Der Distelfink
machen, was du möchtest. «
» Ach ja? « Ich lehnte mich an den Türrahmen und schob die Hände in die Taschen. Das jahrelange Zusammenleben mit einem Lügner von Weltklasse hatte mich gnadenlos werden lassen. » Was ich möchte? Das ist wirklich gut. «
» Entschuldige. Ich dachte, ein Curry wäre doch schön. Vergiss es. «
» Schon okay. Du kannst jetzt aufhören. «
Sie hob den Kopf, und ein leeres Lächeln trat auf ihr Gesicht. » Wie bitte? «
» Komm mir nicht so. Du weißt ganz genau, wovon ich rede. «
Sie antwortete nicht. Eine Falte erschien auf ihrer hübschen Stirn.
» Vielleicht lernst du jetzt, dein Telefon eingeschaltet zu lassen, wenn du mit ihm zusammen bist. Sie hat sicher versucht, dich auf der Straße anzurufen. «
» Entschuldige, aber ich weiß nicht… «
» Kitsey, ich habe euch gesehen. «
» O bitte. « Sie blinzelte und schwieg einen Moment lang. » Das kann nicht dein Ernst sein. Du meinst doch nicht Tom, oder? Wirklich, Theo « , sagte sie in die tödliche Stille hinein, » Tom ist ein alter Freund, von ganz früher, und wir stehen uns wirklich nah… «
» Ja, das habe ich gesehen. «
» … und er ist auch Ems Freund, und, und, ehrlich « , ihre Lider flatterten wild, und sie spielte jetzt die zu Unrecht Beschuldigte, » ich weiß, wie es vielleicht ausgesehen hat, und ich weiß, du kannst Tom nicht leiden, und dafür hast du auch gute Gründe. Ich weiß von den Sachen, die gelaufen sind, als deine Mutter gestorben ist, und es stimmt, er hat sich wirklich übel benommen, aber er war noch ein Junge, und er hat wirklich ein schlechtes Gewissen deshalb… «
» Ein schlechtes Gewissen? «
» … aber er hat gestern Abend schlimme Nachrichten bekommen « , fuhr sie hastig fort, wie eine Schauspielerin, die mitten im Monolog unterbrochen wurde. » Schlimme Nachrichten für ihn selbst… «
» Du redest mit ihm über mich? Ihr zwei sitzt da herum und redet über mich und habt Mitleid mit mir? «
» … und er ist hierher gekommen, weil er uns sehen wollte, Em und mich, uns beide, aus heiterem Himmel, kurz bevor wir ins Kino gehen wollten, und deshalb sind wir hiergeblieben und nicht mit den andern losgezogen, da kannst du Em fragen, wenn du mir nicht glaubst, aber er konnte einfach nirgendwo anders hin, es ging ihm schlecht, etwas Persönliches, und er brauchte nur jemanden zum Reden, und was sollten wir da… «
» Du erwartest doch nicht, dass ich das glaube, oder? «
» Hör zu. Ich weiß nicht, was Em dir erzählt hat… «
» Sag mal, hat Cables Mutter immer noch das Haus in East Hampton? Ich erinnere mich, dass sie ihn immer stundenlang im Country Club abgesetzt hat, nachdem sie das Kindermädchen gefeuert hatte– besser gesagt, nachdem das Kindermädchen gekündigt hatte. Tennisunterricht, Golfunterricht. Wahrscheinlich ist er ein ziemlich guter Golfer geworden, oder? «
» Ja « , sagte sie kühl, » er ist ziemlich gut. «
» Ich könnte jetzt was ziemlich Billiges sagen, aber das lasse ich lieber. «
» Theo. Lass uns das nicht tun. «
» Darf ich dir meine Theorie vortragen? Oder hast du was dagegen? Mit ein paar Kleinigkeiten liege ich sicher daneben, aber ich glaube, im Prinzip ist sie zutreffend. Ich weiß, dass du dich mit Tom getroffen hast; Platt hat es mir erzählt, als ich ihm auf der Straße begegnet bin, und er klang dabei nicht sonderlich begeistert. Ja, ja « , sagte ich, und meine Stimme klang genauso hart und tot, wie ich mich innerlich fühlte, » schon gut. Du brauchst dich nicht herauszureden. Die Mädchen haben Cable immer gemocht. Ein lustiger Typ, sehr unterhaltsam, wenn er will. Obwohl er in letzter Zeit faule Schecks ausgestellt oder Leute im Country Club beklaut hat, oder was ich sonst noch so gehört habe… «
» Das stimmt nicht! Das ist gelogen! Er hat niemanden bestohlen… «
» … und Mommy und Daddy konnten Tom nie besonders gut und wahrscheinlich überhaupt nicht leiden, und als Daddy und Andy tot waren, konntest du damit nicht mehr weitermachen, jedenfalls nicht öffentlich. Mommy hätte sich zu sehr aufgeregt. Und Platt sagt, es war oft… «
» Ich werde ihn nicht mehr sehen. «
» Du gibst es also zu. «
» Ich dachte nicht, dass es wichtig ist, solange wir nicht verheiratet sind. «
» Wieso? «
Sie strich sich eine Haarsträhne aus den Augen und sagte nichts.
» Du dachtest, es ist nicht wichtig? Wieso nicht? Dachtest du, ich komme nicht dahinter? «
Wütend blickte sie auf. » Du bist ein kalter Fisch,
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