Der Diamant des Salomon
ohnungen, bis wir nichts mehr zu essen hatten.
Um die Ecke war ein Minar e tt, und jeden Morgen weckte m i ch von dort der M u ezin. Sein ›Allaaaaaa Akbar!‹ war lauter als je d er W ecker.«
Der Junge vorn im Bus hatte die Worte verstanden. E r grinste unsicher und rief etwas nach hinten.
»Er hätte gerne eine Zigarette.« Einer der Soldaten, der neben dem jungen Araber an der Tür des Busses stand, hielt ihm ein Päckchen hin.
Der Junge nahm eine Zigaret t e, griff dann in seine Hosentasche und zog eine glänzende, kleine Pistole hervor, die er auf den Soldaten ric h tete. Als er sie abdrückte, flackerte an ihrer Mündung e i ne kleine Flam m e auf. Die Pistole war ein Feuerzeug.
»Großer G o tt!« Harry a t m ete tief d urch. Die S oldaten schüttelten sich vor Lachen. Der Junge m ußte wieder und wieder abdrücken und m it seiner Pist o l e jedem der schwerbewaffneten Soldaten eine Zigarette anzünden.
Bald ka m en sie zu dem Dorf, und der Junge sagte Salaam Aleikum und stieg aus.
Am Nach m i ttag forderten die Stra p azen der Reise i h ren Tribut. Die Studenten lüm m elten lustlos in i h ren Sitzen und erfanden alberne, arabisch klingende W ortspiele.
»Hey, habt ihr schon m a l was im H a mi r -Supermarkt gekau f t? Nach dem Motto: Alles, was Sie brauchen, ha’m mir! «
Die anderen stöhnten auf.
»Ich degradiere dich vom Azum Beduinen.«
»Da bin ich aber froh, daß du m i ch nicht g l eich zum Zetduinen gemacht hast.«
»Kennt ihr die wüste Sinai, Israels bekannteste Do m i na ? «, fragte Harry, der sich über sich selbst wunderte.
Das Mädchen, das Ta m ar gegenüber auf der anderen Seite des Ganges saß, sah ihn belustigt an. »Nicht schlecht«, m einte sie. » W ürd e n Sie’s denn gerne m al bei der probieren ? «
»Nein«, sagte Harry. »Ich rei s e m i t dieser jungen Da m e hier. Sie heißt Ta m ar. Mein Na m e ist Harry.«
»Ich bin Ruthie, und das ist Shi m on. Er ist Israeli. Ist Ta m ar ihre Fra u ?«
»Sie ist m eine Freundin. U nd er, ist er Ihr Mann ? «
Das Mädchen grinste und akzeptierte die nicht ausgesprochene Retourkutsche. »Er ist eine vorübergehende Laune von m i r«, sagte sie und gab ihrem Begleiter einen Kuß auf die Wange.
Der Bus fuhr jetzt durch eine Reihe von Schluchten, wo die felsigen Berge bereits längerwerdende Schatten warfen. Als sie aus der letzten S c hlucht heraus und nach Elat ka m en, lag das Tote Meer schon in der Dunkelheit verborgen, aber als der Bus um den halbkreisför m i g angelegten Hafen fuhr, konnte Harry die Brandung hören. Nachd e m sie in voller Fahrt an einem hellerleuchteten, m odernen Hotel vorbeigeru m pelt waren, hielt A vi schließlich vor einem kleinen Motel direkt am Strand an, in dem sich ihre im Reisepreis inbegriff e nen Unterkünfte befanden.
Zum Abendessen gab es Schnitzel und eine Gerstensuppe, die Ha r ry u nd Ta m ar lustlos in si c h hin e inlö ff elten. Sie waren zu hungrig, um sich über das Essen zu beschweren. Als sich dann aber die Zimmer als du m pfe, kleine V e rschläge herausstellten, der e n Bettücher vor Sch m utz und Flecken starrten, die zweifellos von früheren Gästen stam m t en, packte Harry Ta m ar a m Ar m .
»Na los, komm m it.«
» W ohin ? «
» W ir gehen in das große Hotel, an dem wir eben vorbeigefahren sind. W i r können ja m orgen früh, wenn der Bus weiterfährt, wieder hierherkom m en.«
»Ich will a b er in kein anderes Hotel.«
»Scheiße«, sagte Harry sauer. Er setzte sich aufs Bett und sah Ta m ar an. »Den lächerlichen Bus und das lausige Essen lasse ich m i r ja noch eingehen. Aber warum soll ich nicht we n i g stens in e i n em ordentlichen Bett übernachte n ? «
Ta m ar drehte sich u m , ging hinaus und schlug die Tür hinter sich zu. Zuerst hatte er vor, si ch auch oh n e sie ein Zimmer in dem anderen Hotel zu neh m en, aber dann ging er aus dem Zimmer und suchte Tamar. Als er sie unten am Strand im Sand sitzend fand, hatte sie die Arme um die hochgezogenen Knie geschlungen. Harry setzte sich neben sie. Die Brandung k a m m it der steigenden Flut immer näher, während sie quer über das Wasser auf die hellen Lichter des anderen Hotels starrten.
» W as ist so schlec h t an diesem Hotel, Ta m ar?«
»Nichts. Es ist ein schönes Hotel. Ich habe dort m eine Flitterwochen verbracht.«
Nach einer Weile ging Harry zu ih r em Motel z u rück und ließ s i ch v o m Nachtportier ge g en ein fürstlic h es Trinkgeld eine s aubere Decke u n d eine Fla s che W
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