Der Diamant des Salomon
seiner Männer ? «
»Mein Urgroßvater diente bei seiner Infanterie, die Nubia Sennaar und Kordofan überrannte und Khartum erbaute. Er war dabei, als sie Syrien einnah m en, und später, a l s Ali Pascha ein a lt e r Mann w ar, be s i egten sie a u ch noch die Türken, von denen s i e einst Befehle erhalten hatten. Alis Stiefsohn und Nachfolger war Ibrahim, dessen Sohn war Is m ail, der wiederum einen Sohn n a mens Ah m ed Fuad hatte, und dessen Sohn war Faruk.«
Ta m ar sah aus, als wolle sie noch eine weitere Frage stellen. »Ich glaube, ich wür d e jetzt gerne das Tageslicht ausnützen«, sagte Harry beiläufig.
Mehdi nickte. »Entschuldigen Sie m i ch bitte.«
Nervös und schweigend tranken sie ihren Kaffee, bis Mehdi schließlich m it einer kleinen Kiste aus Olivenholz zurückka m . In der Kiste b e fand sich ein brauner Männerstru m pf, d e n Mehdi an den Zehen packte und schüttelte, woraufhin einer der größten Dia m a nten, den Harry je gesehen hatte, über den Tisch auf ihn zurollte.
Selbst im schlechten Licht des Eßzimmers fun k elte er. Harry nahm ihn auf und hatte seine liebe Mühe, um seine Hand am Zitt e rn zu hindern.
»Ich brauc h e einen Ti s ch vor einem Fenster an der Nordseite des Hauses.«
Mehdi nickte. »Dann müssen Sie m it m einem Schla f zim m er vorliebneh m en.«
» W enn es Ihnen nichts aus m acht ? «
»Aber natürlich nicht. Ben ö tigen Sie sonst noch etwas ? «
»Viell e icht wäre es Ih n en m öglich, das Radio abzudrehen«, bat Harry.
Er hätte auch noch verlangen sollen, daß je m and das Bett m achte, denn als er das Schla f zimmer betrat, fiel das Licht des Nordfensters auf ein rotes Frauennachthe m d zwischen den verknitterten Laken.
Aber Harry war bereits allein. Er sank auf einen Stuhl und starrte den Dia m anten an.
Der Stein überwältigte ihn. Der Historiker in ihm besiegte den Diamantenexperten und war z utiefst fasziniert von den Zeitaltern und Ereignissen, die dieser Stein bereits m itge m acht hatte.
Als er eine kurze W eile später zum Fenster ging, sah er, daß Tresca draußen im Schatten saß und Gurken schälte. Der andere Diener, den sie Bardyl nannten, stand hinter einer niedrigen Mauer auf d e m flachen Dach des Nebenflügels. Als Harry das Fenster öffnete, fuhr Tresca m i t seiner Arbeit fort, aber Bardyls Hand verschwand hinter der Mauer.
Harry war zufrieden. Er fühlte sich besser, wenn er bewacht wurde.
Aus seiner Tasche holte er einen Block rein w eißen Papiers, ein Poliertuch und einen kleinen braunen U m schlag, der einen halbkarätigen Canary- Dia m anten von perfekter Farbe e n thielt. Dann rieb er b e ide Dia m anten m it dem Poliertuch und legte sie auf ein Blatt des weißen Papiers, so daß das weiche Licht von dess e n Oberfläche ins Innere d e r Steine refle k ti e rt wurde.
Der kleine Dia m ant hatte eine besonders m akellose Farbe. Harry nahm ein Fläschchen m it Methylenjodid, das er bereits in New York so oft verdünnt hatte, bis es genau die gleic h e opti s che Dichte aufwies wie der halbkarätige gel b e Dia m ant, und goß etwas von der Lösung in eine Glasschale. Als er den kleinen Stein hi n ei n legte, war d i eser nic h t m ehr erkennbar. Da der Brechungsindex des Methylenjodids exa k t d ersel b e war wie der des Steins, durchdrangen die Lic h tstrahlen in ei n er geraden Linie Flüssigkeit und Dia m ant, ohne irgendwo gebrochen zu werden.
Der Di a m ant der Inquisition, den Harry als nächstes in die Flüssigkeit legte, versc h wand nicht so vollständig wie der kleinere Stein. In seinem Inneren waren winzige Einschlüsse und eine ganz l e ichte Trübung zu erkennen, was m an aber beides nicht als Fehler bezeichnen konnte. Hätte der Stein einen echten Fehler gehabt, so wäre er bei diesem Test in etwa so aufgefallen wie das Li cht eines Leuchttur m s in rabenschwarzer Nacht. Es war vollko mm en eindeutig, daß dieser Dia m ant keinen gravierenden Makel aufwies.
Hätte ich dir erzählen m üssen, hatte sein Vater gesagt.
»Verdam m t noch m al, Papa.« Harry ärgerte sich über den Mann, u m den er immer noch trauerte. » Was hättest du m i r erzählen m üssen?«
Er nahm die beiden Dia m anten aus der Lösung und rieb sie trocken, dann holte er seine Instru m ente hervor und begann m it den Messungen. Der Dia m ant der Inquisition rollte dabei satt und schwer auf seiner Handfläche hin und her und brach funkelnd das Licht des Nordfensters.
Harry fuhr m it d e m Finger über die briolettenför m ig
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