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Der Dienstagabend-Club

Der Dienstagabend-Club

Titel: Der Dienstagabend-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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einmal.«
    »Wirklich und wahrhaftig, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Aber ich glaube, Miss Heliers Vorschlag, dass sie sich eines Mannes wegen entzweit haben könnten, hat etwas für sich. Hör zu, Dolly, es war sicher ein Pfarrer der Hochkirche, und sie haben ihm beide vielleicht einen Chormantel oder dergleichen gestickt, und er hat den von der Durrant zuerst getragen. Verlass dich drauf, so etwas wird’s schon gewesen sein. Denke daran, wie sie zum Schluss wieder zu einem Pfarrer rannte. Diese Frauen verlieren alle den Kopf wegen eines gut aussehenden Geistlichen. Das hört man immer wieder.«
    »Ich glaube, ich muss versuchen, meine Erklärung ein wenig zu präzisieren«, meinte Sir Henry, »obgleich ich zugebe, dass es sich auch nur um eine Vermutung handelt. Meine Idee ist, dass Miss Barton immer ein wenig verwirrt oder, sagen wir, geistesgestört war. Es gibt mehr solche Fälle, als man denkt. Ihre Wahnvorstellungen wurden mit der Zeit stärker, und sie begann es für ihre Pflicht zu halten, die Welt von gewissen Personen zu befreien – vielleicht von den so genannten ›Frauen mit Vergangenheit‹. Über Miss Durrants Vergangenheit ist nicht gerade viel bekannt, also hatte sie vielleicht eine. Miss Barton erfährt davon und beschließt, sie zu beseitigen. Später steigen Zweifel an der Richtigkeit ihrer Handlungsweise in ihr auf, und sie wird von Gewissensbissen geplagt. Ihr Ende zeigt, dass ihr Verstand völlig zerrüttet ist. Sind Sie auch dieser Ansicht, Miss Marple?«
    »Leider nicht, Sir Henry«, bedauerte Miss Marple lächelnd. »Meiner Meinung nach zeigt ihr Ende, dass sie eine kluge Frau war, die sich geschickt aus der Affäre zu ziehen verstand.«
    Jane Helier unterbrach sie mit einem kleinen Aufschrei.
    »Oh! Ich bin ja so dumm gewesen. Darf ich noch einmal raten? Erpressung! Das war’s natürlich. Diese Gesellschafterin hat sie erpresst. Allerdings kann ich nicht verstehen, warum Miss Marple sagt, es sei klug von ihr, sich das Leben zu nehmen. Das kann ich ganz und gar nicht einsehen.«
    »Das glaube ich wohl«, meinte Sir Henry. »Aber Miss Marple kannte wohl genau so einen Fall in St. Mary Mead.«
    »Sie machen sich über mich lustig, Sir Henry«, sagte Miss Marple vorwurfsvoll. »Aber ich muss bekennen, dass es mich ein ganz klein wenig an die alte Mrs Trout erinnert. Sie ließ sich nämlich in verschiedenen Gemeinden die Rente für drei alte Frauen auszahlen, die schon tot waren.«
    »Ein höchst kompliziertes und geistreiches Verbrechen«, meinte Sir Henry. »Aber es scheint mir kein Licht auf unser gegenwärtiges Problem zu werfen.«
    »Ich weiß«, erwiderte Miss Marple, »für einen Außenseiter ist es schwer zu verstehen. Aber die Familien waren sehr arm, und die Rente war ein großer Segen für die Kinder. Aber was ich eigentlich damit sagen wollte, war, dass sich das Ganze um die Ähnlichkeit dreht, die eine alte Frau mit anderen alten Frauen hat.«
    »Wie war das doch gleich?«, fragte Sir Henry verwirrt.
    »Ich erkläre alles immer so schlecht«, entschuldigte sich Miss Marple. »Ich wollte damit sagen: Als Dr. Lloyd die beiden Damen zuerst beschrieb, wusste er sie nicht zu unterscheiden, und ich vermute, dass es den anderen Gästen im Hotel genauso erging. Nach ein paar Tagen wäre das natürlich anders geworden, aber gleich am nächsten Tag ertrank die eine der beiden, und wenn die Überlebende erklärte, sie sei Miss Barton, so kam wahrscheinlich niemandem der Gedanke, dass sie es nicht sein könnte.«
    »Dann glauben Sie also – Oh! Ich verstehe«, sagte Sir Henry langsam.
    »Es ist die einzige natürliche Erklärung. Unsere liebe Mrs Bantry begann soeben damit. Warum sollte auch eine reiche Brotgeberin die bescheidene Gesellschafterin ermorden. Umgekehrt ist die Sache viel wahrscheinlicher. Ich meine – so ist das in den meisten Fällen.«
    »Wirklich?«, fragte Sir Henry. »Sie schockieren mich.«
    »Miss Durrant«, fuhr Miss Marple fort, »musste natürlich Miss Bartons Kleider tragen, und die waren selbstverständlich etwas zu eng für sie, sodass es aussah, als sei sie ein wenig dicker geworden. Deshalb stellte ich vorhin die Frage. Ein Mann würde natürlich nicht vermuten, dass es an den Kleidern liegt, sondern denken, die Dame sei dicker geworden.«
    »Aber wenn Miss Durrant tatsächlich Miss Barton ermordete, was erreichte sie dadurch?«, fragte Mrs Bantry. »Sie konnte diese Täuschung doch nicht für immer aufrechterhalten.«
    »Sie hat sie nur für etwa einen

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