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Der Dienstagabend-Club

Der Dienstagabend-Club

Titel: Der Dienstagabend-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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als ich zum Fenster trat und es öffnete, mit einem neuen Gefühl des Entsetzens zurückfuhr; denn das erste, was ich sah oder zu sehen glaubte, war ein Mann, der ein Grab schaufelte.
    Es vergingen einige Minuten, bis ich mich gefasst hatte. Dann wurde mir klar, dass der ›Totengräber‹ Newmans Gärtner und das ›Grab‹ dazu bestimmt war, drei neue Rosenbüsche aufzunehmen, die daneben auf dem Rasen lagen.
    Der Gärtner blickte zu mir hinauf und fasste grüßend an seinen Hut.
    ›Guten Morgen, Sir. Schöner Tag, Sir.‹
    ›Sieht ganz so aus‹, entgegnete ich unsicher; denn ich vermochte immer noch nicht, meine gedrückte Stimmung ganz abzuschütteln.
    Es war jedoch, wie der Gärtner festgestellt hatte, bestimmt ein sehr schöner Morgen. Die Sonne schien warm aus einem klaren, mattblauen Himmel, der schönes Wetter für den ganzen Tag versprach, und ich pfiff schon wieder vor mich hin, als ich zum Frühstück hinunterging. Newman hatte keine Dienstmädchen, die im Hause wohnten. Zwei Schwestern in mittleren Jahren, die auf einem Bauernhof in der Nähe lebten, erschienen täglich, um für seine bescheidenen Bedürfnisse zu sorgen. Eine von ihnen stellte gerade die Kaffeekanne auf den Tisch, als ich in das Zimmer trat.
    ›Guten Morgen, Elizabeth‹, begrüßte ich sie. ›Ist Mr Newman noch nicht unten?‹
    ›Er muss schon sehr früh fortgegangen sein, Sir‹, erwiderte sie. ›Er war nicht im Hause, als wir ankamen.‹
    Sofort war meine Unruhe wieder da. An den beiden vorhergehenden Morgen war Newman ziemlich spät am Frühstückstisch erschienen, und ich hatte durchaus nicht den Eindruck, dass er ein Frühaufsteher sei. Meine Befürchtungen trieben mich dazu, in sein Schlafzimmer zu gehen. Es war leer, und außerdem war das Bett unbenutzt. Eine kurze Durchsuchung des Zimmers brachte noch etwas anderes ans Licht. Wenn Newman tatsächlich einen Morgenspaziergang unternommen hatte, musste er in seinem Anzug vom Vorabend ausgegangen sein, denn dieser fehlte.
    Ich war jetzt davon überzeugt, dass meine bösen Ahnungen begründet waren. Newman hatte natürlich seinen Abendspaziergang gemacht und war aus irgendeinem Grund nicht zurückgekehrt. Warum? Hatte er einen Unfall erlitten? War er von den Klippen gestürzt? Es musste sofort eine Suchaktion gestartet werden.
    In wenigen Stunden hatte ich eine große Schar von Helfern zusammengetrommelt, und gemeinsam suchten wir die Klippen und Felsen nach allen Richtungen hin ab. Aber von Newman war keine Spur zu sehen.
    In meiner Verzweiflung suchte ich schließlich Inspektor Badgworth auf, dessen Gesicht bei meiner Erzählung einen sehr ernsten Ausdruck annahm.
    ›Sieht ganz so aus, als ob da eine Schurkerei im Gange sei‹, meinte er. ›Es gibt hier in dieser Gegend etliche Burschen, die kein sehr ausgeprägtes Gewissen haben. Kennen Sie Kelvin, den Drei-Anker-Wirt, schon?‹
    Ich erwähnte meine Begegnung mit ihm.
    ›Wissen Sie, dass er vor vier Jahren wegen tätlichen Angriffs eine Gefängnisstrafe abgesessen hat?‹
    ›Das überrascht mich gar nicht‹, erwiderte ich.
    ›Man ist hier allgemein der Ansicht, dass Ihr Freund seine Nase allzu gern in Angelegenheiten steckt, die ihn nichts angehen. Hoffentlich ist ihm nichts Ernsthaftes passiert.‹
    Die Suche wurde mit doppelter Kraft fortgesetzt, aber erst am Spätnachmittag wurden unsere Anstrengungen belohnt. Wir fanden Newman in einem tiefen Graben in einem entfernten Winkel seines eigenen Besitztums. Er war an Händen und Füßen gefesselt, und man hatte ihm ein Taschentuch als Knebel in den Mund gestopft, damit er nicht um Hilfe rufen konnte.
    Er war äußerst erschöpft und klagte über heftige Schmerzen. Aber nachdem wir seine Handgelenke und Fußknöchel gerieben und ihm zur Stärkung einen ordentlichen Schluck Whisky eingeflößt hatten, war er in der Lage, uns das Vorgefallene zu schildern.
    Nachdem sich der Sturm gelegt hatte, war er um elf Uhr aus dem Haus gegangen und eine ganze Weile an den Klippen entlanggewandert bis zu der so genannten Schmugglerbucht, die ihren Namen einer großen Anzahl von Höhlen verdankte. Hier hatte er einige Burschen beobachtet, die etwas aus einem kleinen Boot luden, und war hinuntergestiegen, um zu sehen, was da vor sich ging. Er konnte nicht erkennen, was die Männer transportierten, aber es schien sich um etwas sehr Schweres zu handeln, und es wurde in eine der abgelegensten Höhlen getragen.
    Obwohl Newman keinen eigentlichen Verdacht schöpfte, hatte er sich im Stillen

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