Der Diamant des Salomon
Nach m ittag stellte K a rdinal Pese n ti ihm den Mann vor.
Die beiden waren sich von A n fang an sy m pathisch und wurden fast auf der Stelle gute Freunde. W äh r end Harrys Aufenthalt im Vatikan gingen sie oft zusammen in die verschiedensten Lokale zum Essen. Sie pflegten freundschaftliche Diskussionen und wußten beim anderen jeweils den ausdauernden, lebend i gen Verstand zu schätzen, der gleicher m aßen anziehend und herausfordernd war. Der junge Priester brachte Harry eine Menge über gutes Essen und erlesene W eine bei, Peter Harrington lernte dafür von ihm so gut wie alles über Dia m anten.
De r Prieste r führt e Harr y z u eine m Loka l i n de r King Georg e V . Road . E s wa r ein e amerikanisch e Bar , wi e e s sie i n viele n große n Städte n gib t un d di e de n Tourist e n übera l l au f dieselb e Ar t un d We i s e da s Ge l d au s de r Tas c h e z i ehen.
»Das ist d e r einzi g e Ort in Jer u sal e m, wo m an iri s chen Whiskey bekom m t.«
Sie bestellten beide einen Doppelten.
»L’chaim, chaver.«
»Auf Dein Wohl, Pater.«
»Nicht m ehr Pater, Harry. Seit fast zwei Jahren bin ich jetzt schon ein Monsignore.«
»Und m orgen kriegst du den roten H ut.«
»Nein, nein. Ich habe den Feh l er g e m acht, m i ch m it einem zu geringen Dienstgrad ins Hauptquartier holen zu lassen. Jeder alte Soldat hätte m i ch davor warnen können.«
»Dir ist doch die Karriere eigen t lich egal, Peter. Ich habe dein Gesicht gesehen, als du vorhin das Kreuz getragen hast.« Harry beugte sich vor. »Du bist unter einem Glücksstern geboren. Einer der Auserwählten.«
»Danke, Harry«, entgegnete Peter leise. Seine Augen musterten s einen Freu n d, bevor sie sich wieder der Speisekarte zuwandten. »Ich würde dir hier das Gulasch e m pfehlen.«
»Isra e l i s t k e in Land f ür Rind f leisch . «
»Dieses hier wird aus Chicago eingeflogen.«
Das Gulasch war scharf und gut. »Das hier ist sogar besser als in Chicago«, sagte der Priester.
»Viell e icht wird das Fl e isch durch den Flug zarter.«
Der Monsignore grinste, aber seine Augen blieben ernst.
»Erinnerst du dich noch an das Kalbfleisch in Ro m ? «
Harry seufzte. »Im Le Grand. Ist es immer noch so wunderbar?«
»Ja.« Monsignore Harrington spielte m it seiner Serviette. »Haben sie dir den Dia m anten schon gezei gt ? «
»Nein.«
»Mir auch nicht. Und dabei warte ich seit zwei Wochen wie festgenagelt im Pon t ifikalen Bibelinstitut.«
»Es kom m t m i r fast so vor, als wäre je m and anders an dem Geschäft dran, und wir würden nur in Reserve gehalten«, sagte Harry beunruhigt. Er sah seinen alten Freund an. »Kann dir denn die Po liz e i nic h t hel f e n ?«
»Nicht außerhalb von Italien.«
» W ar der Dia m ant versichert ? «
» W elches Museum versichert schon seine Sammlunge n ? Wenn etwas außer Haus geht, dann natürlich. Aber im Museum selbst? Nie m als. Unsere E xponate und G e m älde sind unbezahlbar. Die Versicherungsprä m i en dafür wären unglaublich hoch«, sagte er trübe.
»Und jetzt versucht ihr, den Di a m anten zurückzukaufen ? «
Monsignore Harrington zuckte m it den Achseln. » W ir wollen das Auge Alexanders unbedingt wiederhaben. Das ist keine Frage des Geldes. Selbst w enn die Verkäufer beweisen können, daß sie den Stein recht m äßig erworben haben, ist es für uns immer noch so, als kauften wir ein entführtes Kind frei. Soll ich dir m al sagen, was wir nicht verstehen können, Harry ? «
» W enn du will s t.«
» W ir können nicht verstehen, d a ß du nicht für uns arbeitest.«
»Dieser Di a m ant hat eine l a nge jüdische Geschichte.«
»Aber er gehört uns! Dieser Stein wurde uns gestohlen!«
»Es ist nicht das erste Mal, daß er gestohlen wurde, vergiß das bitte nicht, Peter.«
»Sollte ich m i ch so in dir g e täusc h t habe n ? Bist du ei n
Mann, der D i ebesgut kauft ? «
»Blut ist dicker als W a s ser«, sagte Harry. »Selbst wenn das W asser W eihwasser ist. Heute könnt ihr uns nicht m ehr zwingen, für euch zu arbeiten, oder bei lebendigem Leib verbrennen oder in einen Kerker werfen.«
»Das ist doch Bock m i st«, sagte Monsignore H arrington angeekelt. »Diese Zeiten sind doch längst vorbei. Aber ihr Juden könnt die Vergangenh e it wohl nie vergessen.«
» W i r lernen aus ihr. Bleiben wir doch noch einen Mo m ent bei der Vergangenheit, Monsignore. W i e ist denn die Kirche an diesen Dia m anten gekom m en? W es s en Eigentum war er, bevor er i h r in die
Weitere Kostenlose Bücher