Der Diamant des Salomon
Brownsville gegangen.«
»Das ist ja die Jesc h i w a von Yitzhak Netscher! W ann sind Sie dort fortgegangen ? «
»Vor vielen Jahren. Ich habe es nur ein paar Monate ausgehalten . «
»Ein Abbrecher. Und was haben Sie danach gemacht ? «
»Ich habe auf der Columbia-Universität studiert.«
Rabbi Goldenberg grinste. » D ie i s t natü r lich v i e l größer aber m an lernt dort nicht soviel.« Er deutete auf einen Stuhl, auf den Harry sich se t zen sollte. »Und was führt sie hierher nach Kiryat-Shemona ? «
»Die Suche nach Gerechtigkeit.«
»Haben Sie eine Lupe dabei ? «
»Ich m eine es ernst. Ich habe eine F reundin, die eine aguna ist.«
Das Grinsen verschwand. »Ist es eine sehr gute Freundin ? «
»Nein. Aber sie ist die sehr gute Freundin eines Freundes von m i r.«
»Ich verstehe.« Der Rabbi f uhr sich m it den Fingern durch den braunen Bart. » W ar der Mann ihrer Freundin vielleic h t S o ldat? Gilt e r als ver m ißt?«
»Nein. Er ist ihr davongelaufen.«
Der Rabbi seufzte. »Dann kann es keine Scheidung geben, wenn er sie nicht in die W e ge leit e t. Das i s t ein e r d e r wenigen Fehler in unseren schönen, alten Gesetzen. Solange Sie diesen Mann nicht ausfindig m ach e n können, kann ich leider nichts für Sie tun.«
» W ir glauben, daß er hier in Kiryat-She m ona lebt. Sein
N a m e ist Pessah Silitsky.«
»Silitsky ? « fragte der Rabbi. Dann hob er die Stim m e und rief: » C hannah-Leah!«
Eine junge Frau, die ein Kind im A r m hielt, dem sie gerade d i e Flasche gab, erschien in d e r Tür. Ihr Hauskleid hatte an der Schulter, wo das Baby hingespuckt hatte, dunkle Flecken, und trotz der H itze trug sie ein Kopftuch. Sie ver m ied es, Harry anzuschauen.
»Kennst du einen Pessah Silit s ky ? « fragte der Rabbi in Jiddisch.
»Hier am O r t, Herschel?«
»Ja, hier.«
Sie zuckte m it den Achseln. »Peretz im G e m e indea m t müßte das eigentlich wissen.«
»Stim m t . P e retz weiß so w a s. Könntest du ihn bitte für m i ch anruf e n ? «
Sie nickte und ging.
»Peretz ke n nt hier alle Leute«, erklärte der Rabbi und ging zu s ei n em Bücherregal. » In der Zwischenzeit wollen wir ein m al nachschla g en, was Mai m onides zu diesem Schla m assel zu sagen hat.«
»Gut. Der ist m i r sy m p at his c h. Er w ar so etwas wie ein Kollege von m i r.«
Der junge Rabbi warf Harry einen Blick zu. »Sind Sie ein Doktor, ein Rechtsgelehrter oder ein Philosoph ? «
»Nein, Dia m antenhändler.«
»Ah, Dia m a nten. Hope m an, sagten Sie? Der Hop e m an von der Fifth Avenue ? «
Harry nickte.
»Na , s o was. « E r wa n dt e s i c h wiede r seine n Büche r n zu.
»Da haben wir’s ja schon. Das Buch der Fr a uen. « Er setzte sich und sum m te, während er in dem Band heru m blätterte, leise vor sich hin. Es war keine hebräische Melodie, und schließlich erkannte Harry, daß es »A Hard Day’s Night« von den Beatles war.
Ein paar Minuten später kam die Frau des Rab b i zurüc k .
»Peretz sagt, er ist ein Buchhalter im Büro der Molkerei.« Rabbi Goldenberg nickte. »Ah, i m Molkereibüro. Dann lassen S i e uns m al hingehen und ihm einen Besuch abstatten«, sagte er zu Harry.
In dem kleinen Büro der Molkerei herrschte qualvolle Enge. An einem Schreibtisch saß eine Frau und schrieb etwas in ein offenes Kontobuch, an einem anderen, direkt daneben, sortierte ein schlanker, gewöhnlich aussehender Mann einen Stapel For m ulare. Sein Kopf unter dem Käppchen wurde langsam kahl, aber sein blonder Bart war noch im m er dicht und voll. Er wirkte irgendwie jünger als Mrs. Silits k y; Harry f ragte sich, ob das tatsäc h lich zutraf oder ob es bloß Rachel Sili t skys orthodoxe Garderobe war, die sie älter m achte, als sie wir k lich war.
»Sind Sie Pessah Silitsky ? « fragte Rabbi Goldenberg auf jiddisch.
Der Mann nickte. Einer der Angestellten der Molkerei kam kurz aus dem Produktionsraum und legte einen weiteren Stapel For m ulare auf den Schreibtisch. Während die Tür offen stand, erfüllte das klackende Geräusch der Sahneabscheider das kleine Büro.
»Mein Na m e ist Rabbi Goldenberg. Und das ist Mr. Hope m a n.«
» W ie geht es Ihnen, Rabbi ? « fragte S ilitsky.
»Mir geht es gut, Gott dem Herrn sei Dank.«
»Gepriesen sei Sein Na m e.«
Der Rabbi blickte hinüber zu d er Frau an dem anderen Schreibtisch. »Könnten wir uns vielleicht draußen m iteinander unterhalten, Mr. Silitsky? Es geht um eine persönliche Angelegenheit.«
Silitsky
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