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Der Dienstagabend-Club

Der Dienstagabend-Club

Titel: Der Dienstagabend-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ihnen noch sagen, dass ich nicht Mrs B. genannt zu werden wünsche.«
    »Sie geben also alle auf«, wiederholte Jane nachdenklich.
    »Das ist sehr interessant.«
    Sie lehnte sich im Sessel zurück und begann etwas zerstreut ihre Nägel zu polieren.
    »Nun«, sagte Mrs Bantry. »Heraus damit, Jane. Wie lautet die Lösung?«
    »Die Lösung?«
    »Ja. Was ist in Wirklichkeit vor sich gegangen?«
    Jane starrte sie an.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Was sagen Sie da?«
    »Ich habe mir immer Gedanken darüber gemacht. Und da Sie alle so klug sind, dachte ich, einer von Ihnen würde es mir wohl verraten können.«
    Alle waren etwas verärgert. Jane mochte ja sehr schön sein – aber in diesem Augenblick hatte jeder das Gefühl, dass Dummheit auch etwas übertrieben werden könne. Selbst die vortrefflichste Schönheit war keine Entschuldigung dafür.
    »Wollen Sie etwa sagen, dass die Wahrheit nie ans Licht gekommen ist?«, fragte Sir Henry.
    »Nein, man hat sie nie entdeckt. Deshalb hatte ich, wie gesagt, gehofft, dass Sie mir eine Erklärung geben würden.«
    Jane schien ein wenig beleidigt zu sein. Man merkte ganz deutlich, dass sie verstimmt war.
    »Na, da bin ich doch – « Colonel Bantry fehlten einfach die Worte.
    »Sie können einen schon auf die Palme bringen, Jane«, entrüstete sich seine Frau. »Jedenfalls bin ich felsenfest davon überzeugt, dass meine Lösung die richtige ist. Wenn Sie uns nun noch die wirklichen Namen aller Beteiligten nennen, wird es sich ja herausstellen.«
    »Das kann ich schlecht machen«, antwortete Jane langsam.
    »Nein, meine Liebe«, erklärte Miss Marple. »Das kann Miss Helier wirklich nicht.«
    »Natürlich«, protestierte Mrs Bantry. »Setzen Sie sich nicht aufs hohe Ross! Wir älteren Leute brauchen etwas Skandal, Jane. Auf jeden Fall verraten Sie uns doch, wer der City-Magnat war.«
    Aber Jane schüttelte den Kopf, und Miss Marple unterstützte sie auf ihre altmodische Art.
    »Es muss wohl alles sehr peinlich gewesen sein«, meinte sie.
    »Nein«, erwiderte Jane wahrheitsgetreu. »Es hat mir eigentlich eher Spaß gemacht.«
    »Nun, das mag sein«, meinte Miss Marple. »Vielleicht war es eine kleine Abwechslung in dem ewigen Einerlei. In welchem Stück traten Sie damals auf?«
    »In Smith.«
    »O ja. Von Somerset Maugham, nicht wahr? Alle seine Dramen sind so geistreich. Ich habe sie fast alle gesehen.«
    »Im Herbst wollen Sie mit Smith wieder auf Tournee gehen, nicht wahr?«, fragte Mrs Bantry.
    Jane nickte.
    »Nun«, sagte Miss Marple und erhob sich. »Jetzt muss ich aber nachhause gehen. Es ist schon spät. Aber wir hatten einen sehr unterhaltsamen Abend. Außergewöhnlich interessant. Ich glaube, Miss Heliers Erzählung trägt den ersten Preis davon. Meinen Sie nicht auch?«
    »Es tut mir leid«, sagte Jane, »dass Sie mir zürnen, weil ich den Ausgang nicht wusste. Ich hätte das vielleicht gleich erwähnen sollen.«
    Ihre Stimme klang so zerknirscht, dass Dr. Lloyd galant in die Bresche sprang.
    »Mein liebes gnädiges Fräulein, warum denn nur? Sie haben uns doch ein sehr nettes Problem vorgelegt, an dem wir unsern Verstand schärfen konnten. Es tut mir nur leid, dass keiner von uns das Rätsel überzeugend lösen konnte.«
    »Reden Sie bitte nicht für die Allgemeinheit«, wehrte Mrs Bantry sich. »Ich habe es gelöst. Davon bin ich fest überzeugt.«
    »Wissen Sie, das glaube ich fast auch«, bestätigte Jane. »Was Sie sagte, hatte Hand und Fuß.«
    »Welche ihrer sieben Lösungen haben Sie dabei im Sinn?«, neckte Sir Henry sie.
    Dr. Lloyd half Miss Marple ritterlich in ihre Überschuhe. »Für den Fall, dass…« meinte die alte Dame. Der Doktor erbot sich, sie nachhause zu begleiten. In mehrere wollene Schals gehüllt, wünschte Miss Marple allen eine gute Nacht. Als sie sich zuletzt von Jane Helier verabschiedete, beugte sie sich vor und flüsterte der Schauspielerin etwas ins Ohr. Ein bestürztes »Oh!« entrang sich Janes Lippen – so laut, dass sich die andern alle umdrehten.
    Lächelnd und nickend ging Miss Marple zur Tür hinaus, und Jane Helier starrte ihr nach.
    »Gehen Sie auch schon zu Bett, Jane?«, fragte Mrs Bantry.
    »Was ist denn mit Ihnen? Sie starren ja so, als hätten Sie einen Geist gesehen.«
    Mit einem tiefen Seufzer kam Jane wieder zu sich, schenkte den beiden Männern ein betörendes Lächeln und folgte ihrer Gastgeberin nach oben. Mrs Bantry trat noch für einen Augenblick zu Jane ins Zimmer.
    »Ihr Feuer ist ja beinahe aus«,

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