Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
Vom Netzwerk:
Dolly die stabile Lesbe angelächelt, ihr mit den Wimpern zugeklimpert und ihr damit nach landläufiger Vorstellung ein sexuelles Versprechen zugezwinkert hatte, das die von Narben gezeichnete Straßenkämpferin zwar sicher nicht ernst genommen hatte, aber über das sie als kesser Vater so erfreut und beglückt gewesen war, daß sie ihre aggressive Boxhaltung aufgab und wie ein Kätzchen dahergeschnurrt kam.
    Nachdem sie es geschafft hatten, die grobknochige und muskelbepackte Lesbe einzubuchten, hatte Dilford höhnisch erklärt: »Ich vermute, ihr Weiber steht alle auf so was. Muß wahrscheinlich ne Art Erbanlage sein, daß ihr den Männern alles nachmacht.«
    »Paß mal auf, Dilford«, hatte sie geantwortet, »wenn ich streitsüchtig war, hält ich heiraten können. Was ist dir lieber, dauernd Krach zu haben oder den Job auf die friedliche Tour zu machen?«
    »Wenn du das wärst, was Cops eigentlich sein sollten, nämlich ein richtiger Kerl, kam unsereiner nie in die peinliche Lage, 'ner ausgeflippten lesbischen Schlägertype Titten und Arsch anzubieten«, höhnte Dilford.
    »Sag mal, Dilford, heißt das etwa, daß du auch noch eins von den … Arschlöchern werden willst, die ihre Partnerinnen provozieren, bis sie sich in Schlägereien verwickeln lassen, bloß damit endlich mal was bewiesen wird?« fragte Dolly mit zitternder Stimme. »Ich kenn wirklich meine Grenzen, Dilford. Ich hab nicht das allergeringste Interesse daran, mich mit diesem Volk rumzuschlagen. Ich werd nie versuchen, irgendwas zu beweisen.« Und dann beging sie den Fehler hinzuzufügen: »Ich bin mir meiner sexuellen Identität völlig sicher, Dilford.«
    »Was soll das nun wieder heißen?« fragte Dilford, und dann schien er an der nächsten Kreuzung förmlich auf die Bremse zu springen.
    Genau in diesem Moment nämlich erspähte er die Tunte, die gerade die Achte Straße hinuntertänzelte und vorbeifahrende Autofahrer anzumachen versuchte, um fünfundzwanzig Dollar für eine französische Nummer abzustauben, bei der sie den Freier immerhin in dem Glauben zurücklassen würde, er habe es mit einer richtigen Frau getrieben. Was der Tunte allerdings selten glückte, weil sie annähernd einsneunzig groß war und die breiten Schultern eines Footballstars hatte.
    Dilford in seiner ganzen Gemeinheit wußte nur allzu gut, wie hundsgemein Tunten zu weiblichen Cops sein können, vor allem dann, wenn männliche Cops aus lauter Blödsinn mit ihrem Gummiknüppel und ihrer Taschenlampe herumfuchteln, während ihre Kollegin die Durchsuchung vornehmen und dabei zwangsläufig handgreiflich werden muß.
    »Komm, wir gucken mal nach, was diese kubanische Tunte so plant«, sagte Dilford. »Ich glaub, das ist die, die manchmal einen durchgeladenen Achtunddreißiger in ihrem Handtäschchen mit sich rumschleppt.«
    Dolly erkannte sofort, daß der einzige Achtunddreißiger, den die kubanische Type besaß, ihr beziehungsweise sein mit Schaumgummi ausgestopfter BH in etwa der Größe achtunddreißig war. Und sie argwöhnte, daß Dilford heute tatsächlich so gemein war, sie hier zu provozieren und vorsätzlich in eine Schlägerei zu verwickeln. Dolly fingerte nervös an einer Locke ihres roten Haares herum, das sie auf Befehl des Lieutenants und aufgrund längst veralteter Bestimmungen des Departments mit einer blöden Spange oberhalb des Kragens feststecken mußte, obgleich ihre Frisur außerhalb der Dienstzeit, bei der die Haare locker über den Kragen fielen, weit attraktiver war. Dann hörte Dolly auf, an ihrem Haar herumzufingern, und rang sich zu der Überzeugung durch, daß nicht mal Dilford ein derartiger Scheißkerl sein und sie vorsätzlich in eine Situation treiben könnte, in der sie möglicherweise erheblich verletzt wurde. Auf der anderen Seite …
    »Zweifellos ne ziemlich riesige Tunte«, sagte Dolly.
    »Hast du Schiß?« Dilford grinste dreckig. »Schiß, daß sie Hackfleisch aus dir macht?«
    »Ich hab da mal was von 'ner Tunte auf der Alvarado gehört, die sogar Cecil Higgins die Uniform und auch noch das T-Shirt vom Leib gerissen haben soll. Das kann die hier ja wohl nicht gewesen sein, oder?«
    »Weiß ich doch nicht«, sagte Dilford und zuckte die Schultern. »Was soll's, falls sie's doch ist?«
    »Also, ich trag gerade das letzte saubere T-Shirt«, sagte Dolly, die auf jeden Fall versuchen wollte, sich aus der Sache rauszuhalten, falls Dilford letztlich doch teuflische Absichten hatte. »Ich besitz vierzehn T-Shirts, vierzehn Paar Strümpfe und

Weitere Kostenlose Bücher