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Der Diamant des Salomon

Der Diamant des Salomon

Titel: Der Diamant des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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sie den potro an. Dabei legen sie einem Seile um den nackten Leib und die Glieder und binden einen damit an einen stabilen Rahmen. Dann stecken sie St ö cke in die Seile und dre h en sie so, daß sich die Fesseln immer enger ziehen.« De Mariana lächelte freudlos. »Und ich hatte i m mer geglaubt, ich würde einen standhaften Märtyrer für meinen Herrn Jesus Christus abgeben. Aber es genügten nur zwei Umdrehungen, dann gestand ich alles, was sie von mir hören wollten.«
    Es war still in der Zelle. »Was war deine Strafe?«
    »Ich wurde von der Universität gewiesen und mußte mich sechs Freitage hintereinander öffentlich mit einem Hanfseil geißeln. Außerdem wurde mir verboten, ein öffentliches Am t zu bekleiden, Geld zu wechseln oder einen Laden zu eröffnen, auch durfte ich nicht als Zeuge auftreten. Bei der nächsten Verfehlung, sagten sie, würde ich auf den Scheiterhaufen ko m m en. Ein Jahr und sechs Monate mußte ich den sanbenito tragen, und schließlich mußte ich der Inquisition noch das Geld erstatten, das sie meine Einkerkerung angeblich gekostet hatte. Meine Frau und ich mußten eine kleine Farm verkaufen, um die Schulden zu bezahlen.«
    Vidal räusperte sich. » L ebt deine Frau noch?«
    »Ich glaube, daß sie tot ist. Sie war alt und krank, und ich habe ihr großen Kummer bereitet. Nachdem ich meine Strafen abgebüßt hatte, muß t e ich mein Büßergewand in meiner Pfarrkirche abgeb e n, damit es dort ständig zusammen m i t den sanbenitos der anderen rückfällig gewordenen Juden aus g estellt wer d en konnte. Meine Frau schämte sich so …« De Mariana seufzte.
    »Es gab noch andere Katastrophen, große und kleine. Mein Herbarium wurde noch vor seiner Vollendung auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt.«
    »Dann hast du es nicht fertiggeschrieben?«
    »Oh, es wurde vollendet. Die konfis z i erte Tora brauchte ich nicht mehr dazu, denn ich hatte ja meine Übersetzung. Also schrieb ich weiter. Ich da c hte daran, es vielleicht im Ausland herauszugeben. Oder in Spanien, falls dieser Wahnsinn einmal vorübersein sollte.«
    »Du wirst es in Gent veröffentlichen, Vetter.«
    De Mariana schüttelte den K opf. »Sie werden mich nie gehen lassen.«
    »Sie haben es mir versprochen.«
    »Daß sie mich freilassen werden?«
    »Daß sie besondere Milde walten lassen werden.«
    »Aber nein, du verstehst nicht, was das heißt. B esondere Milde bedeutet bei denen, daß sie mich erdrosseln, kurz bevor sie den Scheiterhaufen anzünden. Sie glauben, daß nur die Flammen meine Seele f ü r den Eintritt ins Paradies reini g en k ö nnen. Das a lles wäre nicht so schlimm, wenn sie nicht an das glauben würden, was sie tun.«
    Vidal spürte, wie auf einmal Übelkeit in ihm auf s tieg.
    »Eines kann ich noch i m m e r nicht verstehen. Wenn du zu Hause im stillen Kämmerl e i n an deinem Buch gearbeitet hast, wie kam es dann, daß du ein zweites Mal verhaftet wurdest?«
    De Mariana richtete sich halb auf und starrte Julius böse on. Seine Augen hatten einen wilden Ausdruck. »Meine Juana war es nicht, die mich denunziert hat! Es war nicht meine Tochter!« schrie er.
    In seinem ganzen Leben hatte Vidal bisher nur drei wirklich große Steine gesehen. D e r erste war ein un r egelmäßig geformter Diamant ge w esen, der K arl dem Kühnen, dem Herzog von Burgund, gehört hatte. L odewyck hatte ihn geschliffen, noch bevor Julius zu ihm in die Leh r e gekommen war. Etliche Jahre spät e r war der Stein zum Reinigen zurück in die Werkstatt gekommen, und Julius war sehr beeindruckt von den symmetrischen Facetten gewesen, die die gesamte Vorder- und Rückseite des Diamanten bedeckt hatten. »Wie konntest du ihn bloß so perfekt schleifen, Onkel?«
    »Mit Vor s icht«, hatte Lodewyck ge a ntwortet.
    Und er hatte Erfolg damit gehabt. Das Feuer dieses Juwels, dem man mittl e rweile den Namen »der Fl o renti n er« gegeben hatte, hatte den Wohlhabenden und Mächtigen mitgeteilt, daß ein gewisser Jude in Brügge das Geheimnis entdeckt hatte, wie man aus kleinen, wertvollen Steinen glit z ernde Wunderdinge machen konnte.
    Als Vidal schon einige Jahre bei ihm in der Lehre gewesen war, h a tte sein On k el e inen z w eiten großen Stein für den Herzog geschliffen. Es war auch ein unge w öhnlicher Diamant gewesen, dünn und lang, mit einem Gewicht von vierzehn Karat. Van Berquem hatte ihn geschliffen und in einen goldenen Ring gefaßt, den der Herzog Papst Sixtus in Rom als Geschenk übersandte. Julius war damals ein Teil

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