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Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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eleganteste Zimmerflucht, die das Hotel zu bieten hatte. Im Wohnzimmer standen vor einem offenen Kamin Möbel aus dunklem Holz. Erdtöne mit burgunderroten und blauen Akzenten verliehen dem traditionellen türkischen Stil einen orientalischen Touch. Es gab eine vollständig eingerichtete Küche, ein Esszimmer und eine große Bar, in der es an nichts fehlte. Drei Gepäckstücke standen vor der Marmortreppe, die in den zweiten Stock führte, wo sich zwei Schlafzimmer befanden, die jeweils über ein eigenes Bad und ein kleines Büro verfügten.
    Breite Rundbogenfenster, die vom Fußboden bis zur Decke reichten, sowie drei Balkone gewährten einen traumhaft schönen Blick auf die Hagia Sophia, den Topkapi-Palast und das Umfeld der antiken Metropole. Sie komplettierten eine Szenerie, die den exotischen Luxus der guten alten Zeit widerspiegelte.
    Busch und Cindy genehmigten sich an der Bar einen Drink. Busch lächelte, als er seinem Freund in die Augen schaute. Er hatte ihn seit langer Zeit nicht mehr so glücklich gesehen.
    »Ich habe uns auch ein Zimmer besorgt«, sagte Busch und grinste dabei über beide Ohren.
    »Ich dachte, du wärst nicht so versessen darauf, hierzubleiben«, gab Michael zurück. »Wo ist denn das Zimmer?«
    »Am anderen Ende des Flurs.« Busch grinste noch breiter. »So teuer es auch ist, ich glaube, es ist die Sache wert.«
    Michael blickte seinen Freund an und wartete auf die Pointe.
    »Willst du wissen, warum ich so viel Spaß habe?«
    Michael nickte.
    »Sieh dich um«, erwiderte Busch. »Schau dir die Fenster an, die Türen. Kannst du es riechen? Ich weiß, dass du ein feines Gespür hast für solche Dinge … solche Örtlichkeiten.«
    Langsam drehte Michael sich um, ließ den Raum auf sich wirken, die Marmordiele, die hohen Decken. Er hatte es unten in der Halle gespürt, war sich aber nicht sicher. »Entgeht mir hier irgendwas?«
    »Dieses Fünfsternehotel war früher ein Gefängnis.« Busch brach in schallendes Gelächter aus.
    Michael konnte die Belustigung seines Freundes nicht teilen. Er hatte es in der Eingangshalle gespürt, in den Korridoren, und es lag ihm schwer im Magen. »Findest du das witzig?«
    KC lächelte. »Komm, das ist wesentlich besser als meine letzte Behausung.«
    »Macht ihr nur weiter eure Witze.« Kopfschüttelnd lief Michael zur Bar und schenkte sich einen Scotch ein.
    Simon saß im Esszimmer am Tisch und las ein handschriftliches Manuskript; seine verschlissene braune Aktentasche, die fast aus den Nähten platzte, stand offen vor ihm. Er blickte auf und schaute Michael an. »Na, wie war euer Rendezvous?«
    »Es war kein Rendezvous«, erwiderte Michael. »Sie hat mir nur die Sehenswürdigkeiten gezeigt.«
    »Die Sehenswürdigkeiten?«, wiederholte Simon mit wissendem Blick.
    »Was für Sehenswürdigkeiten?«, fragte Cindy.
    Simon und Busch schauten zu KC und Michael hinüber und grinsten beide.
    »Was geht hier eigentlich vor?«, fragte Cindy.
    »Wir haben bloß einen Spaziergang gemacht.«
    »Wirklich?« Cindy blitzte KC wütend an. »Jeder scheint zu wissen, was hier abgeht, nur ich nicht.«
    »Du hast es doch gehört«, sagte KC. »Wir haben einen Spaziergang gemacht, mehr nicht.« Der Anflug von Zorn, der in ihrer Stimme lag, machte der Fragerei ein Ende.
    Es wurde still im Raum. Die beiden Schwestern sahen einander an.
    »Am besten, wir lassen euch eine Weile allein, damit ihr euch unterhalten könnt«, schlug Busch vor und erhob sich. »Wenn ihr schon meint, das hier wäre ein schönes Zimmer, dann wartet erst mal ab, bis ihr den Blick aufs Wasser seht, den ihr von unserem Zimmer habt.«
    »Und wer bezahlt für den Ausblick?«, fragte Michael und nippte an seinem Drink.
    »Ich hatte eigentlich gedacht, das würdest du tun, weil du dich gern erkenntlich zeigen möchtest. Dafür, dass du mich um die halbe Welt geschleppt hast – wieder mal.«
    Gemeinsam gingen Michael, Simon und Busch zur Tür.
    Michael drehte sich noch einmal zu KC um. »Wir fliegen morgen in aller Frühe los. Du solltest wirklich mit uns kommen.«
    »Um wie viel Uhr möchtet ihr gern zu Abend essen?«, fragte KC, ohne auf seine Worte einzugehen.
    Frustriert schüttelte Michael den Kopf und ging.
    »Wir treffen euch gegen sechs«, erwiderte Busch im Namen seines Freundes.
***
    Als die Tür ins Schloss fiel und die beiden Schwestern endlich allein waren, veränderte sich Cindys Gesichtsausdruck. Die Überheblichkeit verschwand, und ihre wahren Gefühle traten hervor. »Ich verstehe nicht, wie du

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