Der Diamant des Salomon
verstehen?«
fragte Harry a m üsiert.
» W ir verstehen sie sehr gut. Es i s t die Geschi c hte ei n es liebenswerten Fröm m l ers, der sich große Sorgen m acht, weil seine T ochter ei n en Mann heir a t en will, den er als einen Polacken bezeichnet. Hier in Israel g i bt es übera l l liebe n swerte Fröm m l er, die s i ch äh n liche Sorgen m achen. Manche A s chkenasim m achen sich zum Beispiel Sorge n , daß ihre Töchter m arokkanische Juden heiraten«, sagte der Unterneh m er und warf einen Blick auf T a m a rs dunkle Haut. »Obwohl Marokkaner n a türlich reizende Menschen sind«, fügte er, an sie gewandt, hinzu.
»So wie die Je m eniten auch«, sagte sie ruhig. Der Mann erhob sein W e inglas.
»Am Ende werden unsere Enkel eine Mischung aus allen jüdischen Völkerschaften sein«, sagte die Russin.
»Aber sie werden nicht wie der Rest der Juden sein«, sagte Harry. Alle am Tisch blickten ihn an.
»Glauben Sie, daß wir dann eher wie Mosle m s werden ? «
fragte der Reisebüroinhaber m it ausgesuchter Höflichkeit.
»Oder m ehr wie Christen ? «
Harry schüttelte den Kopf. »Sie sind ja heute schon Israelis, und die unterscheiden sich erheblich von den Juden überall sonst in der W elt.« Er aß seinen Fisch zu Ende.
Der General schien interessie r t. »Sa g en Sie uns d och bitte, inwiefern wir uns unterscheiden.«
»Sie sind G ewinner. Und um zu überleben, m ü ssen Sie auch in Zukunft im m er wieder gewinnen. W i r restlichen Juden stam m en von einer langen Reihe von Verlierern ab. Unsere unbewußten Reaktionen st e hen in der Tradition von Menschen, die den Atem anhalten m ußten, wenn es nachts an i h re Türen kl o pfte. Solche Leute entwickeln m i t der Zeit ein übersteigertes Bewußtsein für soziale Gerechtigkeit.«
Die anderen Gäste am Tisch sagten nichts. »Auch wir stam m en von denselben Vorfahren ab«, m einte schließlich der General, »und wir kennen diese unbewußten Reaktionen, von denen Sie gerade gesprochen haben, ebenfalls. Meinen S i e, daß wir durch das Überleben vergessen haben, was es bedeutet, wenn m an sein eigenes Schicksal nicht besti mm en kann ? «
»Nein, das m eine ich überhaupt nicht. Ich denke nur, daß es eine Gefahr ist, der m an sich be w ußt sein sollte.«
» W enn Sie so besorgt u m die israelische Ide n tität sind « , fragte der Industrielle in be t ont jovialem Tonfall, »warum leben Sie dann nicht hier ? «
»Ich denke gerade daran, dies zu tun«, sagte Harry gleich m ütig. Das zustim m ende Mur m eln der anderen kam ihm wie ein Applaus vor.
»Mr. Hope m an, haben Sie Kinder?« fragte der General.
»Einen Sohn.«
» W ürden Sie ihn opfern, da m it Sie weiter als ein e m pfindsa m er Mensch leben können ? «
»Ich glaube nicht an Opfer. W enn die Geschichte von Abraham und Isaak stim m t , dann war Abraham eher verrückt als fromm.«
De r G e nera l nickte . » W i r mü s s e n nic h t u nbeding t unser e K i nde r opfern , u m unse r e M e n s c h lich k e i t z u b e wa h r e n . A b e r w i r m üs s e n d a z u berei t sein , un d , sollt e es doc h daz u kom m en , dabe i s o w e n i g e un s er e r Söhn e v e r liere n wi e m öglich . Da m i t di e Jude n i n alle r W e l t auc h in Zukunf t w i ssen , da ß e s ei n I s rae l g ibt , i n d a s si e komm e n können , sollt e sic h ein m a l di e Not w end i gkei t dafü r ergeben.«
» W ie alt i s t Ihr Soh n ?« f ragte d i e F r au des Reis e büroinhabers.
»Er wird bald dreizehn.«
» W ir haben auch zwei T eenager. Sollten Sie sich in d er Nähe von H aifa niederlassen, dann rufen Sie uns an. W i r können Ihnen eine gute Schule e m pfehlen.«
»Das ist sehr freundlich.« H a rry hatte den Eindruck, daß er noch m e hr erzä h len sollte. »Aber er wird in A m erika bleiben. W e nn ich hierherziehe, dann ist das m e ine individuelle Entscheidung. Mein Sohn w i rd sich später selbst entscheiden müssen.«
»Können Sie denn diese Entscheidung nicht für ihn treffen? Hat denn Israel nicht genug zu bieten?« fragte der Fernsehapparatehersteller sanft.
»Ich bin das, was m an früher ein m al einen Liberalen genannt hat«, antwortete Harry. »Ich habe protestiert. Ich habe m it Transparenten de m on s triert. Ich habe die Vereinigten Staaten häufig kritisiert. A ber sel b st in seinen dunkelsten Stunden ist A m erika immer noch das beste, aufregendste, verheißungsvollste Land für jeder m ann geblieben, und das schließt auch einen dreizehnjährigen Jungen m it
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