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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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zur Open-House-Party gekommen, und sie zogen derzeit in kleinen und großen Gruppen durch die vier Gebäude, in denen die chemischen Laboratorien untergebracht waren.
    Zuerst führte Ignacio Meridoza sie in eins der Studienlaboratorien, in einen Raum voller Instrumente und Besucher. Die Schaulustigen standen in mehreren Gruppen herum und hörten aufmerksam zu, wie ihnen verschiedene Studenten und Mitglieder des Lehrkörpers Chromatographen, Schmelzapparate und andere Geräte erklärten. Die Formen und Strukturen des Röhrensystems in Verbindung mit anderen raffinierten Einrichtungen entzückten den Schrecklichen Tschechen.
    »Alle Röhren laufen rauf und runter und hinten rum! Wie auf den alten Rube-Goldberg-Karikaturen. So was gefällt mir. Einfach hübsch.«
    »Ich sehe, Sie sind ein sehr sensibler Mann«, sagte Ignacio Mendoza.
    »Mir geht's inzwischen besser«, sagte Hans, »aber ich hab schrecklichen Hunger. Ich geh erst mal zum Wein-und-Käse-Büffet zurück. Bis später.«
    »Da giiibt's aber niiix außer Miiickymausweibern«, warnte Ignacio Mendoza.
    »Na und, was haben Sie gegen 'n paar lange Ohren und 'n paar Schnurrhaare?« moserte Hans. »Um Mitternacht sehen die alle ganz passabel aus.«
    »Hau ab, aber halt die Augen offen«, sagte der Schreckliche Tscheche.
    »Wieso die Augen offen?« fragte Ignacio Mendoza, als Hans weg war.
    »Er pennt mir dauernd ein«, sagte der Schreckliche Tscheche. »Ich kann ihn bald wirklich nicht mehr mitnehmen.«
    Als nächstes brachte der peruanische Chemiker den Schrecklichen Tschechen zum Noyes-Laboratorium, wo sie sich in eine Schlange von Leuten einreihten, die sich in einem winzigen Raum die Laserspektroskopie anschauten.
    »Diiies hier soll ein Versuch sein, die Natur der Wechselwirkung zwischen Liicht und Materie verständlich zu machen«, sagte Ignacio Mendoza zu dem Schrecklichen Tschechen, der total aus dem Häuschen geriet, als er sah, wie man die ultrakurzen Laserimpulse dazu verwendete, Moleküle zu verschiedenen Bewegungen anzuregen.
    »Daraus könnt man mal prima Waffen für Cops und ähnliche Typen machen!« sagte der Schreckliche Tscheche. »Damit könnt man manchen Scheißern doch glatt die Augen ausbrennen, verdammt noch mal. Wissen Sie, wir hatten … ich mein, ich hab gelesen, daß 'n kubanisches Paar, zwei von diesen Boat-People, letzten Monat mitten in Los Angeles auf 'n paar Cops geschossen haben, während sie 'n Supermarkt ausraubten. Vor Gericht haben sie dann behauptet, sie wären doch bloß arme hungrige Flüchtlinge, die aus purer Not versucht hätten, für ihre Familien was zu essen zu klauen. Klar. Lebensmittel werden neuerdings ja auch im Panzerschrank verwahrt, nicht? Dort sind sie nämlich von den Cops erwischt worden. Mit solchen Lasern könnt man doch glatt durch die Mauer schießen und die Arschlöcher ausräuchern.«
    Als nächstes wurde der Schreckliche Tscheche von Iganacio Mendoza zu einer öffentlichen Vorführung solarer Photochemie geführt. Ignacio Mendoza sagte: »Ich persönlich untersuche chemische Prozesse, die sich unter der Wirkung einer Vielfalt von Oberflächenkatalysatoren abspielen.«
    »Machen Sie dabei auch so schicke Experimente wie die mit den Lasern?«
    »Vielleicht gefällt Ihnen die nächste Demonstration«, sagte Ignacio Mendoza. »Siie ist sehr anschaulich.«
    »Keine Laser?«
    »Nein, aber sie versuchen die praktischen und wirtschaftlichen Grundlagen der Produktion von Wasserstoff und anderen Antriebsmaterien aus Wasser in den Griff zukriegen. Das ist Ihnen ja sicher klar, sobald es gelingt, das Problem der Herstellung großer Mengen zu lösen, würde der Pazifische Ozean eine einzige große Tankstelle.«
    »Irre!« sagte der Schreckliche Tscheche.
    »Im Nahen Osten könnte man dann wieder Ziegen züchten und Dattelpalmen anbauen. Und dafür lohnt sich kein Krieg. Sind Sie nicht mit mir einer Meinung, daß wir genügend bourgeoise Kriege gehabt haben?«
    »Davon hab ich lange die Schnauze voll, Nacho. Ich war in Vietnam. Mein Partner Cecil Higgins war in Korea. Der hatte auch die Schnauze voll.«
    »Sind Sie denn nicht der alleinige Eigentümer Ihrer Restaurants?«
    »Nun ja, meinem Partner gehören ungefähr drei davon. Was spielt sich denn in diesem Raum ab?« fragte er und wechselte schnell das Thema, als sie auf die nächste Menschentraube stießen.
    »Diiiies müßte Doktor Harry Grays Gruppe sein«, sagte Ignacio Mendoza. »Die Forschungsgruppe beschäftigt sich mit der Synthese von Verbindungen, die

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