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Der Domino-Killer

Der Domino-Killer

Titel: Der Domino-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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Nachbarschaft als auch genug Raum für die Privatsphäre der einzelnen Parteien.
    Auf Augenhöhe wirkte die rasterartige Anordnung der Häuser und Innenhöfe sehr viel persönlicher. Der Garten hinterm Haus, in dem ich gerade stand und meine Pflänzchen bewässerte, war rechteckig und mit einer gepflasterten Terrasse vor der Küchentür ausgestattet; er gehörte zu meiner Wohnung, und seine Nutzung war mir allein vorbehalten. Jedes Haus besaß so einen Garten, die meisten davon waren durch Zäune voneinander getrennt. Ich hatte gehört, dass einige dieser Zäune Pforten hatten und die Nachbargärten so miteinander verbanden, aber da meine Wohnung sich im Erdgeschoss befand und ich dadurch keinen erhöhten Ausblick von den Fenstern hatte, war mir das selbst noch nicht aufgefallen. Im Keller allerdings, wo ich meine Wäsche wusch und wo mein Fahrrad stand, hatte ich eine Tür gesehen, die von meinem Haus ins nächste nebenan führte.
    Sie sah aus wie eine selbstgezimmerte Behelfstür, die ein ehemaliger Besitzer des Hauses dort aus einem inzwischen vergessenen Grund eingepasst hatte. Vielleicht gab es noch weitere solcher Durchgänge in anderen Kellern meines Blocks. Das war etwas, worauf ich Detective Staples aufmerksam machen konnte; seine Nummer steckte ja gleich hier in meiner Hosentasche. Mein Handy befand sich ebenfalls in der Hosentasche. Ich konnte es jetzt sofort tun: den Gartenschlauch weglegen, mein Telefon und Billys Nummer zücken und anrufen. Ihm genau sagen, was er und seine Kollegen unternehmen konnten, um mich zu beschützen – ihnen von den miteinander verbundenen Kellern und Gärten erzählen, die verborgene Wege in den Gebäudekomplex und wieder hinaus boten – als Ergänzung zu den offensichtlichen Maßnahmen, die man zu meinem Schutz ergreifen würde. Mir war bewusst, dass dann in kürzester Zeit Ermittler in Zivil die Straße hinauf und hinunter stehen würden und wahrscheinlich auch in allen anderen Straßen, die an den quadratischen Gebäudekomplex mit dem großen Innenhof angrenzten. Wahrscheinlich stationierte man irgendwo auch eine Spezialeinheit, die in ihrem Versteck lauerte. Und am Himmel würde ein Hubschrauber die Gegend absuchen. Martin Price war ein gefährlicher entflohener Schwerverbrecher, ein Serienkiller mit einer blutigen Karriere, und er hatte meine Adresse als sein nächstes Ziel angegeben. Polizei und FBI würden auf ihn warten und gleichzeitig auf mich achtgeben. Ich dachte darüber nach. Ja, ich konnte es natürlich tun: ihnen mehr Informationen an die Hand geben, damit sie mich besser beschützen konnten. Oder ich konnte einfach weiter meinen Garten bewässern.
    Als alle Beete nass waren, stellte ich den Hahn ab und legte den Schlauch wieder vor den Zaun. Dann ging ich hinein, trat durch eine Verbindungstür von meiner Küche in den gemeinschaftlichen Hausflur und überprüfte das Schloss am Eingang zum Keller. Die Tür war nicht massiv, sondern von der ganz billigen Sorte, und das Schloss so lächerlich wie das an meiner Eingangstür. Ich drehte an der kleinen Schließvorrichtung in der Mitte des Türknaufs und versicherte mich, dass nun nicht mehr abgeschlossen war. Es war offen. Gut. JPP musste ja nicht unbedingt das Eigentum meines Vermieters zerstören, wenn er herkam. Und das würde er.
    Ich kehrte in meine Wohnung zurück, zog meine dreckigen Gartenklamotten aus und stieg in meine blaugekachelte Dusche. Während ich nackt unter dem heißen Wasserstrahl stand, dachte ich daran zurück, wie unnatürlich ruhig und gefasst JPP im Gerichtssaal gewirkt hatte, in einem blauen Anzug mit gestreifter Krawatte, das alles stand in krassem Gegensatz zu den anschaulichen Bildern seiner Morde. Der Staatsanwalt hatte mir eindringlich geraten, zu Hause zu bleiben, wenn er die Beweise vorlegte, zu denen auch Fotos des Tatorts gehörten. Ich zog es ernsthaft in Erwägung, fühlte mich aber dann doch verpflichtet, keinen Moment der Abrechnung mit jenem schicksalhaften Tag zu verpassen. Ich schlich mich gerade in den hinteren Teil des Saals, als ein Digitalfoto von Ceces Leiche auf der Leinwand aufleuchtete. Ich hatte es vorher noch nie gesehen, und es erschütterte mich mehr, als ich mir jemals hätte vorstellen können. Anwälte und Polizei hatten mir die Details bisher erspart, aber ich hatte zwangsläufig das eine oder andere aus den Nachrichten aufgeschnappt. Ich lernte bald, sämtliche Medien besser zu meiden. Allerdings hatte ich mitbekommen, dass Ceces rosafarbene

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