Der Diamant des Salomon
sein.«
Hopeman nahm ein kleines, rechteckiges Päckchen aus seinem Jackett und stellte es vor sie auf den Tisch. »Ich glaube nicht, daß wir noch lange warten müssen«, sagte er.
11. Der Monsignore
»Wie Gila County in Arizona.«
»Was ist das?«
Ihre Stimme ließ ihn hochschrecken; bisher hatte sie nur dadurch geglänzt, daß sie über viele Kilometer geschwiegen hatte.
»Heiß.« Er wandte die Augen nicht von der schmalen Straße. Ein schwerer Lastwagen kam ihnen entgegen, direkt vor ihnen schaukelte ein arabischer Junge auf einem Esel. Harry bremste. Gerade als sie den Jungen passierten, donnerte der Laster an ihnen vorbei. Harry kämpfte mit der ungewohnten Knüppelschaltung, dabei berührte er Tamar aus Versehen am Knie.
»Entschuldigung.« Seine Hand kribbelte. Ob nun aus dem Jemen oder aus der Bronx – eine Nervensäge blieb eine Nervensäge. Kaum war sie im Auto gesessen, hatte sie ihn auch schon gebeten, die Klimaanlage auszuschalten. Davon würde sie nur krank, hatte sie gesagt, und außerdem wäre es auch für ihn besser, wenn er sich an die Hitze gewöhnte.
Wegen der heißen Luft, die durch das Fenster hereinströmte, brannte Harrys Gesic h t bald so, als stünde er vor der Öffnung eines Hochofens.
Am Morgen war eine k urze Notiz für Harry im Hotel abgegeben worden. Sie war in derselben krakeligen Handschrift geschrieben wie auch die A dresse auf dem Päckchen, und sie wies ihn an, zu einem Hotel in Arad zu fahren und sich dort ein Zimmer zu neh m en.
»Im Norden ist es kühl. Auf d e m Gipfel des Berges Her m on liegt das ganze Jahr über Schnee«, sagte Ta m ar.
»Aber Arad ist im Süden, nicht im Norden«, erwider t e Harry.
»Stim m t , A r ad ist im Süden.« Ta m ar Strauss lächelte.
»Sehen Sie, wenigstens in diesem Punkt stim m en wir überein.«
Arad war eine flache, in der Sonne brütende Kleinstadt, deren Straßen von Soldaten und Militärfahrzeugen wi mm elten.
»Bitte h a lt e n sie hie r !« rief Ta m ar, als sie an ei nem Hotel vor b ei fu hren. »Ich will do r t hinein. Kom m en Sie, i c h lade Sie auf einen Kaffee ein.«
»Aber das ist nicht unser Hotel.«
»Ich weiß, ich weiß. Nun kom m en Sie schon!«
Der Mann in der Cafeteria, ein Enddreißiger m it kurzgeschorenem Kopf und einem türkisch wirkenden Schnurrbart, schlug m it der flachen Hand zwei m al hintereinander auf die Theke. »Ah - hah!« Der Mann, dessen Na m e sich später als Micha herausstellte, deutete m it seinem dicken Zeigefinger auf Harry und herrschte ihn an:
»Sei’n Sie bloß nett zu ihr. Diese Fr au ist etwas Besonderes.«
Harry setzte sich und ließ das W i edersehen der beiden über sich ergehen. » W o ist Itzak?«
»In einem Kibbuz oben im Norden.«
» W o ist Yoav?«
»Der ist jet z t Buchhalter in Tel Aviv . «
» W o ist Haupt m ann Ab el son ? «
»Der ist no c h im m er hier, aber m ittlerweile Major.«
»Und Ze’ev ? « fragte Micha. »Er kommt überhaupt nicht m ehr hierher. W i e geht es Ze’ev ? «
»Ich schätze, es geht ihm gut.«
»Du schätzt? Ah-haa.«
Zum ersten Mal sah Harry s i e peinlich berührt. »Nur Micha kann so viel Bedeutung in ein ›Ah-haa‹ legen«, sagte s i e.
M i c h a s pend i er t e i hn e n d e n K a ff e e au f Kos te n d e s H a us e s .
»Ist das Camp jetzt größer ? « fragte Ta m ar. Micha z u ckte m it den Achseln.
» W eil so viele Soldaten auf den Straßen sind.«
»Die kommen von woanders her. S i nd auf Manöver.«
»Arad ist ganz schön gewachsen.«
Micha nickte bedauernd. »Aber warst du schon in Dimona? Lauter Einwanderer dort. Russen, A m erikaner, Chinesen, Marokkaner. Zuviel verschiedenes G e m üse in einem Topf. Das gibt eine Menge P roble m e.« Er ging, um an einem anderen Tisch zu bedienen.
Während Ta m ar von ihrem K a ffee trank, warf Harry ihr einen verstohlenen Blick zu. Die m oderne Kli m atisierungstechnik lehnt sie ab, dachte er, dabei klebt ihr vor lauter Schweiß die Bluse am Körper. Er wandte den Blick wieder von ihr und fragte: »Sind Sie öfter hier ? «
»Ich war in einem A r m e e-Ca m p in der Nähe statio n i ert und kam sehr oft hierher.«
Mit Ze’ev, dachte Harry. D e m Mann, der eben ein solches Ah-haa hervorgerufen hat.
Sie tranken aus und winkten Micha zum Abschied.
»Es sind zu viele Soldaten h i er. Manöver. Die Leute, die Sie hier tre f fen wollen, werden nicht kom m en«, sagte sie, als sie wieder im W ag e n waren. »Wenn es ihnen sogar in Jerusalem n i cht
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