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Der Dienstagabend-Club

Der Dienstagabend-Club

Titel: Der Dienstagabend-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Sie war schrecklich aufgeregt, in Tränen aufgelöst und nahezu fassungslos, und es war schwierig, sie immer wieder zum Thema zurückzubringen. Sie hatte jedoch wiederholt erklärt, dass die Dose in keiner Weise ausgebeult und der Hummer ihrer Meinung nach in tadellosem Zustand gewesen sei.
    Das waren die Tatsachen, auf die wir uns stützen mussten. Wenn Jones seiner Frau mit Vorbedacht Arsenik verabreicht hatte, so konnte es nicht beim Abendessen gewesen sein; das lag klar auf der Hand, da alle drei Personen an dem Mahl teilgenommen hatten. Und noch etwas: Jones selbst war gerade aus Birmingham zurückgekehrt, als das Abendessen aufgetragen wurde. Also hätte er keine Gelegenheit gehabt, das Gift vorher unter die Speisen zu mengen.«
    »Wie steht es mit der Gesellschafterin«, fragte Joyce, »dieser korpulenten Frau mit dem gutmütigen Gesicht?«
    Sir Henry nickte.
    »Wir haben Miss Clark nicht vergessen, das kann ich Ihnen versichern. Aber es war völlig unklar, welches Motiv sie für dieses Verbrechen gehabt haben könnte. Mrs Jones hatte ihr nichts hinterlassen. Im Gegenteil, sie verlor durch den Tod ihrer Arbeitgeberin ihre Stelle und musste sich eine andere suchen.«
    »Damit scheidet sie als Verdachtsperson wohl aus«, bemerkte Joyce nachdenklich.
    »Einer meiner Inspektoren entdeckte bald darauf eine bedeutsame Tatsache«, fuhr Sir Henry fort. »An dem verhängnisvollen Abend war Mr Jones nach dem Abendessen in die Küche hinuntergegangen und hatte einen Teller Grießbrei verlangt für seine Frau, die über schlechtes Befinden geklagt hatte. Er hatte in der Küche gewartet, während Gladys Linch den Brei zubereitete, und ihn dann selbst nach oben in das Zimmer seiner Frau getragen. Das, gebe ich zu, erschien mir als das letzte Glied in der Beweiskette.«
    Der Rechtsanwalt nickte zustimmend.
    »Motiv«, sagte er, während er die Punkte an seinen Fingern abzählte, »Gelegenheit. Als Reisender für eine chemische Fabrik konnte er sich mit Leichtigkeit das Gift beschaffen.«
    »Auch war er ein Mann mit schwachem Charakter«, fügte der Pfarrer hinzu.
    Raymond West starrte Sir Henry an.
    »Es ist irgendein Haken dabei«, meinte er. »Warum haben Sie ihn nicht verhaftet?«
    Sir Henry zog ein schiefes Gesicht.
    »Das bringt uns zum unglückseligen Teil dieses Falles. Bis dahin war alles glattgegangen, nun aber kommen wir zu den Hindernissen. Jones wurde nicht verhaftet, weil wir im Laufe des Verhörs von Miss Clark erfuhren, dass nicht Mrs Jones, sondern sie selbst den ganzen Teller Grießbrei aufgegessen hat.
    Ja, es stellte sich heraus, dass sie, wie üblich, zu Mrs Jones ins Zimmer gegangen war. Mrs Jones saß aufrecht im Bett, und der Teller mit der Milchspeise stand neben ihr auf dem Nachttisch.
    ›Ich fühle mich gar nicht gut, Milly‹, erklärte sie. ›Das geschieht mir ganz recht. Warum muss ich ausgerechnet Hummer zu Abend essen. Ich bat Albert, mir etwas Grießbrei zu holen. Aber jetzt, wo er vor mir steht, scheine ich keinen Appetit darauf zu haben.‹
    ›Schade‹, meinte Miss Clark, ›und dabei ist er so gut zubereitet, ganz ohne Knötchen. Gladys kann wirklich recht gut kochen. Es gibt heutzutage sehr wenige Mädchen, die einen Grießbrei richtig zubereiten können. Am liebsten möchte ich ihn selbst essen. Ich habe einen Riesenhunger.‹
    ›Das glaube ich Ihnen gern. Bei Ihrer verrückten Lebensweise‹, erklärte Mrs Jones.
    Ich muss erwähnen«, unterbrach sich Sir Henry, »dass Miss Clark gerade eine Abmagerungskur machte.
    ›Die Kur ist nicht gut für Sie, Milly, wirklich nicht‹, behauptete Mrs Jones. ›Wir sind nun mal so, wie Gott uns geschaffen hat. Essen Sie den Brei. Es ist das Beste für Sie, was es gibt.‹
    Miss Clark ließ sich das nicht zweimal sagen und verzehrte tatsächlich den ganzen Brei. Sehen Sie, damit brach der gegen den Ehemann aufgebaute Beweis zusammen. Als wir Jones um eine Erklärung der Worte auf der Schreibunterlage baten, antwortete er ohne Umschweife, der Brief sei eine Antwort auf ein Schreiben seines Bruders in Australien gewesen, der ihn um eine größere Geldsumme gebeten habe. In seiner Antwort habe er darauf hingewiesen, dass er völlig abhängig sei von seiner Frau. Erst wenn seine Frau gestorben sei, werde er über Geld verfügen und seinem Bruder nach Möglichkeit helfen. Er habe sein Bedauern ausgesprochen, dass es ihm im Augenblick nicht möglich sei, und seinen Bruder daran erinnert, dass sich Hunderte und Tausende von Menschen in der Welt in

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