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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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saublöder Nußknacker! Oohhhh! Vielen Dank, Papst Johannes Paul, du blöder Polack! Oohhhh, meine Eier!«
    Als Dilford dann von der Ambulanz endlich weggebracht wurde, sah er als letztes nur noch, daß seine Partnerin Dolly mit Jane Wayne und drei anderen Cops herumschnatterte. Dolly erteilte gerade den guten Rat, Mädchen sollten, wenn sie ihr Gewehr entluden, besser immer einen Radiergummi zu Hilfe nehmen, um sich nicht die Fingernägel abzubrechen.
    »Für die verdammte Fingernagellackiererei hab ich fünfzig Dollar bezahlt«, beklagte sich Dolly bei Jane Wayne, die sich den Nagel beguckte und mitfühlend gluckste, während Dilford immer noch seine Eier streichelte und stöhnte.
    Solche bösen Tage gehörten inzwischen allerdings der Vergangenheit an. Viel besser war's zwar nicht geworden, aber ruhiger. Dilford und Dolly waren in der Öffentlichkeit nicht mehr ganz so feindselig zueinander. Sie hatten sich damit abgefunden, daß sie diesen Monat als Partner miteinander verbringen mußten, wandten ihre gequälten Gesichter jedoch, nach wie vor, einander wirklich nur dann zu, wenn es sich überhaupt nicht mehr vermeiden ließ.
    Dieser Status quo wurde an ihrem sogenannten Boat-People-Tag erreicht, wie Dilford ihn in jener Nacht in Leerys Saloon getauft hatte, in der Dolly so sternhagelvoll gewesen war, daß sie sämtlichen armen Säcken, die im Haus des Jammers herumhingen, eine Runde spendierte. Schon der Nachmittag dieses Tages hatte entsprechend angefangen, in Fu's Schnellimbiß, einer chinesischen Version amerikanischer Billigrestaurants, Typ Schmutziger Löffel, wo die Cops zu essen pflegten, weil sie nichts oder bloß den halben Preis zahlen mußten. Weil es bei Fu allerdings gar keine Löffel gab, nannte Dilford, obgleich er dort regelmäßig aß, Fu's Laden die Kneipe zum schmutzigen Stäbchen. Und zum Lunch überraschte er Dolly mit ihrer ewigen Leidensmiene, die mittlerweile die Angewohnheit hatte, genau wie ihr schlaksiger Partner mit den Augen zu rollen, mit einer für seine Begriffe geradezu wunderbaren Konversation. Sie hatte es sich inzwischen sogar angewöhnt, genau wie Dilford in einem ziemlich weinerlichen Ton zu reden, wenn sie ihm mal Kontra gab. Bei Partnern ist es ja oft so, daß der eine die Eigenschaften des anderen annimmt, wobei er sich für gewöhnlich die schlechtesten aussucht.
    »Du mußt unbedingt mal in diese Küche gehen«, sagte Dilford, den Mund voll Schweinefleisch á la Mu Chu, während er äußerst gekonnt mit den Stäbchen hantierte und zur Theke für den Straßenverkauf hinüberschaute, wo die mexikanischen Fabrikarbeiter regelrecht Schlange standen und Fu die Schüsseln mit Chow Mein förmlich aus der Hand rissen.
    »Warum soll ich in die Küche gehen?« sagte Dolly, die ihre Shrimps mit gebratenem Reis mit äußerster Vorsicht verzehrte, weil sie hinsichtlich der wahren Natur der Shrimps die größten Zweifel hatte.
    »Fu kann ne Kakerlake braten, ohne daß sie es merkt. Das ganze vergammelte Bratfett aus seinen Pötten schlägt sich nämlich im Lauf der Zeit an der Decke nieder und tropft dann auf den Küchenboden. Eigentlich ist das gar kein Küchenboden mehr, sondern nur noch 'n einziger großer Fettfleck. Die Kakerlaken könnten in dem ganzen Geschmier ohne Spikes überhaupt nicht mehr laufen.«
    »Jesus Christus!« kreischte Dolly unvermittelt, sprang auf und stieß ihren Teller vom Tisch. »Mein Pilz hat sich gerade bewegt!«
    Erst die späteren Ereignisse ihres Boat-People-Tages aber waren der eigentliche Grund dafür, daß sich Dolly bei Leery derart betrank, daß sie eine Lokalrunde schmiß. Und dermaßen sinnlos betrunken war vorher und hinterher nie einer von ihnen.
    Es war ein Funkruf mit dem Code »Ungeklärter Notfall«, der Polizeibeamte immer sofort nervös macht, weil sie ihre Arbeit sowieso für eine Sache halten, die stets voller böser Überraschungen steckt, und der sie beunruhigt, eben weil sie lieber präzisere Vorstellungen davon haben, was sie erwartet. In diesem Fall hatte sich ein Mitbürger, der kürzlich über Bangkok aus Kambodscha eingetroffen war, dem Diensthabenden am Telefon kaum verständlich machen können, und so war's zu dem Ungeklärten-Notfall-Ruf gekommen.
    Jane Wayne und ihr Partner Runzel-Ronald – inzwischen nur noch vierunddreißig Stunden und fünfzehn Minuten von seiner Pensionierung entfernt und insofern von der Angst vor nahezu allem zerfressen, in erster Linie von der Angst vor Ungeklärten-Notfall-Rufen – waren vor dem

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