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Der Diamant des Salomon

Der Diamant des Salomon

Titel: Der Diamant des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Gem e inde zum Brunnen vor der Stadtkirche, wo sie erst g e tauft und dann abgeschlachtet wurden. Aber das war erst der Anfa n g einer sch r ecklichen Welle von G ewalt gegen die Juden, die noch für eine lange Zeit durch E uropa tobte. Fünf Jahre nach dem Vorfall waren in Portobuffole, einem Dorf nahe dem, in dem Isaac wohnte, drei Juden des Ritualmordes angeklagt und verbrannt worden.
    »Du mußt den Senat verstehen«, heischte der Doge um Verständnis. »Sogar ohne diese H e iligsprechung gibt es in Venedig viele fromme Leute, denen der Anblick von Juden ein Dorn im Auge ist.«
    Isaa k gin g durc h di e F on d a m ent a dell a P e sc aria , d e n a l te n F i sch m arkt , de r a n d en Ri o Canareggi o angrenzte, betrachtet e di e Si l houette n de r Häuse r i n de m ummauer t e n S t ad t v i e r te l d e r Jud e n un d f r agt e s i c h , wa r u m s i ch di e Leut e hie r tagtäglic h ab m ühte n un d d an n doc h nur lebe n durfte n wi e di e G e fan g e n en . Da s Vie r te l wa r eine ungesunde , kleine , vo n Kanäl en u m geben e Insel . Früher einma l wa r hie r au f ein e m sumpfige n G e länd e de r Gietto Nuovo , di e »neu e Kanonengießerei « ge w e sen , di e im Lau f de r Zei t de m Vierte l s e i n e n Nam e n g e g e b e n hatt e . Al s ma n übereinkam , dor t d i e J ud e n d e r S t ad t an z u s i edeln , hatte n ihne n di e V e rantwortliche n au f de r I n se l ein paa r wac k l i g e Hütt e n er ri c h t e t . Da s R e ch t , e i g e n e n Grun d un d Bode n z u besitzen , hatt e ma n de n Jude n damal s längs t aberkannt , s o da ß si e i m Giett o M i e t en bezahle n mußten , di e dreiß ig P r o ze n t üb e r d e m l ag e n, wa s Christe n woander s f ür ihr e Behausun g ausgeben mußten . Da s V i erte l wa r vie l z u klei n fü r di e viele n Me n sc h e n . Nachd e m e s si c h i n Windeseil e au f de n G i et t o Vecchio , di e »alt e G i eßerei« , nebena n ausgedehn t hatte, blie b ih m nu r noc h ein e Mög l i c h k eit : E s m u ß t e i n die Höh e wachsen . Un d s o wur d e n d i e alt e n Holzhäuse r aufg e stoc k t , b i s s i e m e h r s t ö c k i g e Feuer f al l e n waren , d i e bei windige m Wette r gefährlic h s c h w ankte n un d ächzten . Die engen , verschlungene n Haupt s traße n ware n vo n einem N e t z w i nz i g e r Gas s e n umg e ben , i n dene n ei n halbe s Dut ze n d öf f e n t l i ch e Brunn e n da s Trin k wa s s e r fü r z wö l fhunder t Mensche n liefer n mußten.
    Isaak überschritt die kle i ne Brücke am Eingang des Gietto und nickte dem Torwächter zu. Es gab vier Wächter, und a llesamt waren sie C hristen. Sie mußten aufpassen, daß keiner der Bewohner den Gietto verließ, daß jeder Jude seinen gelben Hut, das verhaßte Kainsmal, trug, daß die jüdischen Männer n i chts mit Christenfrauen zu tun hatten und daß sich die Geldverleiher an die vereinbarten Zinssätze hielten.
    Isaak ging zur Synagoge und wartete im Vorzimmer, während der Büttel durch das Viertel eilte und die Ratsmitglieder zusammentrommelte. Nach und nach kamen die Führer der Gemeinde in die Synagoge und setzten sich. Manche starrten Isaak ablehnend an; er und der Arzt des Dogen waren die einzigen Juden in V enedig, denen es gestattet war, außerhalb des Gietto zu wohnen.
    Aber Isaak hatte ein reines Gewissen. Trotz sei n er Privilegien hatte er sich i m mer für seine Glaubensgenossen einges e tzt.
    Er beugte sich in seinem Stuhl nach vorn und blickte die Ratsmitglie d er mit ern s t e r Miene an.
    »Es kommen große Probleme auf uns zu«, sagte er.
     
    Das Pferd begann, ausgelassen zu traben, es spürte wohl, wie erleichtert Isaak w ar, daß er Venedig verlassen und zurück nach Treviso reiten konnte. Sein Land befand sich ein gutes Stück von der Stadt entfernt, der er fernblieb, so gut er konnte. Isaaks Land bestand aus kargem Kalkboden, wie er auf der felsigen adri a ti s chen Ebene, die sich von der Küste zu den veneziani s chen Alpen erstreckt, r ec h t häufig zu fi n den war. Der Regen ve r sicke r te r as ch im kalkigen Boden und lief in unte r irdischen Flüssen zum Meer. Im Sommer waren Isaak und seine Familie deshalb gezwungen, ihre Felder künstlich zu bewässern.
    Isaak hatte das Land vom Dogen gepachtet, der wohl angenommen hatte, daß auf d i esem Boden sowieso niemand etwas zum Wachsen bringen könnte.
    Elia war im Weingarten und pflügte. Sie pflegten die Weinstöcke den milden Winter über, weil sie hofften, daß dadurch der

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