Der Diamant im Bauch der Kobra
Farbfoto. „Die beiden kennt ihr ja.“
Das Bild zeigte Sheila und
Bill, beide im Penner-Look. Sheila lächelte schief. Bill fletschte die Zähne.
Schade um das Zelluloid, dachte
Gaby und wollte das Bild am Tim weitergeben. Aber sie zog die Hand wieder
zurück und starrte auf Bills Füße.
Das Penner-Pärchen war aus nächster
Nähe abgelichtet. Gaby erkannte Einzelheiten — sozusagen den Schmutz unter den
Fingernägeln. Beide trugen ruinenartige LET’S GO-Turnschuhe. Sheila hatte rote,
Bill blaue.
„Spinne ich?“ Sie hielt Tim das
Foto hin. „Sieh dir seine Turnschuhe an! Der linke kommt mir bekannt vor. So
wie da die Löcher verteilt sind — das Muster finden wir kein zweites Mal.“
Tims Blick wurde starr. „Du
hast Recht! Dieser Mistkerl! Dann ist er unser Einsteigdieb.“
Joan wurde blass wie
Sauermilch. „Um Himmels willen! Meint ihr wirklich? Aber wenn ihr euch täuscht?
Penner sind nicht zwangsläufig Diebe. Andererseits... wollten sie ins Clubhaus
einbrechen. O weh! Für mich wäre es eine große Enttäuschung, wenn mein Bemühen
so wenig Früchte trägt.“
„Das wird dir nicht erspart bleiben.“
Tim stand auf. „Girlies, zur Brigland-Villa!“
Joan lenkte ihren
Pritschenwagen durch den Ort. Als sie vor der alten Villa hielten, bemerkte Tim
eine Bewegung hinter einem Parterre-Fenster.
„Sie scheinen da zu sein.
Bleibt immer einen Schritt hinter mir. Ist sicherer für euch, falls der Bursche
rabiat wird.“
Sie stiegen aus. Die Straße war
leer, weit und breit niemand zu sehen. Es ging auf Mittag. Die Luft war heiß
und schwer. Kein Vogel sang, obwohl der Garten voller Bäume war. Die Sonne
malte kurze Schatten auf den Boden.
Tim trat als Erster durch den
Eingang.
Sie waren beide da. Aber sie
wären nicht mehr lange geblieben. Offenbar stand ihnen der Sinn nach einem
Ortswechsel. Wahrscheinlich wurde hier der Boden zu heiß unter ihren
weitgewanderten Füßen. Jedenfalls packten die beiden ihre Klamotten zusammen,
schnürten rucksackähnliche Bündel und schienen es eilig zu haben.
Jetzt hielten sie inne.
Feindselige Mienen wandten sich
Tim, Gaby und Joan entgegen.
„Oh!“ Tim blieb die Spucke weg.
„Ich glaube“, flüsterte Gaby,
„mich rammt ein Schmetterling. Habe ich eine Sinnestäuschung, Tim? Oder sehe
ich richtig?“
„Du siehst richtig“, antwortete
er dumpf.
Beide starrten Sheila an. Sie
war neu eingekleidet. Keine Spur mehr von dem speckigen Rock und dem löcherigen
Militär-Pulli. Nein! Jetzt trug sie Gabys Jeansrock und — Tims Hemd.
Denn das Brusttaschen-Monogramm
PC an jenem bedeutet nichts anderes als Peter Carsten, wie Tim offiziell heißt.
*
Polizei-Chef Law saß hinter
seinem Schreibtisch, paffte eine Zwei-Dollar-Zigarre und war zufrieden mit
sich. Das erste Verhör überließ er immer seinen Leuten. Webster würde
auspacken, was noch ungeklärt war. Zum Beispiel, ob er Helfershelfer hatte. Und
woher er wusste, dass ausgerechnet heute soviel Geld in der kleinen Bankfiliale
auf Auszahlung wartete.
Law hatte seine Zigarre erst
zur Hälfte geraucht, als ein Detektiv-Sergeant eintrat.
„Wir haben eine Neuigkeit,
Chief. Der Coup wurde ausbaldowert. Aber nicht von Webster, sondern von einem
gewissen Bill Twain. Ist ein Penner. Seit einiger Zeit hält er sich hier auf.
Durch Zufall hat er gehört, wie das bei der Western-Bank läuft. Er hat
Einzelheiten ausgespäht und dann unseren Freund Webster verständigt. Hat ihm
sozusagen den Tip verkauft. Webster ist total fertig. Dass er sich von Collins
so aufs Kreuz legen ließ, hat ihm den letzten Schneid abgekauft. Außerdem ist
er gehässig. Dem macht es Spaß, Twain in die Pfanne zu hauen.“
„Und der hält sich hier auf.
Wo?“
„Das weiß Webster nicht. Aber
Twain wäre immer in Begleitung einer jungen Schlampe.“
Der Polizei-Chef beugte sich
vor. „Moment mal! Die kleine Collins hat doch ein Penner-Pärchen in der
Brigland-Villa einquartiert. Ob die das... sind?“
Das letzte Wort kam verzögert,
denn das Schrillen des Telefons hatte ihn abgelenkt. Er meldete sich.
„Hallo, Mr. Collins.“ Er
lauschte. „Wie bitte? Ja, erzählen Sie!“
Als Joans Opa geendet hatte,
sagte Law: „Ich schicke sofort einen Wagen zu Ihnen. Und... ja, ich komme
selbst. Bis gleich.“
Er legte auf und wandte sich an
seinen Kollegen. „Collins wurde bestohlen. Der Dieb hat sich im Garten
versteckt und ist durch die geöffnete Terrassentür eingedrungen, während
Collins an der Haustür war. Seine
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