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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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und Frankreich zu kommen, werde es in der Bundesrepublik keinerlei Schwierigkeiten geben. Ebensowenig in Dänemark und Schweden, falls die Schmuggler die Vogelfluglinie wählten.
    Eine solche stillschweigende Unterstützung für überwachte Schmuggler sei etwa bei der Drogenfahndung fast schon zur Routine geworden. Dieses Vorgehen werde keine Probleme mit sich bringen.
    Am Ende gab es kaum noch offene Fragen. Jetzt blieb nur noch zu hoffen, möglicherweise konnte man auch zu Gott beten, falls jemand das für hilfreich hielt, wie Loge Hecht grinsend bemerkte. Dann bat er, ins Hotel gefahren zu werden.
    Sein Abschied von Carl geriet ernst und leicht demonstrativ.
    »Ich kann meiner Bewunderung kaum Ausdruck geben«, erklärte er. »Ich hatte mir ursprünglich kein Unternehmen dieser Art vorgestellt, aber du hast glänzende Arbeit geleistet. Und ich benutze gern die Gelegenheit, das in Anwesenheit deiner Vorgesetzten zu sagen. Deine Leistung muß auch dann als hervorragend gelten, wenn alles zum Teufel gehen sollte. Ich bin sicher, daß die Bundesrepublik Deutschland ihre Dankbarkeit auf angemessene Weise ausdrücken wird. So, lieber Carl, möge Gott uns beistehen, hebe, damit beim nächsten Wiedersehen alles überstanden ist.«
    »Ich freue mich auch schon darauf«, antwortete Carl verlegen. Er fand den Zeitpunkt für Glückwünsche ein wenig verfrüht. Loge Hecht hatte ja selbst darauf hingewiesen, daß immer noch alles zum Teufel gehen konnte.
    Als der hohe Verfassungsschutzbeamte gegangen war, wollten Näslund und sein Terrorismuschef die ganze Geschichte erfahren, die in Damaskus vorgefallen war.
    Carl berichtete, wenngleich mit sorgfältig ausgewählten Details.
    Anschließend bat er, in seine Privatwohnung in Gamla Stan zurückgefahren zu werden.
    Eine Stunde später betrat er seine staubige Wohnung in Drakens gränd. Auf dem Fußboden unter dem Briefschlitz lagen mehrere Kilo Reklame, die nach allen Seiten auseinanderquoll, als er die Wohnungstür aufmachte, aber nur ein Brief. Er war von seiner Mutter und enthielt vermutlich Vorwürfe, weil Carl es wieder einmal versäumt hatte, zu Weihnachten nach Hause zu kommen.
    Er legte den Brief ungeöffnet beiseite, hängte Mantel und Jackett auf und ging durch die Stahltür in sein geheimes Zimmer, schaltete das Licht an und nahm sich einen kleinkalibrigen Revolver.
    Er schoß eine Stunde lang. Wie erwartet war das Ergebnis schlechter als gewohnt, aber trotzdem eine angenehme Überraschung.
    Hätte er ein gröberes Kaliber genommen, hätte er nach jedem Rückstoß vermutlich unbewußt auf den Schmerz im Körper Rücksicht genommen. Dieses Problem stellte sich aber nur beim Schießen auf Zielscheiben, nicht aber beim Feuern auf ein lebendes, bewaffnetes Ziel.
    Carl reinigte die Waffe und legte sie in den Panzerschrank zurück. Dann verließ er die Wohnung, ohne irgendwo Licht gemacht zu haben. An die vernachlässigten Topfpflanzen verschwendete er nicht einen Gedanken.
    Die möblierte Mietwohnung in der Grevgatan war teuer, fast übermäßig luxuriös möbliert. Carl suchte sich eins der Schlafzimmer aus, in dem ein großes Himmelbett stand, und schlief ein, ohne sich auch nur im mindesten Sorgen zu machen.
    Am nächsten Tag würde er am Hauptbahnhof Monika abholen, vorausgesetzt, daß sie in der Zwischenzeit nicht gefaßt worden war.
    Sie sah großartig aus. Sie war als Ehefrau eines vermögenden deutschen Geschäftsmanns gekleidet, was ihrer geplanten Rolle entsprach. Sie trug einen teuren Ehering mit Brillanten, einen Waschbärmantel und hatte im Gepäck sogar ein paar alberne Hutschachteln. Sie roch nach einem teuren Parfüm und hatte sich diskret geschminkt.
    Carl fuhr mit ihr ohne Umwege zum Kaufhaus NK, in dem sie sich ein paar Winterstiefel kaufte. Draußen lag Schnee, und ihnen standen noch etliche Spaziergänge bevor. Erst danach fuhr Carl mit ihr zur Wohnung in der Grevgatan. Im Kühlschrank lagen eine Flasche Champagner und eine Dose mit Forellenrogen, die er in der Markthalle von Östermalm gekauft hatte. Monika richtete sich wie selbstverständlich in seinem Schlafzimmer häuslich ein, während er in der Küche ein paar Brote mit dem roten Rogen zubereitete und sie mit dem Champagner in dem großen Wohnzimmer mit den Ahnenbildern an den Wänden auf dem Tisch anrichtete.
    »Phantastisch«, sagte sie und hob das Champagnerglas. »Wir befinden uns also mitten in der Stadt und nur rund einen Kilometer vom Ziel entfernt. Das nenne ich gute Planung.«
    »Ja, aber

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