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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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gehen ins Hotel Steigenberger. Wir haben unter Ihrem Namen ein Zimmer reserviert. Heute abend treffen wir uns im Hotel.«
    »Welche wir, und welche Funktion haben Sie?« fragte Carl rasch weiter.
    »Sie und ich und der Chef. Meine Funktion? Während der Vorbereitungszeit bin ich Ihr Ausbilder und anschließend Ihr Kontaktmann, falls die Operation in Gang kommt, aber es wäre besser, wir würden uns erst heute abend darüber unterhalten. Im Augenblick wollte ich mich nur vergewissern, daß Sie ohne Komplikationen angekommen sind, daß sich niemand im Zug befindet, den wir hier nicht haben wollen. Wir sehen uns heute abend. Auf Wiedersehen.«
    Siegfried Maack erhob sich, bevor er zu Ende gesprochen hatte.
    Carl stand ebenfalls auf und gab Maack die Hand. Beiden war ihr förmliches Benehmen gleichzeitig und sichtlich unangenehm. Siegfried Maack zog sich schnell aus der Abteiltür zurück, die er sorgfältig hinter sich schloß. Carl blieb einen Moment stehen und stellte fest, daß Siegfried Maack den Namen des Hotels nur einmal erwähnt hatte. Steigenberger. Das mußte ein bekannter Name sein, da Maack vorauszusetzen schien, daß Carl ihn sich sofort merkte. Carl war aber dennoch der Meinung, daß es nicht sonderlich professionell wirkte, den Treffpunkt nur ein einziges Mal zu nennen.
    Kaum war er zu dieser Schlußfolgerung gekommen, ging die Abteiltür auf.
    »Ach übrigens«, sagte ein sichtlich verlegen lächelnder Siegfried Maack, »das Hotel heißt also Steigenberger, ich hoffe, Sie haben das verstanden.«
    »Ja, ist verstanden«, erwiderte Carl mit einem feinen Lächeln, und dann verschwand Siegfried Maack endgültig.
    Nach ein paar Minuten ging Carl in den Gang hinaus, um sich weiter die vorüberziehende Revue der Rheinburgen anzuschauen.
    Von Siegfried Maack war nichts mehr zu sehen.
    Der Bonner Bahnhof ist erstaunlich klein, so daß Carl nur einige Meter zu gehen brauchte, bis er in einem Taxi verschwand. Der Fahrer kannte den Namen des Hotels und fuhr sofort los. Die Fahrt ging zunächst durch eine Gegend, die den Eindruck einer idyllischen Kleinstadt machte, bis der Wagen plötzlich an einem Bahnübergang halten mußte. Falls Carl den fluchenden türkischen Fahrer richtig verstand, war Bonn die einzige Hauptstadt der Welt, in der der Bahnverkehr mitten durch die Innenstadt lief.
    Das Steigenberger Hotel erwies sich als höchst triste Angelegenheit, ein Koloß von etwa fünfzehn Stockwerken mit einem großen Mercedes-Stern auf dem Dach, ein Neubau, der dennoch nicht modern war, sicher teuer, aber keineswegs luxuriös.
    Die Zimmerreservierung hatte natürlich geklappt, und Carl entdeckte zu seinem Erstaunen und Entzücken, daß das Mädchen in der Rezeption ein Kärtchen in der Hand hielt, auf dem seine sämtlichen Vornamen korrekt aufgeführt waren.
    Sein Zimmer lag im zwölften Stock. Es war ein recht großer Raum mit klotzigen braunen Sesseln und zwei Betten mit einem gelben, großgeblümten Überwurf. Die Wände waren hellgelb, und der einzige Wandschmuck des Zimmers war ein abstraktes Kreuz. Es war zweiundzwanzig Minuten vor sieben. Draußen war es schon völlig dunkel geworden. Carl vermutete, daß sein Besuch um sieben Uhr erscheinen würde, und nutzte die Zeit, um zu duschen, sich zu rasieren und umzuziehen.
    Punkt sieben Uhr klopfte es diskret an der Tür. Es war Siegfried Maack. Hinter ihm stand ein kleiner, rundlicher Mann. Das mußte der Chef sein, der Mann mit dem Vornamen Loge.
    Die Männer begrüßten sich herzlich und rückten die beiden Sessel und einen Stuhl vom Schreibtisch vor dem unbequem niedrigen Hoteltisch zusammen, auf dem Loge Hecht einen Stapel von Papieren deponierte. Carl holte zwei Flaschen Bier aus seiner Minibar und setzte sie seinen Gästen vor. Er war unschlüssig, ob er sich noch ein Bier bestellen sollte, da der Kühlschrank nur zwei Flaschen enthielt, aber dann schlug er doch lieber ein paar Eisstücke los, die er in ein Glas kippte.
    Dann holte er seinen dunklen, zwölf Jahre alten Whisky, den er vom Flughafen Arlanda mitgebracht hatte, goß sich ein und setzte sich zu den beiden Deutschen. Die Arbeit konnte beginnen.
    Loge Hecht sprach deutsch, und Siegfried Maack übersetzte ins Englische. Die einleitende Begrüßung war rasch erledigt, und während Maack übersetzte, betrachtete Hecht den schwedischen Operateur. Ihm gefiel, was er da sah. Der junge Mann saß völlig entspannt in seinem Sessel und nippte vorsichtig an seinem Whisky, während er Maacks Begrüßung

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