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Der Dolchstoss

Der Dolchstoss

Titel: Der Dolchstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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daß Weißmäntel mordende Ungeheuer oder die wahren Retter der Welt seien. Juilin erfuhr, daß Carridin einen Plan des Tarasin-Palasts erworben hatte, was auf eine Weißmäntel-Invasion in Ebou Dar oder auch darauf hinweisen konnte, daß Pedron Niall einen eigenen Palast haben und den Tarasin-Palast als Vorbild nehmen wollte. Wenn er noch lebte. Es gingen neuerdings Gerüchte in der Stadt um, daß er tot sei, aber andererseits sagten die Hälfte derer, die Gerüchte verbreiteten, Aes Sedai hätten ihn getötet während die andere Hälfte behauptete, Rand hätte es getan, was den Wert der Gerüchte bewies. Weder Juilin noch Thom hatten etwas über einen weißhaarigen alten Mann mit verwittertem Gesicht erfahren können.
    Enttäuschung hinsichtlich Carridin, Enttäuschung bei der Beobachtung des verdammten Hauses, und was den Palast betraf...
    Mat fand heraus, wie der Ablauf jener ersten Nacht sein sollte, als er schließlich wieder in seine Räume gelangt war. Olver war da; er hatte bereits gegessen, saß beim Licht der Stehlampen mit Die Reisen des Jain Fernschreiter in einem Sessel und war überhaupt nicht aufgebracht darüber, daß er sein eigenes Zimmer hatte räumen müssen. Madie hatte Wort gehalten. Olvers Bett stand jetzt im Schmollwinkel. Sollte Tylin einen neuen Versuch unternehmen, wenn ein Kind sie beobachtete! Die Königin war jedoch auch nicht müßig gewesen. Mat schlich sich wie ein Fuchs in die Küchen, huschte von Ecke zu Ecke, lief wie der Blitz die Treppen hinab - und stellte fest, daß es nichts zu essen gab.
    Oh, Kochdüfte durchdrangen die Luft, Fleischspieße drehten sich über den großen Feuerstellen, Töpfe brodelten auf weiß gekachelten Herden und Köchinnen befeuerten ständig offene Öfen, um dieses oder jenes hineinzuschieben. Es gab nur für Mat Cauthon nichts zu essen. Lächelnde Frauen in sauberen weißen Schürzen erwiderten sein Lächeln nicht und stellten sich ihm in den Weg, so daß er nicht in die Nähe des Ursprungs dieser wundervollen Düfte gelangen konnte. Sie lächelten und klopften ihm auf die Finger, wenn er einen Laib Brot oder nur ein wenig honigglasierte Rüben ergreifen wollte. Sie lächelten und sagten ihm, er dürfe sich nicht den Appetit verderben, wenn er mit der Königin speisen wolle. Sie wußten es. Jede einzelne von ihnen wußte es! Er errötete zutiefst und floh in seine Räume. Er schloß die Tür hinter sich ab. Eine Frau, die einen Mann aushungern wollte, könnte alles versuchen.
    Er lag auf einem grünen Seidenteppich und spielte mit Olver Schlangen und Füchse, als ein Zettel unter seiner Tür durchgeschoben wurde.
    Mir wurde gesagt, es sei nichts dagegen einzuwenden, eine Taube mit der Hand am Flügel zu packen und ihr Flattern zu beobachten -, aber ein hungriger Vogel wird sich früher oder später auch von allein der Hand annähern.
    »Was ist das, Mat?« fragte Olver.
    »Nichts.« Mat zerknüllte den Zettel. »Noch ein Spiel?«
    »O ja.« Der Junge hätte das törichte Spiel den ganzen Tag gespielt, wenn man ihm die Gelegenheit dazu gelassen hätte, »Mat, hast du etwas von dem Schinken probiert, den es heute abend gab? Ich habe noch niemals etwas so...«
    »Du bist dran, Olver. Mach einfach deinen Wurf.«
    Als Mat in der dritten Nacht zum Palast zurückging, kaufte er Brot und Oliven und Schafskäse, was genausogut war. Die Küchen hatten noch immer ihre Befehle. Die verdammten Frauen lachten tatsächlich lauthals, während sie unmittelbar außerhalb seiner Reichweite dampfende Servierplatten mit Fleisch und Fisch schwenkten und ihm sagten, er solle sich nicht seinen verdammten Appetit verderben.
    Er bewahrte Würde. Er gestattete es sich nicht, eine Platte zu ergreifen und davonzulaufen. Er schritt ruhig davon und schwenkte einen imaginären Umhang. »Gnädige Damen, Eure Herzlichkeit und Gastlichkeit überwältigen mich.«
    Sein Rückzug wäre noch ein wenig besser vonstatten gegangen, wenn nicht eine der Köchinnen hinter seinem Rücken gehöhnt hätte. »Die Königin wird sich nur allzu bald an gebratenem Entchen nähren, Bursche.« Sehr spaßig. Die anderen Frauen brüllten so laut vor Lachen, daß sie sich wohl auf dem Boden gewälzt haben mußten. Verdammt spaßig.
    Brot, Oliven und gesalzener Käse bildeten eine gute Mahlzeit, die er mit etwas Wasser vom Waschtisch hinunterspülte. Seit dem ersten Tag hatte es in seinen Räumen keinen gewürzten Wein mehr gegeben. Olver versuchte ihm etwas über Bratfisch mit Senfsauce und Rosinen zu

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