Der demokratische Terrorist
treffen, aber Strandvägen lag tiefer als die Botschaft, was die Schwierigkeit mit sich brachte, von unten schießen zu müssen. Überdies standen noch einige störende Bäume im Weg.
Die Schützen auf Gärdet würden das Gebäude aus einem Winkel von neunzig Grad treffen, und sie hatten freies Schußfeld. Das gesamte oberste Stockwerk der Botschaft würde zerstört werden. Was dort oben hinter den verspiegelten Fensterscheiben herumlief, gehörte ausschließlich zum CIA. Ein fabelhaftes Ziel.
Carl zeigte Monika noch mehrere Stunden lang die geplanten Fluchtwege für die Autos, die durch das Labyrinth der Einbahnstraßen von Östermalm führten. Es war fast undenkbar, daß es jemandem gelingen würde, die Fluchtwagen auf diesem Weg zu verfolgen. Die Polizei würde vermutlich auf die Ausfallstraßen setzen. Außerdem lag die Fluchtwohnung so nahe beim Operationsziel, daß die Kampfgruppe schon ein paar Minuten im Haus sein würde, wenn die Polizei endgültig mit der Jagd begann.
Die Polizei würde am Tag darauf zwar die gemieteten Wagen irgendwo auf Östermalm finden, aber daraus nur den Schluß ziehen, es hätte ein klassischer Wagenwechsel stattgefunden.
Das würde zu dem Schluß führen, daß die Täter anderswo zu suchen seien. Das war der besondere Pfiff des Verzichts auf einen Wagenwechsel.
Der Plan erschien Monika so einfach wie genial.
Es gelang Carl, das Unvermeidliche noch mehrere Stunden hinauszuzögern. Er führte Monika in ein Restaurant in einem Kellergewölbe von Gamla Stan, ein paar Häuserblocks von seiner Wohnung entfernt, und lud sie zu einem teuren Essen ein.
Aber schon während der Mahlzeit, als sie wegen der Tischnachbarn nicht über das Unternehmen sprechen konnte, wurde sie persönlich, und zwar genau so, wie er es befürchtet hatte.
Und als sie beide lange Zeit später, nach dem Unvermeidlichen im Himmelbett, verschwitzt und noch leicht atemlos und nackt dalagen, liebkoste sie ganz behutsam den Wundschorf auf seiner Brust und gestand, sie träume von einem anderen Leben. Es mache sie traurig, ein Leben ohne persönliche Wärme und ohne Liebe führen zu müssen, ein Leben, in dem Kinder undenkbar seien.
Er lag stumm und starrte im Dunkeln an die Decke.
»Du darfst so etwas nicht sagen«, sagte er nach einer Weile.
»Nicht jetzt, wo es bald vorbei sein wird.« Sie erwiderte, es werde nie vorbei sein.
Am nächsten Tag wiederholte er mit ihr noch einmal verbissen den Angriffsplan, ging noch einmal die Fluchtwege durch und gab sich die größte Mühe, ihr sämtliche Details zu erläutern. Sie mußte sich sowohl auf dem Stadtplan wie draußen auf den Straßen von Östermalm im Schlaf zurechtfinden.
Die beiden Franzosen der Logistik-Gruppe würden noch am selben Abend in Stockholm eintreffen. Monika sollte sie über das Anmieten der Wagen informieren und ihnen ein paar Parkhäuser zeigen, um anschließend nach Hamburg zurückzukehren.
Carl sollte schon mit einer früheren Maschine zurückfliegen. Von dem französischen Paar, das nicht wußte, worum es bei dem Unternehmen ging, erhielt Monika eine verschlüsselte Mitteilung. So erfuhr sie, daß der Waffenschmuggel aus Frankreich in Reims beginnen würde, und zwar innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden. Das konnte nichts anderes bedeuten, als daß die Aktion vorverlegt worden war.
Carl konnte Siegfried Maack über das Schließfach im Hamburger Hauptbahnhof erst dann von dem Waffentransport unterrichten, als die tödliche Fracht schon längst unterwegs war.
Dieser Umstand erwies sich jedoch aus ebenso verwirrenden wie besorgniserregenden Gründen als völlig bedeutungslos. Der französische Nachrichtendienst DGSE hatte den deutschen, belgischen und schwedischen Sicherheitsdiensten mitgeteilt, per Automobil sei eine Fracht von Reims nach Stockholm unterwegs, die um jeden Preis vor unbefugter Einmischung geschützt werden müsse.
So kam es, daß zwei französische Studenten in einem beigefarbenen Citroen BX mit Pariser Kennzeichen acht tödliche sowjetische Waffen von Reims zunächst nach dem belgischen Lüttich transportieren konnten, von dort nach Aachen, von Aachen über Hamburg nach Flensburg und anschließend über Dänemark bis nach Helsingör und von dort weiter nach Helsingborg und Stockholm, ohne daß der Zoll irgendwo neugierige Fragen gestellt hätte.
In Wahrheit wurden die Schmuggler zunächst vom französischen, dann vom belgischen, vom westdeutschen, vom dänischen und zuletzt vom schwedischen Sicherheitsdienst vor
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