Der Dienstagabend-Club
Geschehen aufzuklären.
Wir verbrachten eine fürchterliche Nacht. Keiner von uns konnte schlafen. Wir versuchten es nicht einmal. Als die Polizeibeamten ankamen, wollten sie der Geschichte keinen rechten Glauben schenken und unbedingt Miss Ashley einem Kreuzverhör unterziehen. Dabei hatten sie aber nicht mit Dr. Symonds gerechnet, der sich diesem Ansinnen heftig widersetzte. Sobald Miss Ashley aus ihrer Ohnmacht oder Trance erwacht war, hatte er ihr einen starken Schlaftrunk verabreicht und bestand darauf, dass sie keinesfalls vor dem nächsten Tag gestört werden dürfe.
Erst am nächsten Morgen gegen sieben Uhr dachte jemand an Elliot Haydon. Symonds erkundigte sich plötzlich nach ihm. Ich schilderte ihm Elliots Vorhaben, und da wurde Symonds’ ernstes Gesicht noch um eine Nuance blasser.
›Ich wollte, er hätte das nicht getan. Es war – es war sehr unvorsichtig‹, meinte er.
›Sie nehmen doch nicht an, dass ihm etwas zugestoßen ist?‹
›Hoffentlich nicht. Ich glaube aber, Herr Pfarrer, dass es besser ist, wenn wir uns jetzt um ihn kümmern.‹
Er hatte natürlich Recht, und ich musste mich gehörig zusammennehmen, um den nötigen Mut für diese Aufgabe aufzubringen. Wir machten uns auf den Weg und betraten noch einmal diesen unglückseligen Hain. Zweimal riefen wir Elliots Namen, bekamen aber keine Antwort. Nach einer Weile erreichten wir die Lichtung, die auch im Licht des frühen Morgens geisterhaft aussah. Symonds umklammerte meinen Arm, und ich unterdrückte einen Aufschrei. Derselbe Anblick, der sich uns gestern Abend im Mondschein geboten hatte, wiederholte sich vor unseren Augen. Elliot Haydon lag genau an derselben Stelle wie sein Vetter.
›Mein Gott!‹, stöhnte Symonds. ›Es hat ihn auch e r wischt‹
Wir eilten über das Gras an seine Seite. Elliot Haydon war bewusstlos, atmete noch schwach. Diesmal bestand kein Zweifel über die Ursache der Tragödie. Ein langer, dünner Bronzedolch steckte in der Wunde.
›Glücklicherweise ging der Stich durch die Schulter und nicht durch das Herz‹, bemerkte der Doktor. ›Mein Gott! Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Jedenfalls ist er nicht tot und wird uns über den Vorfall Bericht erstatten können.‹
Aber ausgerechnet dazu war Elliot Haydon nicht in der Lage. Seine spätere Schilderung war im höchsten Grade verschwommen. Er hatte vergeblich nach dem Dolch gesucht und sich schließlich in die Nähe des Götzenhauses gestellt. Hier kam es ihm immer mehr zum Bewusstsein, dass er von einer Baumgruppe her beobachtet wurde. Er wehrte sich gegen diesen Eindruck, konnte ihn aber nicht abschütteln. Seiner Beschreibung nach begann ein kalter, seltsamer Wind zu wehen, der nicht von den Bäumen her, sondern aus dem Innern des Götzenhauses zu kommen schien. Er drehte sich um und sah hinein. Beim Anblick der kleinen Figur schien ihm, als leide er an einer optischen Täuschung. Denn die Figur wurde ganz offensichtlich immer größer. Dann erhielt er plötzlich einen Schlag an die Schläfe, der ihn nach hinten taumeln ließ, und im Fallen spürte er einen scharfen, brennenden Schmerz in der linken Schulter.
Man stellte fest, dass der Dolch aus dem nahen Hünengrab stammte und von Richard Haydon gekauft worden war. Aber niemand schien zu wissen, ob er ihn im Hause oder im Götzenhaus des Haines aufbewahrt hatte.
Die Polizei war und ist der Ansicht, dass Richard Haydon mit Vorbedacht von Miss Ashley erstochen worden sei. Aber angesichts unserer gemeinsamen Aussage, dass eine Entfernung von drei Metern zwischen ihnen lag, konnten sie die Anklage gegen sie nicht aufrechterhalten, und die Angelegenheit ist und bleibt ein Geheimnis.«
Es folgte tiefes Schweigen.
»Es lässt sich eigentlich nichts dazu sagen«, bemerkte Joyce Lemprière zu guter Letzt. »Es ist alles so unheimlich. Haben Sie selbst keine Erklärung dafür, Dr. Pender?«
Der alte Mann nickte.
»Doch, ich habe eine Erklärung – man könnte es jedenfalls so bezeichnen. Sie ist ziemlich unglaublich und lässt nach meiner Ansicht immer noch gewisse Faktoren ungeklärt.«
»Ich habe an spiritistischen Séancen teilgenommen«, ließ sich Joyce wieder hören, »und Sie können sagen, was Sie wollen, es kommen sehr merkwürdige Dinge vor. Vielleicht lassen sie sich durch Hypnose erklären. Das Mädchen hat sich tatsächlich in eine Priesterin der Astarte verwandelt, und dann muss sie ihn wohl auf irgendeine Weise erstochen haben. Vielleicht hat sie den Dolch geworfen, den Miss
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