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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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noch einlullen lassen von diesem estupiden, unlogischen Copdenken. Geld? GELD VERSAUT DEN CHARAKTER! Dies allerdings stimmt, und hier haben Sie mit irrationalen Begründungen tatsächlich ein paar rationale Ergebnisse zustande gebracht. Würde Ignacio Mendoza des Geldes wegen töten? Niemals! Aber Ignacio Mendoza würde töten!«
    »Wegen was denn?« fragte der Detective und starrte hinunter auf den verrückten Chemiker, der auf Zehenspitzen stand und seinen Zeigefinger gen Himmel reckte.
    »Man kann das ganze Leben lang wiiissenschaftlich arbeiten. Ich habe das getan. Man kann viel Großes und Bedeutendes für die Wiiissenschaft leisten. Ich habe es geleistet. Man kann dabei weitaus mehr an Erfüllung und Befriedigung fänden, als der Mann auf der Straße sich jemals erträumen kann. Ich habe dies alles gefunden. Aber bevor nicht ein paar estupide bourgeoise Wiichtigtuer und Arschlöcher in Stockholm meinen Namen auswählen, habe ich kein ewiges Leben! Das Geld, das iich dabei direkt oder indirekt kriege, iiist hier völlig unwichtig. Aber iiich könnte töten wie König Cheops, als er Tausende und Abertausende von Sklaven opferte, um seine Pyramide zu bauen. Um unsterbliiich zu werden, nicht mehr und nicht weniger!«
    Er zeigte auf das NP = U und sagte: »Nobelpreis gleich Unsterblichkeit!«
    Plötzlich fing er an, die Formeln auf der unteren Wandtafel auszuwischen. Er ließ den Lappen fallen, fluchte auf spanisch, hob ihn auf und wischte wie wild weiter.
    Er malte drei riesige Symbole auf die Tafel: ein griechisches Delta, noch ein Delta, einen Stern.
    »Diies ist der Schlüssel zu Ihrer Lösung!«
    Mario Villalobos spürte mit einem Mal, wie ihn eine ungeheure Energie durchströmte. Die Kapsel des Wissenschaftlers mit der »Medizin« begann zu wirken. »Was soll das nun wieder bedeuten?«
    »Das bedeutet Delta-Delta-Stern!« donnerte der Wissenschaftler und knallte mit seinem Zeigestock so heftig gegen die Tafel, daß er in zwei Teile zerbrach. »Das iiist ein bisher unbekannter Anregungszustand, dessen besonders lange Lebensdauer hier im Caltech entdeckt worden ist. Nennen wir ihn mal einen verlängerten Anregungszustand. Gucken Sie siiich selber an. Ein ausgebrannter Cop. Das sieht jeder. Noch iiin den besten Jahren, und doch vermitteln Sie den Eindruck, als ob Sie schon siebzig – nein, achtzig Jahre alt wären! Wenn Siie ein einziges Mal iiin einen Delta-Delta-Stern-Anregungszustand geraten könnten, gerade nur so lange, wie Sie brauchen, um ein einziges Mal in Ihrem bourgeoisen Copleben richtiiig kreativ zu sein, dann würden Sie das, was Sie suchen, vielleicht fiiinden!«
    »Delta-Delta-Stern?« sagte der Detective.
    »Haben Sie vorhin meine Zuhörerschaft gesehen?« sagte der Wissenschaftler. Sein Gefiederschopf, rot wie der Sonnenuntergang, warf Schatten wie flatternde Motten. »Die sind alle durch die Bank intelligent. Einer von iihnen war ein Wunderkiiind, das schon als halbes Baby auf die Universität geschickt worden ist. Siiind sie deshalb zwangsläufig kreatiiv? Keineswegs. Ich glaube, daß wirkliche Kreativität nur iin einem Anregungszustand erreicht werden kann. Wie bei einem Elektron, das verrückt spielt! Ich verlange niiicht von Ihnen, daß Sie iiintelligent sind. Ich verlange unendliich viel mehr als das. Beweisen Sie mir, daß Sie iiimstande sind, Iiihre Kreativität dramatisch zu ändern. Weisen Sie mir Iiihren Anregungszustand Delta-Delta-Stern nach!«
    Um vier Uhr an diesem Nachmittag lag Mario Villalobos auf dem Campusrasen unter einer kalifornischen Weißeiche, die sicher an die hundertfünfzig Jahre alt war. Zunächst fühlte er sich so alt wie der Baum. Er sah einem Spatzen zu, der flatternd gegen den Wind kämpfte, und er fragte sich, ob der Sturz des Vogels für das Universum mehr Bedeutung haben würde als das Fallen eines Blattes oder einer Nutte aus Hollywood. Die Wolken über der Universität waren weiß wie Leinen, und flinke Eichhörnchen spielten in den Ästen des alten Baumes.
    Durch die »Medizin«, die der Wissenschaftler ihm gegeben hatte, sah er die Dinge ganz neu und völlig anders als bisher, bunt und schillernd wie einen Wassertropfen, der auf den Blütenblättern einer Kamelie bisher im Schatten gehangen hatte und nun in dem einzigen Sonnenstrahl glitzerte, der das dichte Blätterdach des Baumes durchdrang. Er sah einen Falken, der hoch oben am Himmel hing, dunkel wie ein drohendes Schicksal, und er hatte Angst um die unbekümmerten Eichhörnchen. Er schlummerte

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