Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Distelfink

Der Distelfink

Titel: Der Distelfink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Tartt
Vom Netzwerk:
häufig erinnerte, wenn er betrunken war, weniger ein als das, was Mommy in den alten Tagen ihrer Haushälterin gezahlt hatte. Wenn es ganz dicke kam, würde Mrs. Barbour ziemlich sicher alles in ihrer Macht Stehende tun, um zu helfen, und Kitsey wäre als meine Gattin ohnehin dazu verpflichtet, egal ob sie wollte oder nicht. Aber es wäre ein böser Streich, den ich ihnen spielen würde, zumal Hobies überschwängliches Lob alle (vor allem Platt, der sich Sorgen um die schwindenden Rücklagen der Familie machte) davon überzeugt hatte, dass ich eine Art finanzieller Magier war, der zur Rettung seiner Schwester geeilt kam. » Du weißt, wie man Geld verdient « , sagte er freiheraus, als er mir erzählte, wie begeistert alle waren, dass Kitsey mich und nicht eine der Nullnummern heiratete, mit denen man sie auch schon hatte herumziehen sehen. » Sie nicht. «
    Am meisten Sorgen bereitete mir nach wie vor Lucius Reeve. Obwohl ich über den Schubladenschrank keinen Mucks mehr von ihm gehört hatte, waren seit dem Sommer eine Reihe beunruhigender Briefe eingetroffen: handgeschrieben, ohne Unterschrift, auf blau umrandeten Briefkarten, im Kopf nur sein Name in Copperplate: Lucius Reeve
    Es ist drei Monate her, seit ich Ihnen einen nach allem Ermessen fairen und vernünftigen Vorschlag gemacht habe. Wie können Sie zu dem Schluss kommen, dass mein Angebot etwas anderes als angemessen ist?
    Und später:
    Weitere acht Wochen sind vergangen. Sie verstehen mein Dilemma. Das Frustrationsniveau steigt.
    Und dann, drei Wochen danach, nur eine Zeile:
    Ihr Schweigen ist inakzeptabel.
    Diese Briefe quälten mich, auch wenn ich versuchte, sie aus meinen Gedanken zu verdrängen. Wann immer ich an sie dachte– was häufig und unvorhersehbar geschah, während eines Essens, die Gabel auf halbem Weg zum Mund–, war es, als würde ich mit einer Ohrfeige aus einem Traum gerissen. Vergeblich versuchte ich, mich daran zu erinnern, dass Reeves Anschuldigungen in dem Restaurant mehr als weit hergeholt waren. Ihm in irgendeiner Form zu antworten, wäre dumm. Man konnte ihn nur ignorieren wie einen Bettler auf der Straße.
    Doch dann geschahen zwei beunruhigende Dinge in rascher Folge. Ich war nach oben gekommen, um Hobie zu fragen, ob er mit mir zu Mittag essen gehen wollte. » Sicher, einen Moment « , sagte er und ging, die Brille auf der Nasenspitze, weiter seine Post durch. » Hm « , meinte er, wendete einen Umschlag und betrachtete die Vorderseite. Er öffnete ihn und hielt die Karte eine Armlänge entfernt, um sie über den Rand seiner Brille hinweg anzuschauen, bevor er sie nah vor die Augen hielt.
    » Guck dir das mal an. « Er gab mir die Karte. » Was soll das? «
    Auf der Karte standen, in Reeves mittlerweile allzu vertrauter Handschrift, nur zwei Sätze, keine Anrede, keine Unterschrift.
    Ab wann wird ein Aufschub unvernünftig? Können wir nicht auf der Grundlage dessen, was ich Ihrem jungen Partner vorgeschlagen habe, zueinanderkommen, da für keinen von Ihnen ein Nutzen darin liegt, dieses Patt fortzusetzen.
    » O Gott. « Ich legte die Karte auf den Tisch und wandte den Blick ab. » Verdammt noch mal. «
    » Was? «
    » Das ist der mit dem Schubladenschrank. «
    » Oh, er « , sagte Hobie. Er rückte seine Brille zurecht und sah mich ruhig an. » Hat er den Scheck je eingelöst? «
    Ich fuhr mir mit der Hand durchs Haar. » Nein. «
    » Was für ein Vorschlag? Wovon redet er? «
    » Hör mal « , ich ging zum Waschbecken, um ein Glas Wasser zu holen, ein alter Trick meines Vaters, wenn er einen Moment brauchte, um sich zu sammeln, » ich wollte dich nicht damit behelligen, aber der Kerl ist eine Plage. Ich werfe seine Briefe mittlerweile ungeöffnet weg. Ich schlage vor, wenn du noch einen kriegst, schmeiß ihn in den Müll. «
    » Was will er? «
    » Na ja « , der Wasserhahn war laut; ich ließ mein Glas volllaufen, » also. « Ich drehte mich um und wischte mir mit der Hand über die Stirn. » Es ist wirklich verrückt. Ich habe ihm wie gesagt einen Scheck für das Stück ausgeschrieben. Über einen höheren Betrag, als er bezahlt hat. «
    » Und wo liegt das Problem? «
    » Na ja « , ich trank einen Schluck Wasser, » ihm schwebt leider etwas anderes vor. Er denkt, ähm, er denkt, wir würden hier unten eine Fließbandproduktion betreiben, und er will sich einen Anteil sichern. Anstatt meinen Scheck einzulösen, hat er eine ältliche Dame aufgetrieben, die rund um die Uhr gepflegt wird, und er möchte, dass wir ihre

Weitere Kostenlose Bücher