Der Diamant des Salomon
es Bassin plät s che r t e.
»Es gibt hier einen unterirdischen Abfluß aus den regenreichen Gebieten. Jetzt ist der W asserfall recht dünn, aber im W i nter tost er richtiggehend.«
Vor Harry hätte Ta m ar den Ort nicht verteidigen m üssen. Schon einen Augenblick später hatte er sich seiner Kleider entledigt und w ar in das Bassin gesprungen. Er m achte ein erstau n t es Gesicht, als er be m erkte, daß das W asser ganz warm war.
Ta m ar lachte. »Eine heiße Quelle!« rief sie, legte am Ufer säuberlich ihre Kleider zusam m e n und stieg zu Harry ins W asser. W i nzige Fische blitzten silb r i g zwis c hen ihren Beinen auf. Harry legte sich auf den sandigen Boden des Bassins und ließ das W asser um seinen Kopf plätschern. Ta m ar hatte Sei f e m itgebrac h t und wusch sich unter dem Wasserfall d i e Haare. A uch Harrys Kopf schäu m te sie ein. Es war ein wundervoller Platz, um sich zu lieben, aber als Harry Ta m ar küssen wollte, e n tzog sie s i ch sei n er U m armung.
»Es gibt einen Kibbuz hier in der Nähe. Und eine Außenstelle der Gesellschaft für die Erhaltung der Natur. Jeden Moment kann hier je m and auftauchen.«
»Du bist zu praktisch ver a nla g t«, sa g t e er läch e l n d.
In der heißen Luft wurden ihre Körper rasch trocken. Als er wieder angezogen war, fühlte Harry sich besser.
»Bist du denn nicht praktisch veranlagt ? « fragte Ta m ar. Sie drehte sich zu ihm u m , während sie ihr He m d zuknöpfte. »Harry, du wirst doch nicht alles verderben, indem du plötzlich nicht m ehr praktisch denkst? Indem du alles ernst nimmst ? «
Das überraschte ihn. Das letzte, was er vorgehabt hatte, war, die Sache m it ihr ernst zu neh m en.
»Solche Gefühle m öchte ich für nie m anden m e hr e m pfinden«, sagte sie.
»Laß uns Freunde sein. Die sich ab und zu gegenseitig verwöhnen. Ist dir das praktisch genug ? «
Sie läc h elte ihn an. »Sehr praktisch.«
»Du gehst also keine r lei Verpflichtung ein.«
»Keine Rechtschreibung, keine Grammatik«, sagte sie und küßte ihn flüchtig, gerade als drei Männer m it Spaten ins Blickfeld k a m en, gefolgt von einem vierten, der einen Schubkarren voller Bananensetzlinge schob.
Die Männer begrüßten T a m ar und Harry m it einem freundlichen Shalom. Ta m ar lächelte Harry unschuldig an.
Als sie zurück zum Auto gingen, bewunderte H arry die schönen Dattelpal m en. »Sie heißen so wie du.«
»Ja, Tamar heißt ›die P a l m e‹. Vor l a nger Z e it tr u g die se r Ort den Na m en Hazazon-Tamar, was soviel bedeutet wie › W o die Pal m e gestutzt wird‹. Mit dem N a m en dieses Ortes hatte ich im Erdkundeunterricht nie Proble m e. Ich m erkte ihn m i r als ›wo ich m eine Haare ge s c h nitten bekom m e‹.«
Harry verließ die Oase nur ungern. Während er durch die wabernde Hitze langsam nach Masada zurückfuhr, hoffte er, daß Mehdi nicht in der Zwischenzeit dort gewesen war. Aber andererseits war es ihm auch egal.
Der Mann kam ihm i m m er unwirklicher vor; H arry war sich nic h t ein m al m ehr sicher, ob es diesen Yosef Mehdi wirklich gab.
Mit Früchten, Pitabrot und einem Krug Li m on a de stiegen sie wieder h i nauf aufs Plateau. Tamar setzte s i ch auf die kühle Terrasse des Herodes und arbeitete an einem Bericht für ihr Museu m . Harry, der etwas besser zu sehen sein wollte, suc h te sich e i n schattiges P l ät z chen in der Nähe der Bergstation der Seilbahn und schaute dort noch ein m al die Fotografien der kup f ernen Schriftrolle durch.
Etwa in der Mitte des Textes ließ ihn ein b estim m t er Absatz plötzlich stutzen. Er l a s ihn immer und im m e r wieder. Dann rannte er hinüber zur Terrasse des Herodes.
» W ie würdest du d i esen Ausdr u ck ü bersetze n ?« fragte e r Ta m ar.
Sie las die W orte, die e r ihr z e igte. »Mir sc h ei n t es haya kamt zu bedeuten.«
»Nicht haya koret?«
»Es könnte natürlich auch haya koret bedeuten. Da Vokale im Althebräi s ch ja nic h t ge s c h rieben wur d en, kann s t du es dir aussuchen.«
»Genau.« Harry vergaß sogar d i e Hitze. »Schau her, ich habe das bisher im m er al s haya koret gelesen, als die aktive Form des W ortes.« Er zeigte ihr seine Notizen.
»Und so habe ich den Absatz übersetzt:
An dem Ort, wo in der Nähe der Weinpresse die Bäume sich mit dem kleineren der bei d en Hügel im O sten s chneiden, liegt dreiundzwanzig Ellen tief im Lehm ein goldener Wächter.
Wenn wir aber anneh m en, daß dort haya kamt s t a t t haya koret s t
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