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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Hypotheken und andere Schulden, etwa für den Kauf eines Neuwagens, hatten ihn dazu getrieben.
    Carl sollte einen Bankraub begehen und dabei gefilmt werden, natürlich mit einer geeigneten Maske, so daß man ihn trotz der Videoaufnahme in der Bank nicht würde erkennen können.
    Nach der Veröffentlichung dieser Bilder in Fernsehen und Presse würde die Polizei durchblicken lassen, daß dieser Täter erstens derselbe Mann sei, der in Südwestdeutschland sein Unwesen getrieben, sein Tätigkeitsfeld jetzt aber offenbar nach Hamburg verlegt habe. Zweitens, und dieser Hinweis würde viel interessanter sein, würde dieser Bankräuber als skandinavischer Kommunist und Terroristensympathisant dargestellt werden, der eventuell mit der Terroristenszene in Verbindung stand. Und drittens würde man vor ihm als vor einer besonders gefährlichen Person warnen, als hervorragend ausgebildeten Marinesoldaten aus einem Sabotageverband, sofern er tatsächlich der Mann war, den die Polizei in ihm vermutete.
    Schon einen Tag später würde diese Version dementiert werden.
    So etwa, faßte Hecht zusammen, werde die PR-Kampagne aussehen. Die Terroristen würden an dem Köder kaum vorbeikommen. Noch Fragen oder Einwände bis hierher?
    Oh, da gab es unleugbar einiges zu fragen. Ein Banküberfall war nach Carls Meinung ein Lotteriespiel, bei dem jeder xbeliebige Idiot mit etwas Glück durchkommen konnte. Versorgten sich die westdeutschen Terroristen nicht auf diesem Weg mit Geld? Es konnte aber auch passieren, daß man Pech hatte. Was sollte Carl etwa tun, wenn der Bankkassierer den Helden spielen wollte?
    Sollte er ihn weidwund schießen oder was? Es gab noch schlimmere Möglichkeiten - wie etwa, so Carl, solle er sich bei einer eventuellen Komplikation mit der Polizei verhalten? Wenn er in eine Lage käme, sich gegen bewaffnete deutsche Polizeibeamte verteidigen zu müssen, würde das bedeuten, daß er Gefahr liefe, sie zu töten. Und wenn er sich nicht verteidigte, würde das Unternehmen bestenfalls ein rasches Ende finden oder er im schlimmsten Fall selbst angeschossen werden, ohne zurückschießen zu können, und das sei keine sehr angenehme Vorstellung.
    Loge Hecht genoß es, wie der junge Schwede die Komplikationen mit dieser bemerkenswerten Mischung aus leichtem Plauderton und totalem Selbstvertrauen beschrieb. Hecht kannte keinen Menschen, der es für eine Selbstverständlichkeit hielt, daß ein bewaffneter Zusammenstoß mit der Polizei dazu führen würde, daß die Polizeibeamten sofort kampfunfähig geschossen wurden. Hamilton schien sich nicht einmal bewußt zu sein, daß ein solches Szenario gelinde gesagt aufsehenerregend war.
    »Nun«, erwiderte Hecht, »ich kann Ihre Fragen wie folgt beantworten. Sollte der Bankkassierer den Helden spielen wollen, sollte Ihnen ein Gegenmittel einfallen, um ihn nicht ernsthaft zu verletzen oder zu töten. Was die Polizei betrifft, müßten Sie das Unternehmen ganz einfach in dem Augenblick abbrechen, in dem sie auftaucht. Zu einer solchen Konfrontation darf es einfach nicht kommen. Allerdings haben Sie für einen Bankräuber ungewöhnlich gutinformierte Hilfskräfte. Sie können nämlich die Bank wie auch den Zeitpunkt des Überfalls wählen und Ihre Planung sogar mit den Einsatzplänen der Polizei abstimmen. Mit etwas Glück müßte es also gehen.
    Wir brauchen ja nur einen tatsächlichen Banküberfall auf Videoband, um die Legende mit einer ganzen Reihe von Banküberfällen zu verknüpfen.«
    Und was sollte mit dem Geld geschehen, der Beute aus dem Überfall?
    Wird gegen entsprechende Quittung dem Verfassungsschutz übergeben.
    Welche Waffen sollte er verwenden und wohin mit ihnen, wenn es zu einem Schußwechsel kommt?
    Die Waffen könnten nach Bestellung von Carl geliefert werden, je nach seiner Beurteilung und seinen Prioritäten. Nach dem Gebrauch müßten sie natürlich zurückgegeben und durch neue Waffen ersetzt werden, damit die Polizei keinerlei ballistische Beweise in die Hand bekommt.
    Wo und wie zurückgegeben werden?
    Auf demselben Weg wie das Geld, nämlich durch einen oder mehrere konspirative Briefkästen in Hamburg.
    Sollte er seine Bewegungen mit Geld aus dem Bankraub finanzieren?
    Nein, auf keinen Fall! Das Geld müßte bis zum letzten Pfennig zurückgegeben werden und im übrigen in der überfallenen Bank deponiert werden (was nach Ende des Unternehmens auch die offizielle Rückgabe erleichtere). Außerdem müßte Carls Quittung für das geraubte Geld genau mit der in der

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