Der dicke Löwe kommt zuletzt
Ihnen mindestens fünf ausverkaufte Vorstellungen in Neulöwenburg...«
»Nun mal langsam, verehrte Dame!« rief der Zirkusdirektor verblüfft. »Vorläufig verstehe ich nur Bahnhof, ich meine, gar nichts, hahahaha! Was hat es mit diesem Krozeppdingsda auf sich, und warum soll ich es kaufen?«
»Jetzt spreche ich, Frau Wißtihrschon«, antwortete Totokatapi bestimmt. Er erklärte dem Zirkusdirektor alles genau, und der Zirkusdirektor kräuselte nachdenklich die Stirn. Er zog an seiner Zigarre und strich die Asche an seiner Stiefelsohle ab. Endlich sagte er: »Ja — aber...«
»Kein Aber!« Frau Wißtihrschon ließ sich nicht mehr zurückhalten. Und schließlich gelang es ihr, den Zirkusdirektor dazu zu bringen, sich das Krozeppon anzusehen.
Sie fuhren zum Kaufhaus. Und als der Zirkusdirektor sah, wie viele Menschen vor dem Schaufenster standen, nur um das eigenartige Luftfahrzeug zu betrachten, als er es dann selber eingehend betrachtet hatte, als ihm Frau Wißtihrschon noch einmal fünf, nein sechs ausverkaufte Vorstellungen versprochen hatte, denn sie wollte selber von Tür zu Tür gehen und die Karten verkaufen, und als sie ihm endlich auch noch erklärt hatte, wie praktisch und werbewirksam es sei, daß er das Krozeppon ja immer, schon bevor er in einer Stadt spielen wollte, über diese Stadt fliegen lassen könnte, um Flugblätter abzuwerfen und... Und da sagte er endlich: »Ich nehme es!«
»Vielleicht kauft er es nur, um Frau Wißtihrschon zum Schweigen zu bringen«, vermutete Totokatapi.
Aber — gleichgültig: Das Krozeppon wurde in den Zirkus gebracht und machte sich dort wirklich glänzend bezahlt.
Aber das ist eine Geschichte für sich.
Dok konnte sich nun ein neues rotes Sportflugzeug kaufen. Der Betrag, den der Zirkusdirektor bezahlte, reichte zwar nicht ganz, aber Dok hatte noch etwas gespart. Und Totokatapi steuerte dazu bei, weil es ihm nützlich erschien, das Flugzeug manchmal für eine Einkaufsreise benutzen zu können. Und — er war entschlossen, auch nach Sultanien zu fliegen.
Er bestellte das Flugzeug telefonisch bei der Fabrik. Schon am nächsten Morgen wurde es geliefert.
Vor dem Abflug unterhielt sich Totokatapi noch ernsthaft mit Frau Wißtihrschon. Sie hatte ihn von ihren Fähigkeiten so überzeugt, daß er sie bat, ihn zu vertreten.
»Wißtihrschon«, jubelte sie, »das ist schon lange mein Herzenswunsch aber ich habe mich nie getraut ihn auszusprechen ihr könnt mir das Kaufhaus anvertrauen solange ihr wollt ich werde Umsätze machen von denen ihr noch nicht einmal geträumt habt...« Totokatapi verließ sie rasch! Und sie machte sich sogleich an die Arbeit.
Totokatapi aber nahm sein Cello, packte es in den großen Kasten und begab sich zu der grünen Wiese hinter Doks Haus, wo der Flugzeugschuppen stand. Das Flugzeug war auch schon da, so rot, wie es bestellt worden war. Dok wartete auf Totokatapi, er hatte einen Koffer mit Medikamenten in der Hand, und auf seiner Schulter saß Ka.
Viele Leute und Kinder waren gekommen, um den Start mitzuerleben. Der Polizist Poch sauste mit ausgebreiteten Armen um die Wiese herum, um sie zurückzudrängen.
Zunächst gab es einige Hindernisse, denn Totokatapi stellte den Cellokasten auf seinen Sitz, aber dann paßte er selbst nicht mehr hinein, und dann nahm er das Cello wieder heraus und stieg selber ein, aber nun hatte er keinen Platz für das Instrument. Und Dok schob den Koffer unter seinen Sitz, und dann mußte ein windgeschützter Platz für Ka gefunden werden, damit der kleine Vogel nicht hinausgeweht wurde — aber schließlich waren sie soweit. Der Cellokasten lag vor Totokatapi auf dem Flugzeugrumpf, und Totokatapi umklammerte ihn mit beiden Armen, Ka saß auf dem Koffer unter Doks Sitz — zwar dunkel, aber behaglich — , und Dok zog sich die Ledermütze über und warf den Propeller an. So rumpelten sie mit Gebrause über die Wiese mit den vielen Maulwurfshügeln, und als Totokatapi gerade fürchtete, sie würden am Zaun von Herrn Krumes Garten zerschellen, hob der rote Motorvogel ab und stieg steil in den Himmel.
Gott sei Dank, dachte Ka, noch einen Hupser mehr hätte ich nicht überlebt. Er hatte sich bei jedem Maulwurfshügel heftig den Kopf gestoßen.
Seenot
Als Löwe in der Nacht Sultanien in Abdullas Segelboot verließ, war er ganz erfüllt von dem Wunsch, seinen Sultan zu befreien — und natürlich auch das Kamel. Er dachte an nichts anderes, nicht einmal an die Gefahren der Seefahrt.
Er war ja nicht das erste Mal
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