Der Doktor und das liebe Vieh
fest. Tricki war sehr krank, und dies war die einzige Möglichkeit, ihn zu retten. Ich hielt es für das Beste, ihn gleich mitzunehmen, und so wickelte ich trotz Mrs. Pumphreys Gejammer den kleinen Hund in eine Decke und trug ihn hinaus zum Wagen.
Das ganze Haus war in Aufruhr. Dienstmädchen liefen hin und her, brachten sein Bett für den Tag, sein Bett für die Nacht, seine Lieblingskissen, Spielzeug und Gummiringe, Näpfe fürs Frühstück, für den Lunch, für das Abendessen. Da mir klar war, daß mein Wagen all diesen Kram unmöglich fassen konnte, fuhr ich kurzerhand los. Im letzten Augenblick warf Mrs. Pumphrey mit einem verzweifelten Schrei einen Armvoll kleiner Mäntel durch das Fenster. Bevor ich am Tor um die Ecke bog, blickte ich in den Spiegel: Alle waren in Tränen aufgelöst.
Ich sah auf das Mitleid erregende Tierchen hinab, das keuchend auf dem Beifahrersitz lag, und streichelte ihm den Kopf. Tricki machte einen tapferen Versuch, mit dem Schwanz zu wedeln. »Armer, alter Kerl«, sagte ich, »du hast überhaupt keinen Mumm mehr, ich glaube, ich weiß eine Kur für dich.«
In der Praxis sprangen unsere Hunde wie wild um mich herum. Tricki blickte mit trüben Augen auf die lärmende Meute, und als ich ihn niedersetzte, blieb er regungslos auf dem Teppich liegen. Die anderen Hunde beschnüffelten ihn, stellten fest, daß er gänzlich uninteressant sei, und kümmerten sich nicht weiter um ihn.
Ich brachte Tricki in einer warmen Box unter, dicht neben dem Verschlag, in dem die anderen Hunde schliefen. Zwei Tage lang gab ich ihm kein Futter, aber sehr viel Wasser. Am Ende des zweiten Tages begann er Interesse für seine Umgebung zu zeigen, und am dritten Tag winselte er, als er die Hunde auf dem Hof hörte.
Ich öffnete die Tür, Tricki trottete heraus und wurde sogleich von Joe, dem Windhund, und seinen Freunden mit Beschlag belegt. Nachdem sie ihn spielerisch gestupst und gründlich inspiziert hatten, liefen sie in den Garten. Tricki folgte ihnen, leicht schwankend infolge seines Übergewichts, aber offensichtlich neugierig.
Später am Tag war ich zur Futterzeit anwesend. Ich sah zu, wie Tristan die Schüsseln füllte. Es gab das übliche stürmische Gedränge, das hastige Schlabbern und Schmatzen. Jeder Hund wußte, daß er sich beeilen mußte, wenn er beim letzten Teil der Mahlzeit keinen ›Mitesser‹ haben wollte.
Als sie fertig waren, spazierte Tricki an den blanken Schüsseln vorbei und leckte in zweien von ihnen herum. Am nächsten Tag wurde ein Extranapf für ihn hingesetzt, und ich sah mit Freude, wie er sich darauf stürzte.
Von nun an machte er rapide Fortschritte. Er wurde überhaupt nicht medizinisch behandelt, sondern war den ganzen Tag mit den anderen Hunden zusammen und nahm an ihren freundschaftlichen Raufereien teil. Er fand das herrlich, wenn er hin und her gestoßen, geknufft und gepufft wurde. So entwickelte er sich sehr bald zu einem akzeptierten Mitglied der Meute, zu einem entzückenden, seidigen kleinen Geschöpf, das bei den Mahlzeiten wie ein Tiger um seinen Anteil kämpfte und nachts im alten Hühnerstall auf Rattenjagd ging. Er hatte noch nie soviel Spaß gehabt.
Währenddessen stand Mrs. Pumphrey schreckliche Ängste aus und rief täglich mindestens zehnmal an, um das neueste Bulletin zu erfahren. Ich wich ihren Fragen aus, ob seine Kissen auch regelmäßig gewendet würden und er je nach dem Wetter den richtigen Mantel trüge. Aber ich konnte ihr berichten, daß ihr kleiner Liebling ganz außer Gefahr sei und sich zusehends erhole.
Das Wort ›erholen‹ löste bei Mrs. Pumphrey eine Lawine nahrhafter Liebesbezeigungen aus. Sie brachte regelmäßig frische Eier herüber, jedesmal zwei Dutzend, um Tricki zu kräftigen. Eine Zeitlang gab es für jeden von uns zwei Eier zum Frühstück, aber erst als die Flaschen mit Sherry eintrafen, dämmerte es uns, was für ungeahnte Möglichkeiten sich hier boten.
Der Sherry war von demselben köstlichen Jahrgang, den ich so gut kannte, und er sollte Trickis Blut anreichern. Der Lunch wurde jetzt eine feierliche Angelegenheit mit zwei Glas Sherry vor und weiteren während der Mahlzeit. Siegfried und Tristan wetteiferten in Trinksprüchen auf Trickis Gesundheit, und das Niveau ihrer Reden steigerte sich mit jedem Tag. Mir als Trickis Onkel oblag es, die Toasts zu erwidern.
Wir trauten unseren Augen nicht, als der Brandy kam. Zwei Flaschen Cordon Bleu, die Trickis Konstitution den letzten Schliff geben sollten. Siegfried brachte
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