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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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auszusetzen, und zweieinhalb Jahre bei den französischen Fallschirmjägern müssen eine gediegene Ausbildung sein. Er paßt aber irgendwie nicht zu den anderen. Möchte gern wissen, was für ein Typ er ist.«
    »Inwiefern?«
    »Wie viele fortschrittliche Fallschirmjäger hast du in deinem Leben schon kennengelernt?«
    Sie blieb die Antwort schuldig. Die Fäden waren jetzt überall gezogen, und Carl blutete aus keiner Wunde mehr. Sie beugte sich über ihn und küßte ihn. Nicht wie eine Genossin, sondern richtig.
    »Danach sehne ich mich schon seit dem ersten Tag«, flüsterte sie.
    »Der Gedanke spukte mir seitdem auch ständig im Kopf herum«, erwiderte er schüchtern und absolut wahrheitsgemäß.

11
    Stockholm erlebte einen kalten und schneereichen Februar.
    Loge Hecht stieg im Sheraton ab und erhielt aus einem unerfindlichen Grund dasselbe Zimmer wie bei seinem letzten Besuch in der Stadt. Das machte ihn nachdenklich, aber er schlug sich jeden Gedanken an Mauschelei sofort aus dem Kopf. Das wäre eine Art Dummheit, die sich im Moment niemand leisten konnte. Warum sollten ausgerechnet die Schweden einen alleinreisenden Kollegen abhören? Gerade solche Gedanken setzten sich Sicherheitsleute nur zu schnell in den Kopf.
    Er hatte darauf bestanden, daß die Zusammenkunft streng geheim bleiben mußte, und seinen Willen durchgesetzt. Sein schwedischer Kollege Näslund hatte zunächst gemeint, sie könnten sich einfach in seinem Dienstzimmer beim schwedischen Sicherheitsdienst treffen. Es hatte den Anschein, als hätte Näslund den Ernst der Lage immer noch nicht ganz begriffen.
    Der entscheidende Tag rückte näher, aber das Spiel war noch längst nicht gewonnen.
    Hecht wurde von einem Wagen abgeholt und zu einem Sommerhaus am Meer gefahren, in dem Carl Hamilton und seine beiden Vorgesetzten warteten.
    Carl hielt als erster Vortrag: »Ich habe wie vorgesehen eine möblierte Vier-Zimmer-Wohnung in der Grevgatan gemietet, die übrigens ganz in der Nähe der früheren Räume des Nachrichtendienstes liegt. Die Wohnung wird schon morgen von einem der Terroristen aus Deutschland in Augenschein genommen werden, und nach zwei weiteren Tagen soll die logistische Unterstützung aus Frankreich eintreffen. Ich kenne die Identität dieser Leute noch nicht, aber es soll sich um zwei Personen handeln, nach denen nicht gefahndet wird. Die beiden sollen die Wohnung beziehen und dort bis auf weiteres wohnen. Ich weiß nicht, ob sie für ihren Besuch in Stockholm irgendeine Tarnung haben, habe nur gehört, daß einer der beiden Musiker sein soll.
    Diese Wohnung habe ich einmal im Hinblick darauf ausgewählt, daß man - rein theoretisch natürlich - nach dem Angriff dorthin flüchten kann, zum andern, weil der Sicherheitsdienst auf der anderen Straßenseite über eine Wohnung mit relativ gutem Überblick verfügt.
    Die Waffen sollen irgendwann in der nächsten Woche hier eintreffen. Den genauen Zeitpunkt kenne ich nicht. Möglicherweise bekomme ich selbst den Auftrag, die Ware irgendwo in Schweden abzuholen, falls die Schmuggler sie uns nicht bis vor die Haustür bringen, aber das halte ich für weniger wahrscheinlich.
    Wenn hier alles plangemäß abläuft, soll die Kampfgruppe zusammentreffen, wahrscheinlich in Hamburg, um die letzten praktischen Vorbereitungen zu besprechen. Anschließend werden wir in mehreren Gruppen nach Stockholm reisen und die Wohnung von den Franzosen übernehmen.
    Die beiden Franzosen sollen zwei Autos mieten, ganz legal, versteht sich, und Kaution und Mietpreis bar bezahlen. Die weitere taktische Planung kann ich im Moment noch nicht überblicken.«
    Bevor sie zum nächsten Tagesordnungspunkt übergingen, mußte Carl eine Sammlung von Fotos studieren, die Loge Hecht mitgebracht hatte. Der Franzose Jean-Michel hieß ausgerechnet Dupont und wurde tatsächlich als einer der Anführer der Action Directe gesucht. Der Belgier, der sich Georges Breitens genannt hatte, war ohne jeden Zweifel ein gewisser Pierre Carette, und die beiden neu hinzugekommenen Deutschen, die Carl kennengelernt hatte und die vermutlich zu dem sogenannten Kommando Siegfried Hausner in der Peterstraße in Hamburg gehörten (die Wohnung war inzwischen geortet worden), ließen sich ebenfalls mühelos identifizieren. Eine der beiden war tatsächlich Silke Meyer.
    Einen Fallschirmjäger mit Namen Alain Detoureille hingegen hatte es in Marseille nie gegeben. Allem Anschein nach stand der Mann auf keiner Fahndungsliste. Das war beunruhigend, sehr

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