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Der Dienstagabend-Club

Der Dienstagabend-Club

Titel: Der Dienstagabend-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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vorsichtig herum. Er beugte sich über ihn und schaute ihm prüfend ins Gesicht.
    Dann sprang er abrupt auf, er schwankte ein wenig bei dem Versuch, zu gehen.
    ›Herr Doktor – um Gottes willen, kommen Sie, Herr Doktor. Ich glaube – ich fürchte, er ist tot.‹
    Symonds rannte sofort hin, und Elliot kehrte langsamen Schrittes zu uns zurück. Er betrachtete seine Hände mit einem merkwürdigen Blick, den ich nicht verstand.
    In diesem Augenblick stieß Diana einen wilden Schrei aus.
    ›Ich habe ihn getötet!‹, rief sie. ›Oh, mein Gott! Ich wollte es nicht, aber ich habe ihn getötet.‹
    Mit diesen Worten wurde sie ohnmächtig und sank auf das Gras, wo sie wie ein Häufchen Elend liegen blieb.
    Mrs Rogers schrie auf.
    ›Ich möchte fort von diesem grässlichen Ort‹, jammerte sie. ›Hier kann einem ja alles Mögliche passieren. Oh, wie furchtbar!‹
    Elliot packte mich an der Schulter.
    ›Das ist einfach nicht wahr‹, murmelte er. ›Ich sage Ihnen, es ist unmöglich. Auf solche Weise kann niemand getötet werden. Es ist – es ist gegen die Natur.‹
    Ich versuchte, ihn zu beruhigen.
    ›Es gibt sicher eine ganz vernünftige Erklärung dafür. Ihr Vetter litt vielleicht an einer Herzschwäche, von der niemand etwas wusste. Und der Schock und die Erregung –‹
    Er unterbrach mich. ›Sie haben mich nicht verstanden.‹ Mit diesen Worten hielt er mir die Hände vor die Augen, und ich sah, dass sie rote Flecken aufwiesen.
    ›Dick ist nicht vor Schreck gestorben, sondern erstochen worden. Und zwar mitten durchs Herz. Aber es ist keine Wa f fe vorhanden.‹
    Ich starrte ihn ungläubig an. In diesem Augenblick erhob sich Symonds, der seine Untersuchung beendet hatte, und kam auf uns zu. Er war sehr blass und zitterte am ganzen Leib.
    ›Sind wir denn alle verrückt?‹, fragte er. ›Was für eine Stätte ist dies eigentlich – dass so etwas vorkommen kann?‹
    ›Dann stimmt es also‹, sagte ich.
    Er nickte. ›Die Art der Wunde deutet auf einen langen, dünnen Dolch hin, aber – es ist kein Dolch vorhanden.‹
    Wir sahen einander bestürzt an.
    ›Aber er muss doch da sein‹, rief Elliot Haydon. ›Er muss herausgefallen sein und irgendwo auf dem Boden liegen. Wir wollen ihn suchen!‹
    Vergeblich tasteten wir den Boden ab. Violet Mannering meinte:
    ›Diana hatte etwas in der Hand. Eine Art Dolch. Ich habe ihn gesehen. Ich habe ihn glitzern sehen, als sie ihm drohte.‹
    Elliot Haydon schüttelte den Kopf.
    ›Er war mindestens drei Meter von ihr entfernt, als es passierte.‹
    Lady Mannering beugte sich über die am Boden liegende Gestalt des jungen Mädchens.
    ›Jetzt hat sie nichts in der Hand‹, sagte sie, ›und auf dem Boden kann ich auch nichts entdecken. Hast du dich auch nicht geirrt, Violet? Ich habe nämlich nichts gesehen.‹
    Dr. Symonds ging zu dem Mädchen hinüber.
    ›Wir müssen sie ins Haus schaffen‹, erklärte er. ›Rogers, wollen Sie mir helfen?‹
    Gemeinsam trugen sie das bewusstlose Mädchen ins Haus und kehrten zurück, um Sir Richards Leiche zu holen.«
    Dr. Pender brach seinen Bericht ab und blickte sich mit kummervoller Miene im Kreise um.
    »Heutzutage würde man natürlich anders handeln«, meinte er, »dank der zahlreichen Detektivromane. Jeder Straßenjunge weiß, dass man eine Leiche dort liegen lassen muss, wo man sie findet. Aber damals hatten wir davon keine Ahnung und trugen infolgedessen Sir Richard ins Haus und legten ihn in sein Schlafzimmer. Dann wurde der Butler mit dem Fahrrad zur Polizei geschickt – eine Fahrt von gut zwölf Meilen.
    Daraufhin zog Elliot Haydon mich beiseite.
    ›Hören Sie‹, erklärte er, ›ich gehe zum Hain zurück. Die Waffe muss unbedingt gefunden werden.‹
    ›Falls überhaupt eine Waffe vorhanden war‹, erwiderte ich.
    Er ergriff meinen Arm und schüttelte ihn heftig.
    ›Der abergläubische Kram spukt Ihnen im Kopf herum. Sie sind der Ansicht, dass sein Tod durch übernatürliche Kräfte verursacht wurde. Ich aber werde in den Hain zurückkehren, um der Sache auf den Grund zu gehen.‹
    Merkwürdigerweise war ich dagegen und versuchte, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, was mir jedoch nicht gelang. Schon die Vorstellung von diesem dunklen Wald war mir zuwider, und ich hatte die unbestimmte Vorahnung, dass sich noch ein weiteres Unheil ereignen würde. Doch Elliot war eigensinnig. Ich glaube, er fürchtete sich, wollte es aber nicht eingestehen. Er machte sich auf den Weg mit der festen Absicht, das geheimnisvolle

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