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Der Dienstagabend-Club

Der Dienstagabend-Club

Titel: Der Dienstagabend-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sehr Unnatürliches ist, und außerdem töte ich nicht einmal Wespen, obwohl das ja notwendig ist, und ich bin überzeugt, der Gärtner verfährt dabei stets so human wie eben möglich. Aber was wollte ich doch noch sagen?«
    »Wenn Sie jemanden töten wollten«, drängte Sir Henry.
    »Ja. Dann würde ich mich nicht darauf verlassen, dass jemand vor Angst sterben könnte. Ich weiß, man liest von solchen Fällen, aber es scheint mir doch eine ungewisse Angelegenheit zu sein. Selbst die nervösesten Leute sind in Wirklichkeit weitaus tapferer, als man im Allgemeinen annimmt. Nein, ich würde etwas Sicheres vorziehen und einen gründlichen Plan zu diesem Zweck machen.«
    »Miss Marple«, ließ Sir Henry sich hören, »Sie flößen mir geradezu Angst ein. Ich hoffe, Sie haben nie das Verlangen, mich von dieser Erde verschwinden zu lassen. Ihre Pläne könnten allzu gut sein.«
    Miss Marple warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.
    »Ich dachte, ich hätte es deutlich genug zum Ausdruck gebracht, dass ich ein solches Verbrechen nie ins Auge fassen würde. Nein, ich habe nur versucht, mich in die Lage – einer gewissen Person hineinzuversetzen.«
    »Denken Sie etwa an George Pritchard?«, fragte der Colonel. »Das traue ich George niemals zu – obwohl die Schwester es annimmt. Ich suchte sie etwa einen Monat später auf, gerade zur Zeit der Exhumierung. Sie wusste nicht, wie es geschehen war, und wollte eigentlich gar nicht darüber reden. Aber ich hatte den deutlichen Eindruck, dass sie George für den Tod seiner Frau verantwortlich machte. Sie schien völlig überzeugt zu sein.«
    »Nun«, meinte Dr. Lloyd, »vielleicht war sie nicht so weit von der Wahrheit entfernt. Und bedenken Sie eines: Eine Krankenschwester weiß oft Bescheid. Sie kann es nicht sagen, da sie keinen Beweis hat – aber sie weiß es.«
    Sir Henry beugte sich vor. »Miss Marple, Sie scheinen ganz in Gedanken versunken. Wollen Sie uns nicht etwas davon verraten?«
    Miss Marple schreckte hoch.
    »Ich bitte um Verzeihung«, entgegnete sie. »Ich dachte gerade an unsere Gemeindeschwester. Ein höchst schwieriges Problem.«
    »Schwieriger als das Problem der blauen Geranie?«
    »Eigentlich hängt es mit den Primeln zusammen«, lautete die überraschende Antwort. »Mrs Bantry erwähnte gelbe und rötliche. Wenn es eine rötliche Primel war, die blau wurde, dann passt es natürlich sehr gut. Aber wenn es eine gelbe gewesen ist – «
    »Es war eine rötliche Primel«, bestätigte Mrs Bantry, während sie Miss Marple anschaute.
    Alle starrten Miss Marple an.
    »Das scheint die Sache zu erklären«, sagte Miss Marple und schüttelte bedauernd den Kopf. »Und dann noch die Wespenzeit und alles. Und das Gas natürlich.«
    »Es erinnert Sie wohl an zahllose Dorftragödien, nicht wahr?«, fragte Sir Henry.
    »Nicht gerade Tragödien«, erwiderte Miss Marple. »Und gewiss nicht an verbrecherische Handlungen. Aber es erinnert mich tatsächlich an die Scherereien, die wir mit der Gemeindeschwester haben. Schließlich sind Krankenschwestern auch menschliche Wesen, und wenn man bedenkt, dass sie stets ein korrektes Benehmen an den Tag legen und diese unbequemen Kragen tragen und so eng mit der Familie zusammenleben müssen – nun, kann man sich da wundern, dass manchmal etwas passiert?«
    Sir Henry ging ein schwaches Licht auf.
    »Aha, Sie denken an Schwester Carstairs?«
    »O nein. Nicht an Schwester Carstairs. An Schwester Copling. Sie war nämlich vorher schon einmal im Hause gewesen und sehr viel mit Mr Pritchard zusammengekommen, der, wie Sie sagen, eine große Anziehungskraft besitzt. Sie hat wohl geglaubt, das arme Ding – na, darauf brauchen wir nicht weiter einzugehen. Vermutlich hat sie von Miss Instow nichts gewusst, und hinterher, als sie es erfuhr, wurde sie zu seiner Feindin und versuchte, ihm soviel Schaden zuzufügen wie nur möglich. Natürlich hat der Brief sie in erster Linie verraten, nicht wahr?«
    »Was für ein Brief?«
    »Nun, auf Mrs Pritchards Bitte hin schrieb sie doch an die Wahrsagerin, und die Wahrsagerin kam doch anscheinend auf diesen Brief hin. Aber später stellte es sich heraus, dass eine solche Person niemals an dieser Adresse existiert hat. Das zeigt, dass Schwester Copling ihre Hand dabei im Spiel hatte. Sie tat nur so, als ob sie schrieb. Was ist also wahrscheinlicher, als anzunehmen, dass sie selbst die Wahrsagerin spielte?«
    »Die Sache mit dem Brief ist mir entgangen«, gab Sir Henry zu, »und das ist natürlich ein

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