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Der Dienstagabend-Club

Der Dienstagabend-Club

Titel: Der Dienstagabend-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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durch die kleine Tür in die Seitengasse tragen und es an Mr Newmans Wagen montieren. Dann fuhren sie Mr Newmans Wagen durch das eine Tor zum Strand, füllten ihn mit Gold und brachten ihn durch das andere Tor zurück. Später haben sie dann das Rad wieder an Mr Kelvins Wagen montiert, während ein anderer Bursche aus der Gruppe Mr Newman im Graben fesselte. Sehr unbehaglich für ihn, und wahrscheinlich dauerte es länger, als er erwartet hatte, bis man ihn fand. Vermutlich hat der Mann, der sich als Gärtner bezeichnete, diesen Teil des Komplotts ausgeführt.«
    »Warum gebrauchst du den Ausdruck ›der sich als Gärtner bezeichnete‹, Tante Jane?«, fragte Raymond neugierig.
    »Nun, er kann doch kein richtiger Gärtner gewesen sein«, entgegnete Miss Marple. »Kein Gärtner arbeitet am Pfingstmontag. Das weiß doch jeder.«
    Lächelnd faltete sie ihr Strickzeug zusammen.
    »Diese geringfügige Tatsache hat mich eigentlich erst auf die richtige Fährte gebracht.« Sie blickte zu Raymond hinüber und fuhr fort:
    »Wenn du erst einmal ein Haus und einen Garten hast, lieber Raymond, wirst du über solche Kleinigkeiten auch Bescheid wissen.«

Der rote Badeanzug
     
    E s ist merkwürdig«, sagte Joyce Lemprière, »aber ich mag Ihnen meine Geschichte eigentlich gar nicht erzählen. Obwohl sie schon vor längerer Zeit passiert ist – es sind genau fünf Jahre her –, ist sie mir nie aus dem Sinn gekommen. Das freundlich lächelnde Äußere – und die dahinter versteckte Scheußlichkeit. Und seltsamerweise ist das Bild, das ich zu der Zeit malte, von derselben Atmosphäre durchdrungen. Auf den ersten Blick ist es nur die flüchtige Skizze einer kleinen, steilen, sonnenbeschienenen Straße in Cornwall. Sieht man jedoch länger hin, dann kriecht etwas Unheimliches hinein. Ich habe das Bild nie verkauft, aber ich sehe es mir auch nie mehr an. Es steht in einer Ecke meines Ateliers mit dem Gesicht zur Wand.
    Der Name des Ortes war Rathole. Das ist ein seltsames kleines Fischerdorf, sehr malerisch – vielleicht zu malerisch. Es hat etwas zu betont Altfränkisches an sich. Es gibt dort Läden, wo bubiköpfige Mädchen in Kittelschürzen Sinnsprüche auf Pergament malen. Das Dorf ist hübsch und altväterisch – ohne Frage –, aber sehr gewollt altväterisch.«
    »Das kennen wir«, stöhnte Raymond West. »Es ist der Fluch der Omnibusse. Wie eng die Straßen auch sein mögen, die hinführen, kein malerisches Dorf ist vor ihnen sicher.«
    Joyce nickte.
    »Die Wege, die nach Rathole hinunterführen, sind auch sehr eng und so steil wie ein Hausdach. Doch zurück zu meiner Geschichte. Ich war für zwei Wochen nach Cornwall gefahren, um zu malen. In Rathole gibt es ein altes Gasthaus, das ›Polharwith-Wappen‹. Es soll das einzige Haus sein, das noch stand, nachdem die Spanier den Ort im Jahre fünfzehnhundertsoundso bombardiert hatten.«
    »Nicht bombardiert«, verbesserte Raymond West stirnrunzelnd. »Bemühe dich doch, historisch genau zu sein, Joyce.«
    »Na, sie hatten jedenfalls Kanonen aufgestellt und geschossen, und die Häuser stürzten zusammen. Das ist aber nebensächlich. Der Gasthof war ein wunderbares altes Haus mit einer auf vier Säulen ruhenden Veranda. Ich fand eine sehr gute Stelle, von der aus ich das Haus malen konnte, und hatte gerade begonnen, als ein Auto auf gewundenem Pfad den Hügel herabkroch. Natürlich blieb es ausgerechnet vor dem Gasthof stehen – an der Stelle, wo es mich am meisten störte. Die Leute stiegen aus – ein Mann und eine Frau –, ich schenkte ihnen keine besondere Aufmerksamkeit. Sie trug ein malvenfarbenes Leinenkleid und einen dazu passenden Hut.
    Bald darauf kam der Mann wieder heraus und fuhr zu meiner großen Erleichterung seinen Wagen zum Kai hinunter, wo er ihn stehen ließ. Er schlenderte dann an mir vorbei auf den Gasthof zu. In diesem Augenblick kam schon wieder so ein dummes Auto den Hügel herab. Die Frau am Steuer trug das leuchtendste Kattunkleid, das ich je gesehen habe – mit scharlachroten Blumen –, und dazu einen riesengroßen grellroten Strohhut.
    Diese Frau hielt nicht vor dem Gasthof, sondern fuhr weiter die Straße hinunter in die Nähe des anderen Autos. Erst als sie ausstieg, wurde der Mann sie gewahr, und er rief ganz erstaunt: ›Carol, du hier? Das ist ja wundervoll. Ich habe dich eine Ewigkeit nicht gesehen, und ausgerechnet in diesem abgelegenen Nest müssen wir uns treffen. Da kommt Margery – meine Frau. Ich muss euch miteinander bekannt

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