Der Diamant des Salomon
pra k tisch g l e i ch null, a b er er arbeitete trotzdem den Text noch ein m al durch, ersetzte W orte durch ihre Synony m e und veränderte die Satzstellung, während er weiterhin auf Yosef Mehdi wartete, den Mann, der ihn an einen Ort bringen s o llte, wo er e n tweder den Kaaba-Diamanten kaufen oder vielleicht für seine Sünden ans Kreuz g eschla g en werden würde.
Mittags ka m en nacheinander drei Touristenbusse an.
Ein kleiner Junge fragte Harry, ob er etwas verkaufen wolle. Aber die m eisten Leute schauten nur im Vorbeigehen kurz in sein Steinhaus, a l s wäre er ein uni n t eressa n t es Tier in einem Zoo.
Am Nach m i ttag fuhren sie alle wieder nach unten. Als die Seil b ahn danach wieder h e raufkam, entstieg ihr nur ein einziger Passagier, ein beleibter Mann, dessen Gesichtsausdruck eine Mischung aus Anstrengung und Freude war. Harry hatte den Eindruck, daß der Mann nur deshalb herauf nach Masada gekommen war, um sich zu Hause da m it zu brüsten, daß er seine tefillin in d e r ältesten Synagoge der W elt angelegt habe. Ein schwarzes Käppchen saß verwegen schief w i e der Hut eines Musketiers auf dem Kopf des Mannes, der sich m it einem vollgestopften Gebetsschal-Beutel aus blauem S a m t , auf d e m m it silbernem Faden ein großer Davidstern gestickt war, abschleppte. S o einen sackartigen Beutel hatte auch Harrys Vater fast immer bei sich gehabt. Mit ziemlicher Sicherheit befanden sich neben dem tallit und einem Satz Gebetsrie m e n noch ein paar andere Dinge in dem Beutel, ein Päckchen Kaugummi viell e icht, eine Orange, ein Apfel oder eine Rolle Drops.
Harry lächelte, als der Mann näher kam.
»Sie ist da drüben.«
» W as?«
»Die Synagoge.«
Der Mann stellte seinen Beutel auf dem Boden ab und streckte Harry eine feiste, sorgfältig m anikürte Hand entgegen. »Ich bin Mehdi, Mr. Hope m a n«, sagte er.
Mehdi ließ sich unter Ächzen und Stöhnen auf dem Boden nieder und lächelte kläglich. » S eien Sie froh, daß Sie keine Gewichtsprobleme haben. Ich kann Ihnen nicht sagen, was ich durch m ache.«
Der Mann faszinierte H arry. »Haben Sie den Dia m ante n ? «
»Hier, bei m i r? Nein.«
» W ann kann ich ihn dann sehen ? «
Mehdi b lic k t e z u r S e ite. »Es gibt da gewisse Schwierigkeiten.«
Harry wart et e.
» W ir m üss e n uns auf ein Mini m u m einigen.«
Harry war schockiert. »Meinen Sie d a m it etwa ein unterstes Angebot ? «
»Ja. Und z w ar zwei Millionen Dreihunderttausend Dollar.«
Harry schüttelte den Kopf. »Das hä t t en Sie m i r vor m einem Abflug aus New York m itteilen müssen.«
Mehdi nickte schuldbewußt und mu r m elte, daß er nun auch nichts m ehr tun könne.
»Hören Sie zu«, sagte Harry. »In den vergangenen zwanzig Ja h ren haben Sie m i ndestens vier Steine verkauft. Und ich weiß, daß sich in Ihrem Besitz noch einige weitere Dia m anten befinden, die Sie in Zukunft nacheinander auf den Markt bringen wollen.«
Mehdi blinzelte ihn gelassen an. »Sie scheinen ja eine Menge über m i ch zu wissen.«
»Das stimmt.« Harry beugte s i ch vor. »Und eines kann ich Ihnen versprechen: Wenn Sie versuchen sollten, m i ch reinz u legen, dann wer d e ich alles in m einer M acht Stehende tun, da m it es für Sie verdam m t ung e mütlich wird, wenn Sie irgendwo in der westlichen W elt jemals wieder einen Dia m anten verkaufen wollen.«
»Auch ich weiß einiges über Sie, Mr. Hope m a n. Besonders, welchen Einfluß Sie im Dia m antengeschäft haben. Aber ich m ag keine Drohungen.«
»Das ist keine Drohung«, sagte Harry. »Im Vorstandszim m er einer jeden Dia m ant e nbörse gibt es einen langen Konferenztisch. Und an dem tagt regel m äßig eine Art Standesgericht. W enn ein solches G ericht davon überzeugt ist, daß die Vorwürfe geg e n eine bestim m t e Person zu Recht erhoben wurden, kann es diese Person von Geschäften m it sä m tlichen anerkannten Dia m antenhändlern auf der ganzen Welt ausschließ e n. Natürlich kann derjenige m it ein e m s olchen Bann belegte Mann seine Steine im m er noch über weniger seriöse Kan ä le auf den Markt bringen, dabei wird er sich aber m eistens auch m it einem Bruchteil des auf d e m no r m alen Markt erzielbaren Preises zufriedengeben müssen.
Sie haben m i ch um die hal b e W elt hierh e rk o mmen lassen, Mr. Mehdi, und m i r nicht unerhebliche Mühen und Unbequ e m lichkeiten zuge m utet. Dafür haben Sie m i r versprochen, daß ich den Kaaba-Diamanten untersuchen und ein Angebot abgeben
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