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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Klasse spielt denn der hiesige Footballclub?« fragte Hans, der allmählich merkte, daß er dringend was essen mußte. Er lockerte seinen zartblau getönten Schlips und atmete tief durch, damit sein Brummschädel nicht mehr ganz so benebelt war.
    »Na ja, wir wollten gegen Tijuana Tech spielen, aber das Team von denen ist nicht aufgekreuzt. Präsident Lopez-Portillo war wohl gerade auf Wahlkampfreise und hat den Leihbus gebraucht, könnt ich mir denken. Aber wir haben gegen Tehachapi gespielt.«
    »Das Gefängnis?«
    »Ja, da waren sogar die Schiedsrichter Häftlinge, und natürlich waren das ganz große Gauner. Einen haben sie gleich fürchterlich zusammengeschlagen, als er bloß mal gegen seine Mitgauner gepfiffen hat. Danach hat er dann bloß noch gegen uns gepfiffen.«
    »Rampart hatte früher ein gutes Footballteam«, sagte Hans. »Bei denen hat der Tscheche mitgespielt. Mittlerweile ist der Kampfgeist allerdings total raus. Alle treten sie gegen uns Cops …« Hans hörte jäh auf zu quasseln, als er sah, daß der große Junge ihn verwirrt anschaute. »Hm … Rampart ist der Name von unserem Restaurant. Haben Sie da mal gegessen? Ganz in der Nähe von Lawry's? Rampart House of Ribs?«
    »Kellner haben ne Footballmannschaft?«
    »Klar, und Lehrlinge«, sagte Hans. »Ich brauch jetzt dringend 'n Kaffee. Ich bin so blau, ich komm nicht mehr mit dem Finger an meine Nase.«
    »Ich bin nicht so blau, daß ich nicht mehr an seine Nase kam«, sagte die Studentin ohne BH zu der Barmixerin und ballte die Faust.
    »Dich hab ich hier aber lange nicht gesehen, Nacho«, sagte ein Neuankömmling an der Bar zu Ignacio Mendoza. Er war annähernd einsachtzig groß und um die Fünfzig. Seine graublonden Haare neigten schon zu Geheimratsecken. Mit der Stimme konnte es fast hinkommen.
    »Ich frequentiere diesen Miiickymausladen nicht mehr allzu häufig«, sagte Ignacio Mendoza zu dem Mann. »Zuletzt vor fast einem Jahr, am französischen Nationalfeiertag. Damals wollte sich doch tatsächlich einer beschweren, weil ich die Marseillaise gesungen habe.« Und dann durchlebte Ignacio Mendoza die Situation noch einmal, indem er ein paar Takte summte: »Da da da Dum da Dum da Dum da da …«
    Er wurde von dem Studenten mit der Frisbeescheibe, der offenbar nicht richtig zugehört hatte, unterbrochen. »Casablanca!« sagte der Junge. »Paul Henreid!«
    »Nein, Sie Estupido!« donnerte Ignacio Mendoza los. »Casablanca war …« Und dann wurde er vollends lyrisch und sang: »You must remember thiiis. A kiiis is still a kiiis, a sigh is just a sigh!«
    »Sicher, derselbe Film, aber Paul Henreid hat das andere Lied gesungen«, sagte der Junge mit der Frisbeescheibe hartnäckig.
    »Tscheche, kommen Sie!« dröhnte Ignacio Mendoza. »Wir verschwinden aus diesem Miiickymausladen! Rufen Sie Ihren Kellner!«
    Mario Villalobos hatte sie fast eingeholt, als sie, heftig schwankend, die Treppe hochstiegen. Der Schreckliche Tscheche und Ignacio Mendoza gingen Arm in Arm. Hans kämpfte sich hinter ihnen nach oben. Der zartblau getönte Schlips baumelte ihm wie eine Galgenschlinge um den dürren Hals.
    »Wo wollt ihr denn hin?« rief Mario Villalobos vom untersten Treppenabsatz zu ihnen hoch.
    »Wir wollen gerade auf die Open-House-Party gehen«, sagte der Schreckliche Tscheche und legte zum Zeichen, daß man vorsichtig sein müsse, den Finger auf den Mund, was allerdings ungefähr so aussah, als knalle er jemandem eine linke Gerade aufs Kinn. »Hier mein Freund Nacho macht uns da mit dem Lehrkörper bekannt.«
    »Guckt euch aber richtig um, verstanden?«
    »Ja, ja, ja«, murmelte Hans.
    »Wir treffen uns in einer Stunde beim Wein und Käse«, ordnete Mario Villalobos an.
    »Wer iiis die Person?« fragte Ignacio Mendoza den Schrecklichen Tschechen.
    »Einer meiner Chefkellner«, sagte der Schreckliche Tscheche. »Von denen is einer wie der andere. Haben alle 'n großes Maul. Ich trag's mit Fassung, weil man heutzutage kaum noch gute Kräfte kriegt, Nacho.«
    Als sie das Athenaeum verließen, begann Hans, die Arme in die Luft zu werfen und tief durchzuatmen. Sie wanderten quer über den Campus, vorbei an den Studentenwohnheimen, wo von äußerst kreativen jungen Köpfen so viele berühmte Caltech-Späße ausgeheckt worden waren, in Richtung des Laboratoriums, in dessen Nähe Mario Villalobos seine Lüge mit den langen Beinen aus dem Hut gezaubert hatte. Als sie beim Mead-Laboratorium ankamen, war Hans müde und stocksauer.
    Hunderte von Leuten waren

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