Der Dominoeffekt
zweiten Sessel gekauert hatte. Seine Stimme klang dabei alles andere als fröhlich.
»Es geht schon«, seufzte Beckmann, holte tief Luft und unterdrückte einen weiteren Schwall Tränen.
»Ich glaube, es wäre keine gute Idee, wenn Sie allein in der Wohnung blieben«, fuhr der Kommissar fort. »Wir machen das gern für Sie.«
»Nein, es geht schon. Meine Freundin wollte nachher sowieso vorbeikommen. Mein Sohn ist im Moment bei ihr.«
Katharina nickte stumm und räusperte sich verhalten. An derartige Situationen hatte sie sich auch nach den vielen Jahren im KK 11 nicht gewöhnt. »Fühlen Sie sich in der Lage, uns einige Fragen zu beantworten?«
»Was für Fragen?«, fragte Beckmann.
»Wir sind natürlich daran interessiert, die Umstände, die zum Tod Ihres Freundes führten, so schnell wie möglich zu klären«, fuhr Katharina fort. »Dabei kann die kleinste Kleinigkeit hilfreich sein.«
»Aber was kann ich Ihnen denn dazu sagen?«, wollte Beckmann erstaunt wissen. »Ich habe doch erst heute Morgen erfahren, dass Jörn tot ist.«
»Nun«, mischte sich Hofmann ein und versuchte, seine Worte nicht peinlich klingen zu lassen, »es besteht die theoretische Möglichkeit, dass Ihr Freund die Täter gekannt haben könnte.«
Beckmann sah verständnislos zwischen den beiden Polizisten hin und her.
»Vielleicht Bekannte, denen er mal erzählt hat, wie eine Tour abläuft. Oder in welchen Geschäften besonders wertvolle Beute gemacht werden könnte«, erklärte der Stoppelhaarige.
»Aber warum sollte Jörn so etwas tun?«, schluchzte die nun allein Stehende auf.
»Doch nicht absichtlich, vielleicht im Rahmen einer ganz normalen Unterhaltung. Und jemand hat die Informationen für dieses Verbrechen genutzt.«
»Ich weiß es nicht«, erklärte Beckmann nach einer Pause, während der sie nicht wirklich nachgedacht hatte.
»Wissen Sie, Frau Beckmann, wir haben vorhin mit dem Schichtleiter der Sicherheitsfirma gesprochen. Alle Mitarbeiter, auch Ihr Freund, hatten strikte Anweisungen, wie sie sich in einem Fall, wie er heute früh leider vorgekommen ist, zu verhalten haben. Herr Kaludzinsky hat ganz anders gehandelt, ist sogar aus seinem Auto ausgestiegen. Vielleicht, weil er die Täter kannte.«
»Auf gar keinen Fall«, gab Beckmann entschieden und traurig zugleich zurück. Anscheinend hatte sie inzwischen begriffen, worauf die Frage abzielte. »Jörn mag zwar äußerlich bedrohlich ausgesehen haben, aber er war eine Seele von Mensch. Wissen Sie, warum er bei diesem Wachdienst gearbeitet hat? Weil er den Menschen helfen wollte, weil er einen wahnsinnigen Gerechtigkeitssinn hatte. Bei der Polizei wollten sie ihn ja nicht, da hat er sich diesen Job gesucht. Und er hat ihn gerne gemacht.«
»Das bezweifelt ja auch niemand«, sagte Katharina freundlich. »Vielleicht hatte er Freunde oder Bekannte, denen Sie so einen Einbruch zutrauen würden?«
»Nein«, kam sofort die Antwort. Dabei blitzten die Augen der Frau angriffslustig. »Nicht jeder, der sich eine Glatze rasiert, ist ein Schwerverbrecher. Und Jörns Freunde sind alles ganz normale Leute, einige stammen aus der Firma, die meisten aus seinem Fußballverein oder noch von damals, von der Schule.«
»Frau Beckmann, wir müssen sämtliche Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
»Ich weiß. Aber Sie sind auf dem Holzweg.«
»Und wäre es vielleicht denkbar, dass Herr Kaludzinsky ohne Ihr Wissen in etwas hineingeschlittert sein könnte? Hatte er vielleicht finanzielle Probleme?«
Astrid Beckmann lachte böse auf. »Sehen Sie sich doch mal um. Sieht das hier so aus, als ob wir im Luxus leben? Von dem Gehalt einer Kindergärtnerin und eines Wachmanns können Sie keine großen Sprünge machen. Aber wir hatten uns, und das hat uns gereicht. Unsere Ansprüche waren nicht sonderlich groß, Jörns nicht und meine auch nicht.«
»Frau Beckmann, wir danken Ihnen fürs Erste. Sollten wir noch Fragen haben, melden wir uns wieder bei Ihnen.«
»Machen Sie das«, antwortete die Frau auf der Couch teilnahmslos und griff zum sechsten Papiertaschentuch.
»Und, was meinst du?«, fragte Hofmann, als die Polizisten aus dem Hausflur traten. »Sackgasse?«
»Keine Ahnung«, seufzte Katharina. »Sollte sie uns was vorgespielt haben, war sie verdammt gut. Lass uns mal das Konto des Toten prüfen, vielleicht haben wir ja dann etwas in der Hand. Und die Telefonrechnung sollten wir ebenfalls checken.«
»Na schön«, grinste Hofmann freudlos.
»Ich fürchte, Wielert hatte mit seiner
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