Der Doktor und das liebe Vieh
keine Veränderung im Zustand der Kuh. Mr. Handshaws Nachbarn umringten mich, als ich aus dem Wagen stieg. Sie waren in Feststimmung, grinsten voller Zuversicht und sparten nicht mit hilfreichen Ratschlägen, wie Bauern es immer tun, wenn dem Vieh anderer Leute etwas fehlt.
Es wurde viel gelacht und gefrotzelt, während wir Säcke unter den Körper der Kuh zogen. Eine Flut von verrückten Vorschlägen ergoß sich über mich, die ich jedoch zu überhören suchte. Als wir die Kuh mit einem gemeinsamen Hauruck aufrichteten, war das Ergebnis wie erwartet: Sie hing ganz gelassen mit baumelnden Beinen in der Luft. Ihr Besitzer lehnte an der Wand und beobachtete niedergeschlagen unsere Bemühungen.
Nach vielem Keuchen und Stöhnen ließen wir den schwerfälligen Körper herunter, und alle sahen mich erwartungsvoll an. Ich zermarterte mir noch verzweifelt das Gehirn, als Mr. Handshaw sich wieder zum Wort meldete.
»Mein Vater hat immer gesagt, ein fremder Hund bringt eine Kuh unweigerlich auf die Beine.«
Die versammelten Bauern murmelten zustimmend, und alle boten spontan ihre Hunde an. Ich versuchte ihnen klarzumachen, daß ein Hund genügen würde, aber ich hatte viel an Autorität eingebüßt: außerdem war jeder begierig, die Tüchtigkeit seines Hundes im Umgang mit Kühen zu demonstrieren. Es erfolgte ein plötzlicher erregter Aufbruch, und sogar Mr. Smedley, der Krämer, radelte in rasendem Tempo davon, um seinen Terrier zu holen. Schon wenig später wimmelte der Kuhstall von kläffenden, knurrenden Kötern. Die Kuh ignorierte sie jedoch alle; sie schwenkte lediglich ihre Hörner, wenn einer der Hunde sie zu sehr belästigte.
Der Höhepunkt wurde erreicht, als Mr. Handshaws eigener Hund vom Feld kam, wo er beim Schafehüten geholfen hatte. Er war ein knochiges, zähes Tier mit blitzschnellen Reaktionen und sehr reizbar. Angriffslustig stolzierte er in den Kuhstall, warf einen einzigen erstaunten Blick auf die Meute der vierbeinigen Eindringlinge und ging sofort daran, sein Territorium zu verteidigen.
Innerhalb von Sekunden war der schönste Hundekampf entbrannt, den ich je gesehen hatte. Die Rufe der Bauern übertönten das wütende Kläffen und Knurren. Ein beherzter Mann sprang mitten in das Gewühl hinein und tauchte mit einem winzigen Jack Russel auf, der sich in den Absatz seines Wellingtonstiefels verbissen hatte. Mr. Reynolds von Clover Hill rieb den Schwanz der Kuh zwischen zwei kurzen Stöcken und schrie: »Auf! Auf!« Ich stand hilflos dabei. Ein mir völlig unbekannter Mann zupfte mich am Ärmel und flüsterte: »Haben Sie schon versucht, ihr alle zwei Stunden einen Teelöffel Jeyestropfen in einem halben Liter Bier zu geben?«
Mir war, als wären alle Kräfte der schwarzen Magie entfesselt und fielen über mich her. Meine spärlichen wissenschaftlichen Hilfsmittel schienen gegen diesen Ansturm keine Chance zu haben. Ich weiß nicht, wie ich bei dem Höllenlärm den knarrenden Laut hören konnte – vermutlich weil ich mich zu Mr. Reynolds hinuntergebeugt hatte und ihm ins Gesicht schrie, er solle aufhören, den Schwanz der Kuh zu reiben. Gerade in diesem Augenblick veränderte die Kuh ein wenig ihre Lage, und ich hörte das Knarren ganz deutlich. Es kam vom Becken.
Ich brauchte einige Zeit, um mir Gehör zu verschaffen – offenbar hatten alle meine Anwesenheit vergessen –, aber endlich wurden die Hunde voneinander getrennt und mit Stricken angeleint, das Geschrei verstummte, Mr. Reynolds wurde von dem Kuhschwanz weggezerrt, und die Bühne gehörte mir.
Ich wandte mich an Mr. Handshaw. »Würden Sie mir wohl heißes Wasser, Seife und ein Handtuch holen?«
Er schlurfte brummend davon, als erwarte er nicht viel von dem neuen Versuch. Meine Aktien standen offensichtlich schlecht.
Ich zog die Jacke aus, seifte meine Arme ein und schob eine Hand in den Mastdarm der Kuh, bis ich den harten Knochen des Schambeins fühlte. Ich packte ihn durch die Wand des Mastdarms hindurch und blickte zu meinem Publikum auf. »Würden zwei von Ihnen die Kuh an den Hüftknochen festhalten und sie ganz sanft hin- und herschaukeln?«
Ja, da war es wieder. Ganz einwandfrei. Ich konnte es hören und auch fühlen – eine Lockerheit, ein schwaches Knarren, fast ein Kratzen.
Ich stand auf und wusch meinen Arm. »Also, Mr. Handshaw, ich weiß, warum Ihre Kuh nicht hochkommt – sie hat einen Beckenbruch. Ist wahrscheinlich in der ersten Nacht passiert, als sie mit dem Milchfieber umherwankte. Die Nerven scheinen auch
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