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Der Diamant des Salomon

Der Diamant des Salomon

Titel: Der Diamant des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Kardinal.«
    Außerdem gab es noch einen Priester im weißen Tropenanzug mit schwarzer H e m dbrust und einige weitere, die ganz nor m ale, schwarze Straßenanzüge trugen.
    Der Prie s t er, der das sc hw ere, hölzerne Kreuz s c hleppte, spielte seine Rolle f ast z u gut. E r strauchelte und wäre um ein Haar hingefallen. Im Stolpern drehte er sich u m , und sein Gesicht war vor Anstrengung so verzerrt, daß Harry einen Augenblick brauchte, bis er ihn erkannte.
    Als er wußte, wer der P rie s t er war, trat er auf die Prozession zu.
    »Peter!«
    Die von starken persönlichen E m pfindungen leuchtenden Augen des Kreuzträgers blickten durch Harry hindurch, und dieser trat zurück.
    Als sich die Prozes s i o n die Via Dolorosa e n tlang z u r fünften Station weiterbewe g te, ging Harry ihr nach.
    »Sir«, rief der erregte Führer. »Das ist zu früh! Zuerst gehen wir noch in die ar m enische Kirche.«
    Harry winkte ab. E r folgte den Priestern neun weitere Stationen und wartete geduldig vor der Kirche des Heiligen Grabes, wo Peter Harrington d e m Kardinal beim Erteilen der Kommunion half.
    Als die Messe vorüber war und der Priester sich von den anderen verabschiedet hatte, t r at Harry auf ihn zu und ergri f f seinen Ar m . Er drehte sich u m . »Hallo, Pater.« Harry sah die spontane Freude in den Augen seines Gegenübers, aber e b enso einen Ausdruck der V o rsic h t , der zwar sofort wieder verflog, doch Harry in seinem Verdacht bestätigte, daß er hier außer einem alten Freund auch einen Konkurrenten getroffen hatte.
    Natürlich gingen sie zusammen zum Essen.
    Peter Robert Harrington hatte bereits als junger Student am Mount Saint Mary’s College in Balti m ore die Freuden guten Essens und Trinkens zu schätzen gelernt.
    Steinkrabben und deutsches Bier waren ihm da m als als recht har m lose Vergnügungen vorgekommen, m it denen er s i ch für sein h artes Studium entschädi g te. S ein un e rmüdlicher Arbeitseifer und sein zäher Intellekt hatten ihn schließlich nach Rom a ns Colle g i o Americano del Norte gebracht, wo er das Lizentiat in T h eologie anstrebte. Dort verfiel er dann vollends der klassischen Kunst und der italie n i schen Küche. Die achtzehn la n gweiligen Monate, die er nach seiner Ordination als Prokurator in einer Kirche in Balti m ore absolvi e ren mußte, ver s tär k ten die s e Leidenschaften nur noch – Steinkrabben waren offenbar doch nicht so un w iderstehlich wie Ossobuco m it Gno c chi.
    Er war froh, als er wieder zurück n ach Rom ans Norda m erikanische College b erufen wurde.
    Zuerst dachte er, er solle dort ledi gl ich weiter hi n Theologie studieren, die seine O b eren i mm er die »Königin der W i ssenschaften« nannten. Aber zu seiner großen Freude durfte er seinen Interessen an der Kunst frönen und sich an der Acade m i a di San L uca einsc h reiben, wo er sich m it seiner Arb e it »Sak r ale Kunstwerke als Sy m bole in d en Schriften der frühen Kirchenväter« den viereckigen Doktorhut aus schwarzer Seide m it roter Quaste erw a rb.
    Nach d e m Studium bekam er eine Stelle im Museo des Vatikans, wo er die Verwaltung der dortigen Kunstsam m lungen betreute. Zu seinen Aufgaben gehörte es auch, sich um Mäzene und Galeriebesitzer zu küm m ern, um Leute also, d i e nor m alerweise gerne in Feinsch m eckerrestaurants dinierten.
    Als er zum ersten Mal bei der Beichte auf sei n e Schwäche zu s p rechen k a m, tröst e te ihn Pat e r Marc e llo wohlwollend: »Du bist zu besorgt. Bete ein wenig m ehr, iß m it Verstand und nimm pro T a g nicht m e h r als drei hochprozentige Getränke zu dir.«
    Aber als Peter im m er w i eder kam und beichtete, daß er zuviel getrunken oder dem guten Essen zugesprochen habe, als wäre es ein Sa kr a m e n t, klang die S timme aus dem Dunkel des Beichtstuhls nicht m ehr belustigt.
    Sein Beichtvater verordnete ihm jeden Abend eine halbe Stunde Meditation über die Sünde der Völlerei, dazu täglich einen R osenkranz m it der inständigen Bitte, daß Gott ihm hel f en möge, sein e n Appetit z u zügeln. D arüber h i naus erlegte sich Pater Harrington selbst zusätzlic h e Buße auf. Nach jedem Sündenfall fastete er zwei W o c hen lang und entsagte Nachspeisen und belegten Broten, welche er besonders gerne aß. E r fing an zu joggen und bekä m p fte seine Schwäche m it kö r perlicher Bewegung, Enthaltsa m keit und Gebeten.
    Eines Tages be m erkte er auf der Piazza Bologna einen anderen Jogger, einen jungen Amerikaner. A m selben

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