, der ungefähr so abgetragen und billig war wie der von Mario Villalobos, und dazu eine gelbe Fliege mit Blümchenmuster. Sein ausgefranstes Hemd war übersät mit Rotweinflecken, und er war beinahe so betrunken wie der Schreckliche Tscheche. Als er etwas näherkam, sah der Schreckliche Tscheche, daß sein Kakaduschopf die Farbe von rotem Pfeffer hatte.
    »Piiinkelt an den Baum, um seine Verachtung zu demonstrieren!« sagte der Mann. »Ich bewundere das!«
    »Nee, nee, ich mußte einfach bloß mal pinkeln«, sagte der Schreckliche Tscheche. »Ich hab mich verlaufen. Ich muß jetzt sofort zurück in die Kellerbar.«
    »Iich lehn es grundsätzlich ab, in diese Miickymausbar zu gehen!« verkündete der Mann, und der Federschopf hüpfte und tanzte dabei auf und ab.
    »Also, ich find den Laden ganz nett«, sagte der Schreckliche Tscheche. »Ich mein, er ist natürlich nichts gegen meine Stammkneipe.«
    »Ich bin Ignacio Mendoza«, verkündete der Mann. »Sagen Sie einfach Nacho. Wie heißen Sie?«
    »Ich heiß überall nur Tscheche, weil meine Familie aus der Tschechoslowakei kommt.«
    »Ich komm aus Peru, aber keiner sagt Perry zu mir!«, sagte Ignacio Mendoza. »Was treiben Sie hier in diesem Miickymausgehege?«
    »Also, ich sag doch, ich hab gerade gepinkelt«, erläuterte der Schreckliche Tscheche. »Ich war …«
    »Nein, nein, nein!« brüllte Ignacio Mendoza. »Miiir geht's um Ihre Gegenwart vor diesem gesellschaftlichen Miiickymaushintergrund. Ich bin Professor. Ich habe keine Wahl. Das sind die bourgeoisen Sachzwänge in meinem Leben.«
    »Na gut, also, ich wollt mich hier auf der Open-House-Party bloß mal umgucken. Um mich zu informieren. Ich hab

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