Der Diamant des Salomon
hatte auf ein m al einen arg w öhnischen Ausdruck im Gesicht, aber er stand a u f, nickte und folgte dem Rabbi und Harry nach draußen.
Als die drei Männer sich von der Molkerei entfernten, sagte Rabbi Goldenberg: »Es geht um Ihre Frau.«
Silitsky schien das nicht sonderlich zu überraschen.
»Dieser Mann hier behauptet, Sie hätten sie zu einer aguna ge m a c ht.«
Silitsky sah hinüber zu Harry. Sie gingen auf eine Bank im Schatten einer Pinie zu. »Setzen wir uns doch«, schlug Harry vor. E r bekam den unbeque m e n Platz in der Mitte.
»Es ist eine Sünde, eine Frau willentlich zu einer aguna zu m achen«, sagte der Rabbi.
»Sind Sie der a m erikani s che Profess o r ? « fragte Si litsky. Offensichtlich verwechselte ihn der Mann mit David
Leslau. »Nein, nein«, sagte Harry. »Ich bin ein Freund von ih m .«
Silitsky zuckte m it den Achseln. »Ich habe auch Freunde. Und die erzählen m i r viele Dinge.«
Rabbi Goldenberg drehte seinen Bart um den Finger.
» W ann haben Sie Ihre Fr au denn verlassen ? «
»Es dürfte jetzt etwa zwei Jahre her sein.«
»Schicken S i e ihr Geld?«
Der Mann schüttelte den Kopf.
»Und ? « fragte der Rabbi sanft. » W ovon lebt sie?« Silitsky war still.
»Ich glau b e, sie ar b eitet in einer Bäckerei«, sagte Harry. Rabbi Goldenberg seu f zte. »Die W eisen sagen, daß ein Mann seine Frau m ehr ehren soll als sein eigenes Selbst.«
»Die Leute haben über m i ch gelacht, weil ich Rachel nicht unter Kontrolle halten konnte«, sagte S i litsky langsa m . »Die Weisen sagen auch, daß eine Frau ihren Mann über alles ehren und ehrfürchtig zu ihm aufblicken soll. Stim m t das etwa nicht ? «
»Sie kennen das altte s t a m entarisc h e Gesetz wohl se h r gut«, sagte der Rabbi.
Silitsky zuckte m it den Achseln.
»Dann sollt e n Sie aber a uch wissen, daß ein Ma n n, wenn er heiratet, nach dem bibli s chen Gesetz s einer Frau zehn Dinge geben m uß. Sieben davon werden von den Schriftgelehrten benannt. Die restlichen dr ei stehen in der Tora – der Tora, wohlbe m erkt! Danach soll ein Mann seiner Frau Essen, Kleidung und ein erfülltes Sexualleben geben.« Er beugte sich über Harry hinüber zu Silitsky. »Haben Sie vor, ins Bett Ihrer F rau zurückzukehren ? «
Silitsky schüttelte den Kopf.
»Dann m üssen Sie sie freigeben«, sagte der Rabbi. Silitsky s t arrte h i nunter auf seine Schuhe. »Das will ich ja.«
»Sie sind ni cht zu f ällig ein Kohen, od e r ? «
»Doch, ich bin ein Kohen.«
»Ah. Dann wissen Sie ja sicher, daß ein Kohen, wenn er sich ein m al von einer F rau losgesagt hat, diese nicht ein zweites Mal heiraten darf.«
»Natürlich weiß ich das.«
Der Rabbi nickte. »Die näc h ste Sitzung des rabbinischen Gerichts i s t am Donnerstag nach m ittag. W erden Sie um zwei Uhr vor dem Beth Din erscheinen, um s i ch von ihr scheiden zu lasse n ? «
»Ja.«
»Sie sind schon ein m al weggelaufen. W erden Sie dies m al Charakter zeigen u n d nicht kneifen?«
Silitsky sah ihn ruhig an. »Ich habe nie vorgehabt, es so lange schleifen zu lassen. Zue r st war ich se h r verär g ert, und dann…«
Er zuckte m it den Achseln.
Der Rabbi nickte. »Das rabbin i sche Gericht tritt in m einer Synagoge zusam m en. Sie wissen, wo die ist?«
»Ja. Ich persönlich gehe im m er zu Rabbi Heller in die kleine polnische schul.«
Rabbi Goldenberg lächelt e . »Aber am Donnerstag ko mm en Sie zu m i r, nicht wahr ? «
»Ich werde dort sein.« Sil i tsky stand auf und war offensichtlich erleichtert. E r s chüttelte den beiden die Hände.
Harry sah i h m nach, wie er lan g sam zurück z u r Molkerei ging. »Und das war alles ? « f r agte er. Die Innenflächen seiner Hände waren feucht.
»Noch nicht. Er hat zwar eingewilligt, aber die Scheidung ist da m it noch nicht erledigt.«
»Aber sie wird doch ausgesprochen w erden ? «
»Mit z i e m licher Sic h er h eit.«
»Kann nicht sein rebbe in Mea She’arim …«
Rabbi Gol d enberg k ratzte s i ch i r ritierend laut in sei n em braunen Bart. »Mr. Hope m an, haben wir Juden etwa einen Papst? Sein rebbe ist genauso ein Rabbi wie ich und m eine Kollegen. Mrs. Silitsky wird ein g e t , ein Scheidungszertifikat, von einem ordentlichen Beth Din erhalten, und einundneunzig Tage danach kann sie wieder heiraten.«
Sie gin g en zurück zu Harrys W agen. » W ollen Sie m al was Verrücktes hören, Rabbi? Dieser Mann – Mrs. Silitskys Freund –, vor ein paar W ochen kannte ich ihn noch nicht. W as tue ich
Weitere Kostenlose Bücher