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Der Diamant im Bauch der Kobra

Der Diamant im Bauch der Kobra

Titel: Der Diamant im Bauch der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Freunde, dass es
den Diamanten vermutlich nicht mehr gab, dass er in kleine Stücke zerlegt war
oder — im günstigsten Fall — inzwischen im Besitz eines nahöstlichen Neureichs,
eventuell eines Ölscheichs, gelandet war, wo er den Bauchnabel seiner
Lieblingsfrau zierte — oder den einer festangestellten Bauchtänzerin.
    Die Villa hatte zwölf Räume,
aber an die Briglands erinnerte nichts mehr.
    Als macht es sich die Zeit zur
Aufgabe, dachte Tim, alle Spuren dieser Familie zu verwischen. Hoffentlich
heiratet Mike und legt mit ‘ner Familie einen neuen Grundstein.
    Abends lud Samuel Collins die
Kids zu sich ein. Ein Essen zu viert in seinem gemütlichen Haus. Auch dem Opa
wurde alles berichtet und er revanchierte sich mit Infos über Patrick Norman
Brigland, Mikes Vater, der ja von Ende 1935 bis 1978 hier gelebt hatte.
    „Schon mit 19“, erzählte
Collins schmunzelnd, „hat sich Norman in Cathrin Fitzgerald verliebt. Sie war
fünf Jahre jünger. Auf dem College haben die beiden geheiratet. Norman wurde
Anwalt — und zwar ein guter. Cathrin war Lehrerin, aber nur kurze Zeit. 1960
wurde Eliza geboren, deren tragisches Schicksal euch ja bekannt ist, und drei
Jahre später kam Mike zur Welt.“
    „War hier vom Blue Truth nie
die Rede?“, fragte Tim.
    „Nie. Als Bürgermeister ist mir
damals alles zu Ohren gekommen. Springfield ist nicht New York. Hier kennt
jeder jeden und auch dessen Sünden. Das sind die Nachteile“, er grinste, „der
Provinz.“
    „Ist bei uns nicht anders.“
    Collins schien nachzudenken,
während er den Kids zum fünften Mal die Gläser mit Cola light füllte.
    „Mit Norman“, sagte er, „habe
ich mich oft unterhalten. Er erzählte gern von seiner Jugend in eurer Stadt.
Auch von seinen Eltern, die er sehr geliebt hat. Auch die Tierpräparate seines
Vaters hat er erwähnt. Es muss eine umfangreiche Sammlung gewesen sein. Ich
erinnere mich, dass er mir in dem Zusammenhang die Kobra geschenkt hat. Die
verrückte Idee, dass in einem Tierpräparat der Edelstein versteckt sein könnte,
ist aber wohl nur in Mikes Kopf entstanden. Norman wäre nie auf die Idee
gekommen. Er war ein nüchterner, klar denkender Jurist — ohne romantische
Anwandlungen.“
    „Er hat dir eine Kobra
geschenkt?“, fragte Joan erstaunt — und kam damit den Fragen ihrer Freunde
zuvor.
    Collins nickte. „Aber keine
lebende. Ein Präparat.“
    Wohl sowas wie wir in
Mortibodis Anbau entdeckt haben, dachte Tim.
    „Die habe ich ja nie gesehen,
Opa!“ Joan war entrüstet.

    Er lachte. „Wozu auch? Zum
Spielen für meine kleine Enkelin war das nichts. Puppen und Teddybären habe ich
dir geschenkt.“
    „Die habe ich noch immer.“
    „Diese Kobra“, lenkte Tim aufs Thema
zurück, „ist also ein Präparat. Woher hatte Mikes Vater das Ding?“
    „Keine Ahnung.“
    „Vielleicht mitgebracht aus
Deutschland — aus der Sammlung seines verstorbenen Vaters?“
    „Das glaube ich nicht. Solche
Präparate gibt’s hier massenhaft in Souvenir-Läden. Ausgestopfte Kleintiere und
Klapperschlangen.“
    „Die Klapperschlange“, sagte
Tim, „ist nordamerikanisch. Aber die Kobra ist hauptsächlich in Indien
beheimatet.“
    „Stimmt. Trotzdem kannst du
hier auch Kobras kaufen. Vermutlich weil sie attraktiver sind mit ihrem
geblähten Hals.“
    „Und wo hast du sie jetzt?“,
fragte Joan.
    „Ja — wo?“ Ihr Opa überlegte.
„Ich muss sie noch haben. Im Keller oder auf dem Speicher. Ich habe das
Geschenk damals angenommen — ich glaube, Norman hielt’s für einen Ulk — , aber
hingerissen war ich nicht. Ich mag Tiere lieber, wenn sie leben — sogar
Schlangen.“
    „Ist genau unsere Meinung“,
nickte Gaby. „Und dafür gehen wir notfalls auf die Barrikaden.“
    Tim ließ nicht locker.
„Trotzdem würde ich mir diese mumifizierte Schlange gern ansehen. Man kann ja
nicht wissen — vielleicht befand sie sich bei Patrick Norbert im Handgepäck,
als der in jenem Schicksalsjahr hier ankam. Vielleicht wusste sein Vater Baldur
gar nicht, dass der Sohn sie eingepackt hatte — als Erinnerungsstück an die
alte Heimat. Und vielleicht wurde ihr, der Schlange, jener Super-Brilli
einverleibt. Denn ein Versteck hinter Giftzähnen würde ich als sehr sicher
einstufen.“
    Alle lachten. Gaby sagte was
von der blühenden Phantasie ihres Freundes. Und Collins brachte das Problem auf
den Punkt.
    „Also, ich suche das Vieh. Wenn
ich’s finde, gehört die Kobra euch. Doch, doch, keine Widerrede! Ihr könnt sie
dann untersuchen,

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