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Der Diamant des Salomon

Der Diamant des Salomon

Titel: Der Diamant des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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wußte nicht, wie er damit umgehen s o lle. Eine Waffe mit kürzerer Klinge war da schon eher etwas für den Schneider. So kaufte er sich einen k u rzen Dolch aus Toledo-Stahl und befestigte ihn an seinem Gürtel. Dann suchte er bei einem Pelzhändler ein besonders gut präpariertes Schafsfell aus. Als Julius damit wieder ins Gefängnis kam, war der Arzt schon gegangen. Er hatte De Mariana an der Brust geschröpft und zur Ader gelassen. Jetzt lag der alte Mann noch mehr geschwächt als vorher auf seiner Pritsche und war kaum mehr in der Lage zu sprechen. Vidal hüllte ihn in das Schafsfell und ging zu seinem Diamanten.
    De Costa legte den Stein auf den Tisch und lächelte.
    »Das ist ein besonderes St ü ck« brachte Vidal mit Mühe hervor. Der Diamant war viel größer als alle, die er bisher geschliffen hatte.
    »Wie lange wird es dauern?«
    »Ich arbeite langsam.«
    De Costa beäugte ihn mißtrauisch.
    »Man kann einen solchen großartigen Stein nicht hastig bearbeiten. So ein Schliff will sorgfältig ge p l a n t werden, und das braucht Zeit.«
    »Dann mußt du sofo r t b eginnen.« A nscheinend wollte er Vidal beim Schleifen zusehen.
    »Ich kann nur arbeiten, wenn ich allein bin.«
    De Costa zeigte offen sei n e Verachtung. »Brauchst du dafür bestimmte Materialien?«
    »Ich habe alles dabei«, antwortete Julius.
    Als er allein war, wurde alles nur noch schlimmer.
    Der Stein lag vor ihm wie ein riesiges E i . Julius haßte ihn ber e its a uf den e rst e n Blick. Er hatte n i cht d i e leis e ste Ahnung, was er mit ihm machen sollte.
    Am nächsten Tag war De Mariana immer noch nicht kräftiger als am Vortag kurz nach dem Aderlaß, aber er freute sich, als er Julius sah.
    Sein Gesicht war stark gerötet, und er hustete grauen Schleim.
    Vidal gab sich betont zuversic h tlich. »Wenn ich dich erst einmal nach Gent gebracht habe, wirst du dich schnell erholen. Dort kann ein Jude wenigstens frei atmen.«
    Die blauen Augen schienen Julius durchbohren zu wollen.
    »Ich bin ein Christ.«
    »Auch nach … all dem hier?«
    »Was haben diese Menschen mit Jesus zu tun?«
    Vidal sah ihn erstaunt an. »Wenn du so ein überzeugter Christ bist, worin bestand dann dein Rückfall ins Judentum?«
    De Mariana bat Julius, ein paar der auf dem Boden verstreuten Blätter aufzuheben. »Das, woran mein ganzes Herz hängt. Ein Herbarium der bekannten Fl ora.« Er zeigte Vidal Seiten mit Ze ichnungen von Pflanzen. Darunter standen der lateinisc h e und der umgangssprachliche Name des Gewächses, wo es hauptsächlich wuchs und was es für einen Nutzen für den Menschen hatte.
    »Ich wollte auch ein K apit e l über Pflanzen schreiben, die es schon zu biblischen Zeiten gab. Aber die Bibelübersetzungen sind alle schlecht, also kaufte ich mir, um sicherzugehen, eine Schriftrolle.«
    »Eine Tora?«
    »Ja. Ich kaufte sie ganz offen. Ein Priester, der Hebräischlehrer war, übersetzte sie mir. Eine ganze Weile ging das ohne jedes Problem. Aber i c h w eiß mehr über die medizinische Wirkung von Kräu t ern als die meisten anderen.
    Und so fragten meine Kollegen und meine Studenten mich immer, wenn ihnen etwas fehlte, nach einem Heilmittel. So fungierte ich praktisch als A rzt, obwohl ich keiner bin. Eines T ages sagte ein Bischof, der die Universität besuchte, so laut, daß m eine Studenten es hören konnten, daß dies typisch für einen Juden sei. Nun, ich bin ein strenger Lehrer, manchmal vielleicht ein wenig unnachgiebig …«
    »Hat einer deiner Studenten dich denunziert?«
    »Ich wurde verhaft e t, Vetter. M e in Überset ze r-Prie s ter war gestorben, und ich war auf einmal ein neuer Christ, in dessen Besitz sich eine hebräische Tora befand. Sie warfen mich in den Kerker und sagten, ich solle ein Geständnis ablegen, wenn ich n i cht in die Hölle kommen wolle.
    Aber was hätte ich gestehen sollen? Schließlich zwangen sie mich zuzusehen, wenn andere gefoltert wurden. Sie haben da drei Lieblings m ethoden. Bei der garr uc ha werden dem Gefangenen schwere Gewichte an die Füße gebunden, bevor man ihn ganz langsam an den Handgelenken mit einer Art Flaschenzug hochzieht. Dann lassen sie i hn ganz plötzlich ein Stück herunterfallen und bremsen den Fall so abrupt, daß dem Unglücklichen dabei oft ein Arm oder ein Bein abgerissen wird. Bei der to c a wird das liegende Opfer festgebunden, ihm wird der Mund aufgerissen und ein Leintuch in den Hals gesteckt. Damit füllen sie dann große Mengen von Wasser in seinen Magen.
    Bei mir wendeten

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