Der Distelfink
entweder Hobie oder Mrs. Barbour geben und mich ihrer Barmherzigkeit ausliefern, ich sollte ihnen alles erzählen und sie bitten, mir zu helfen. In irgendeinem tristen, aber klaren Winkel meines Verstandes wusste ich, es würde mir leidtun, wenn ich es nicht täte, aber mein Kopf war so voll von Maine und dem Segelboot, dass ich an nichts anderes denken konnte. Außerdem dämmerte mir, dass es vielleicht sogar schlau sein könnte, das Bild noch eine Zeitlang zu behalten, sozusagen als Versicherung für die nächsten drei Jahre und gegen ein Leben bei Grandpa Decker und Dorothy. Es spricht für meine verblüffende Naivität, dass ich dachte, ich könnte es vielleicht sogar verkaufen, wenn es sein müsste. Also hielt ich den Mund, schaute mir mit Mr. Barbour zusammen Karten und Seezeichen an und ließ mich von Mrs. Barbour zu Brooks Brothers schleppen, wo sie mir Segelschuhe und leichte Baumwoll-Sweater kaufte, die ich auf dem Wasser tragen sollte, wenn es abends kühl würde. Und sagte kein Wort.
XVI
» Zu viel Bildung, das war mein Problem « , sagte Hobie. » So sah das zumindest mein Vater. « Ich war bei ihm in der Werkstatt und half ihm, ungezählte Stücke von altem Kirschholzfurnier zu durchsuchen– manche rötlicher, manche brauner und alle aus alten Möbeln gerettet–, um exakt den Farbton zu finden, den er für Flickarbeiten am Sockel einer Standuhr brauchte. » Mein Vater hatte eine Speditionsfirma « , (das wusste ich schon, und der Name war so berühmt, dass sogar ich ihn kannte), » und im Sommer und in den Weihnachtsferien musste ich Lastwagen beladen– ich müsse mich hocharbeiten, um einen zu fahren, sagte er. Die Männer an den Laderampen waren stumm wie die Fische, sobald ich herauskam. Der Sohn des Chefs, weißt du? War nicht ihre Schuld; mein Vater war ein mieser Hund als Arbeitgeber. Jedenfalls musste ich ab meinem vierzehnten Geburtstag dort arbeiten, nach der Schule und an den Wochenenden. Im Regen Kisten einladen. Manchmal saß ich auch im Büro, einer trostlosen, schmuddeligen Bude, im Winter ein Eisschrank und ein Hochofen im Sommer, und man musste brüllen, um den Lärm der Lüftung zu übertönen. Anfangs war ich nur im Sommer und in den Weihnachtsferien da. Aber nach dem zweiten College-Jahr verkündete er, dass er die Studiengebühren nicht mehr zahlen würde. «
Ich hatte ein Stück Holz gefunden, das aussah, als ob es gut zu dem beschädigten Teil passte, und schob es ihm hinüber. » Hatten Sie schlechte Noten? «
» Nein, ich war ganz gut. « Er nahm das Stück Holz, hielt es ans Licht und legte es dann auf den Stapel der möglicherweise passenden Teile. » Die Sache war nur, dass er selbst nie ein College besucht und es trotzdem zu was gebracht hatte, oder etwa nicht? Bildete ich mir ein, ich wäre was Besseres als er? Aber es steckte noch mehr dahinter– er war ein Mann, der alle in seiner Umgebung schikanieren musste; du kennst den Typ, und ich glaube, er war auf den Trichter gekommen, dass es keine bessere Möglichkeit gab, mich unter seiner Knute zu behalten und umsonst für ihn arbeiten zu lassen. Zuerst « , einen Moment lang betrachtete er ein weiteres Stück Furnier und legte es dann zu den potenziellen Kandidaten, » zuerst sagte er, ich müsste ein Jahr pausieren– vier Jahre, fünf, so lange, wie es eben dauerte– und mir das Geld für den Rest meines Studiums auf die harte Tour verdienen. Aber ich hab nie einen Penny von meinem Verdienst gesehen. Ich wohnte zu Hause, und er legte das ganze Geld auf ein spezielles Konto, zu meinem eigenen Besten, weißt du? Ziemlich hart, aber fair, dachte ich. Aber dann– nachdem ich ungefähr drei Jahre lang fulltime für ihn gearbeitet hatte– änderte sich das Spiel. Plötzlich « , er lachte, » ja, hatte ich den Deal denn nicht kapiert? Ich zahlte ihm lediglich die ersten zwei Jahre College zurück. Er hatte überhaupt nichts beiseitegelegt. «
» Das ist ja furchtbar! « , sagte ich nach einer Pause schockiert. Ich verstand nicht, wie er über so viel Unfairness lachen konnte.
» Na ja « , er verdrehte die Augen, » ich war noch ein bisschen grün hinter den Ohren, aber mir war klar, wenn es so weiterginge, würde ich an Altersschwäche sterben, bevor ich da rauskäme. Aber ohne Geld, ohne Bleibe, was sollte ich da machen? Ich zerbrach mir den Kopf und suchte nach einem Ausweg, und siehe da! Eines Tages kam Welty ins Büro, als mein Vater mir gerade einen Vortrag hielt. Er liebte es, mich vor seinen Leuten
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