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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Innenhofs fanden sich die typisch omaijadischen Ornamente. Carl erkannte den Stil sofort von seinem Hotel her wieder - geometrische Sternenmuster in Schwarz, Weiß und Rot. Die Ornamente wirkten zunächst sehr einfach, wurden aber immer komplizierter, je länger man seinen Blick den geometrischen Linien folgen ließ, die immer wieder zum Ausgangspunkt zurückkehrten.
    Es war ein heißer Tag mit nur wenigen Besuchern. Sie betraten das gewaltige einstige Kirchenschiff, das zur Moschee umgebaut worden war, und setzten sich mit dem Rücken an eine der großen, viereckigen Säulen.
    Sie saßen auf den roten Teppichen und unterhielten sich leise, um die Betenden nicht zu stören und um selbst nicht gehört zu werden. Wie stark die imperialistischen Weltreiche in diesem Teil Vorderasiens auch erschienen sein mochten, so seien sie doch alle durch Aufstände wieder zurückgeschlagen worden, wie Hahn erklärte. Die Römer beispielsweise müßten in ihrer Zeit so etwas wie eine Kombination aus den USA und der Sowjetunion gewesen sein, eine unzerstörbare imperialistische Übermacht, welche die ganze Welt beherrschte. Trotzdem hätten die Araber die Römer schließlich in wenigen Jahren verjagt und sie bis zum Bosporus und hinter die Tore Konstantinopels getrieben. Niemand hatte mit den Arabern gerechnet, die nichts weiter waren als ein paar kleine Terroristengruppen von einer Wüstenhalbinsel, plündernde Sarazenen, die weder von Persern noch Römern ernstgenommen wurden. Die Araber hatten aber eine neue Militärtaktik entwickelt, und ihre schnelle Kavallerie, die kleinen Einheiten, die schnellen Kameltransporte durch die Wüste sicherten ihnen entscheidende Vorteile. So errangen sie schnelle und dauerhafte Siege über zwei Supermächte.
    Die europäische Guerilla, so Hahn, seien die Sarazenen von heute: »Niemand rechnet mit ihnen. Niemand hält sie für eine politische Kraft. Niemand kann sich vorstellen, daß der Imperialismus von heute durch irgend etwas beseitigt werden könnte.
    So ist es also heute wie gestern: Die Möglichkeit, daß das Volk den Sieg davonträgt, lauert immer hinter der nächsten Ecke, wie stark der Feind auch sein mag.«
    »Die Römer hatten aber keine F-111, keine B-1, keine Interkontinentalraketen und auch keine Polaris-U-Boote«, merkte Carl an, als ihm das Gerede von dem unvermeidlichen Sieg des Volkes zunehmend auf die Nerven ging.
    »Nein, das ist schon richtig«, erwiderte Horst Ludwig Hahn, ohne sich auch nur im mindesten bremsen zu lassen. »Die Römer besaßen zahllose Infanterie-Legionen und eine gewaltige Flotte, aber diese Waffen richteten gegen die arabische Kavallerie, gegen Kamele und Pferde nichts aus. Die Supermächte können ihre Kernwaffen nicht gegen die Völker einsetzen. Atomwaffen sind nur ein Potenzkult und im Kampf gegen Guerilleros wertlose Waffen.«
    »Aber es stimmt einfach nicht, daß das Volk immer siegt«, wandte Carl ein. »Schweden liegen auf der anderen Seite der Ostsee drei Nachbarländer gegenüber, die unter dem sowjetischen Imperialismus aufgehört haben zu existieren. Der Sieg der Palästinenser ist alles andere als unvermeidlich. Die Schwarzen Südafrikas können aus eigener Kraft nicht siegen, denn die USA und Großbritanien stehen auf Seiten der südafrikanischen Machthaber. Ihr dachtet doch einmal, daß es den Bürgern der Bundesrepublik wie Schuppen von den Augen fallen würde, als ihr die repressiven Kräfte des Staates provoziertet. Statt dessen klatschte das Volk der Repression Beifall. Wenn wir ehrlich sind, wissen wir über die Zunkunft so gut wie nichts.«
    »Dann belassen wir es mal dabei«, meldete sich Barbara Hahn zu Wort, »wir wissen nichts über die Zunkunft. Vielleicht hat man uns in einer Woche schon erschossen. Vielleicht kommen wir nicht weiter als bis zum Wiener Flughafen. Vielleicht kracht es schon hier. Machen wir einfach das Beste aus der Situation.
    Laßt uns so tun, als ob.«
    Es war spät geworden. Ein Moscheediener tauchte auf und komplimentierte sie hinaus. Nach einer weiteren syrischen Festmahlzeit, die Carl im Magen rumorte, schlief er äußerst unruhig. Trotz der Klimaanlage schwitzte er heftig und mußte immer wieder aufstehen, um seinen Durchfall in der wahrhaft ästhetischen Toilettenschüssel loszuwerden.
    Zehn Minuten nach zwei rief Horst Ludwig Hahn an.
    »Mach dich fertig. In zehn Minuten müssen wir los«, sagte er und legte auf.
    Unten in der Hotelhalle trafen sie nur ein paar Wachposten in Zivil an, die Horst Ludwig

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