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Der Diamant des Salomon

Der Diamant des Salomon

Titel: Der Diamant des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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waren.
    Zu etwa derselben Zeit wurde für die Kirche die christliche Wucherei ein immer drängenderes Problem. Obwohl das Geldverleihen eine Sünde und damit verboten war, betrieben es Kaufleute, Prinzen und Kirchenmänner oft in großem Stil. Die Zinsen waren dabei halsabsch n eide r isch hoch, manchmal betrugen sie bis zu sechzig Prozent.
    Nach einiger Zeit war die gesamte Gesellschaft von geborgtem Geld abhängig. Die Bauern liehen sich etwas, wenn sie eine schlechte Ernte gehabt hatten, die Stadtleute verschuldeten sich, wenn sie krank wurden oder wenn sie eine Hochzeit ausrichten mußten. Die Kirche verurteilte den Geldverleih aus G ewinnstreben, aber sie war nicht dazu bereit, den Armen zi nslose Kredite zu gewähren, obwohl sie genau erkannte, daß deren Überleben häufig von geliehenem Geld abhing.
    Damals fristeten die m eisten Juden, die man aus den Zünften ausgeschlossen und denen man verboten hatte, neue Waren zu verkaufen, ihr Leben ziemlich kümmerlich als Altwarenhändler oder Lumpensammler. Die Kirche, die glaubte, damit einen Aus w eg aus dem Dilemma des Geldverleihverbots gefunden zu haben, ermutigte ein paar der älte r en jüdisc h en Familien, die früher ei nm al erfolgreiche Kaufleute gewesen waren, Geldhandelsgeschäfte zu gründen und Kredite zu gewähren. Nun würden fortan keine Christen mehr wegen Wucherei in der Hölle schmoren müssen, und jüdische Geldhändler waren zudem leichter unter Kontrolle zu halten, weil sie nur wenige Bürgerrechte genossen. Sogar finanziell war dieses Arrangement für Staat und Kirche ein Vorteil; die Stadt Venedig forderte von den Juden, denen sie das Privileg zum Betreiben von Geldhandel e r teilt hatte, saftige Steuern, und die Kirche konnte jedesmal, wenn die Condotta erneuert werden sollte, dicke Spen d engelder ei n kassie r en.
    Der Zinssatz, den die neuen jüdischen Geldleihgeschäfte verlangen durften, wurde behördlicherseits auf vier Prozent festgesetzt, aber es war sehr schnell klar, daß der Geldhandel damit bei all den zu zahlenden Steuern und Bestechungsgeldern nicht überle b en konnte. So wurde der Zins bald auf zehn Prozent mit und zwölf Prozent ohne Pfand heraufgesetzt, und auch damit konnte die venezianische Wirtschaft gut leben.
    Es dauerte nicht lange, dann ha t ten Bürger und Kirche vergessen, daß die christlichen Geldverleiher vor noch nicht allzu langer Zeit bis zu sechzig Prozent Zinsen verlangt hatten, und brachten den jüdischen »Wucherern« Haß und V e rachtung entgegen. Bald wurde so viel Druck auf die Geldhändler ausgeübt, daß sie die Zinsen schrittweise bis auf fünf P rozent senken mußten, und das Privileg, d a s man den alten jü d i s c hen Famili e n gewährt hatte, verwandelte sich in eine unerträgliche Belastung. Weil die drei venezianischen Geldleihgeschäfte aber praktisch der einzige Grund waren, warum man die Juden in der Stadt duldete, betra c hteten d i e Menschen im Gietto die Unterstützung der Geldhändler als eine Art zusätzliche Steuer und brachten jährlich fünfzigtausend D ukaten auf, um damit Drei-Dukaten-Kredite f ür arme Chr i s t en zu f i nanzieren.
    »Glauben sie denn ernsthaft, sie könnten ohne unseren Geldhandel auskommen?« fragte der Rabbi.
    »Ihr Haß auf unser Volk ist momentan größer als ihre Liebe zu unseren Krediten«, entgegnete Isaak.
    Das Geräusch der Betenden in der Synagoge schien ihnen noch verzweifelter a l s sonst zu klingen.
    »Wir brauchen ein Wunder«, sagte der Rabbi bitter.
    »Eines, das die Wunder am Grab des heiligen Simon von Trient auf w i egt.«
     
    Am nächsten Tag wurde Isaak in den Dogenpalast gerufen. »Wir brauchen deine Dienste, Vitallo«, sagte der Doge.
    »Euer Gnaden?«
    »In der Schatzkammer des Vatikans gibt es einen gelben Diamanten. Ein großer, herr l icher Bastard von einem Stein. Er wird das Auge Alexanders genannt, nach Papst Alexander V I., dem Stammvater der Borgias.«
    Isaak nickte. »Einer der größten Diamanten der Welt. Ich habe natürlich schon von ihm gehört. Einer meiner Vorfahren hat ihn geschliffen.«
    »Der Vatikan würde nun gerne für Papst Gregor eine Tiara anfertigen lassen, in d i e das Auge Alexanders eingesetzt werden soll. Das Können meines Ju w eliers ist weithin bekannt«, sagte der Doge nicht ohne Stolz, »und so hat man mich gebeten, dich mit dieser Arbeit zu betrauen.«
    »Das ist eine große Ehre für mich, Euer Gnaden. Aber ich bin zutiefst betrübt.«
    Der Doge blickte ihn an. »Warum betrübt?«
    »Man hat

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