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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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auf den Rücken und sagte: »Ruhig, ruhig. Vielleicht ist das alles ja gar nicht real. Gar nicht richtig real, mein ich.«
    Und dann erkannte der Schreckliche Tscheche, daß er wirklich sein möglichstes tun mußte, um Jane Wayne wieder aufzuheitern, und er sagte: »Hey, ich mach dir einen Vorschlag. Nach Dienstschluß gucken wir, wo's 'n Barbecue gibt, und dann gehen wir kegeln, und dann gehen wir zu Leery, und da lassen wir dann mal wieder all die guten alten Rock'n'Roll-Nummern laufen. Da tanzen wir dann Frag und Jerk, und … ruhig, ruhig!« sagte er und tätschelte ihr den Rücken.
    Just in diesem Moment kam ein Friseur aus Hollywood, der in den besten Jahren stand, reichlich affektiert die Alvarado heruntergetänzelt, um Ausschau nach einem dreiundzwanzigjährigen Strichjungen namens Cubby zu halten, den er aus einer Schwulenbar kannte und der sich von dem Friseur dreihundert Dollar geliehen hatte, weil er, wie er sagte, Geld für seine kranke Mutter brauchte, die angeblich in der Alvarado Street wohnte, unter einer Adresse, die sich als die von Leo's Love Palace entpuppte. Der Friseur aus Hollywood war schon ziemlich auf hundertachtzig, und während er da so stand, die Hände in die Hüften gestützt, und zu der miesen Finte rüberschaute und an das Geld dachte, das ihm dieser kleine Stricher Cubby zurückgeben sollte, sah er in dem dunklen Eingang mit einem Mal zwei Gestalten stehen. Es war zu blöd, aber sie sahen aus wie Cops.
    Es waren Cops.
    Der Friseur aus Hollywood glaubte, er müßte auf der Stelle verrückt werden. Wahr und wahrhaftig knutschten sich im Eingang von Leo's Love Palace ein großer Cop und ein echtes Monster von Cop ab. In voller Uniform.
    Teilweise verdeckte der Monstercop den anderen, aber ganz zweifellos war der andere ebenfalls ein großer Cop. Der Friseur aus Hollywood konnte hören, wie ihre schwarzen Lederklamotten knirschten und ihre Schlagstöcke aneinanderknallten, als sie sich stürmisch umarmten!
    Es war vermutlich der geilste Anblick, der sich dem Friseur je geboten hatte. Er übertraf sogar alle Wunschträume, die er je gehabt hatte. Zum Teufel mit Hollywood! Das hier war das Allerschärfste!
    Bevor er dann auf dem schnellsten Wege nach Hause flitzte, um seiner Wirtin den Mietvertrag aufzukündigen und sich dann nach einem Apartment in dieser Gegend umzugucken, sah er klar und deutlich, wie der Monstercop den anderen Knilch küßte und ihm, während er ihm behutsam den Rücken klopfte wie einem Baby, das ein Bäuerchen machen soll, immer bloß dasselbe zubrummte: »Ruhig, ruhig. Ruhig, ruhig.«

 

    5. KAPITEL
    Der falsche Zuhälter
    Als Todesursache von Missy Moonbeam alias Thelma Bernbaum war, allgemeinverständlich ausgedrückt, festgestellt worden, daß durch den Sturz vom Dach des Wonderland-Hotels ihr Rückgrat zertrümmert und außerdem ihre Milz zerstört und die Nieren total zerquetscht worden waren. Außerdem hätte sich in dem Loch in ihrem Schädel ein ganzer Wurf von Hotelmäusen einnisten können.
    Auf dem Rückweg vom Leichenschauhaus fuhr Mario Villalobos zum Wonderland-Hotel, um mit dem Empfangschef zu sprechen, der in der ersten Vernehmung einen weißen Zuhälter von der Western Avenue erwähnt hatte. Das Wonderland-Hotel sah genauso aus, wie Mario Villalobos es sich vorgestellt hatte: es war eine abgetakelte Hure von Hotel, die nur noch von Kitt und Tünche zusammengehalten wurde und inzwischen vor allem Rentner und Fürsorgeempfänger beherbergte. Außerdem wohnten dort drei Nutten von der Western Avenue, fünf Dealer und zwei Mitglieder der Filmschauspielergewerkschaft.
    Der Empfangschef des Hotels hieß Oliver Rigby. Er war etwa sechzig Jahre alt, und er hatte einen kahlen, schmalen Schädel sowie Zahnprothesen, die ihm, wenn er redete, ständig aus dem Mund zu fallen drohten. Und er redete ununterbrochen, sobald er einem Menschen begegnete, der so nett war, ihm zuzuhören. Allerdings war er ganz und gar nicht davon begeistert, Mario Villalobos zu begegnen.
    Oliver Rigby war in diesem Viertel fast vierzig Jahre lang Buchmacher, Schnorrer und Empfangschef gewesen. Er warf nur einen einzigen Blick auf diesen Kerl in den sogenannten besten Jahren, der einen fünf Jahre alten Blazer und eine altmodische, mit kleinen Noppen verzierte und dadurch wie mit Fliegendreck gesprenkelt aussehende Krawatte trug, die man, wie er wußte, für ganze fünf Dollar beim billigen Jakob in der Los Angeles Street kriegen konnte, und er hätte selbst dann, wenn der Mann

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