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Der Dominoeffekt

Der Dominoeffekt

Titel: Der Dominoeffekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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euch.«
    Alexej und der Südamerikaner waren zwar noch nicht restlos von der Notwendigkeit eines Urlaubs überzeugt, aber was hätten sie anderes machen sollen, als Kamarovs Befehl zu befolgen? Widerworte konnten fatale Auswirkungen auf den Gesundheitszustand haben.
    »Was ist mit dem Kleinen?«
    »Adrian? Ich kümmere mich um ihn.«
    »Und wie?«
    »Der Chef hat einen Arzt besorgt, aber da kann ich erst heute Nacht hin, ist sonst zu gefährlich. Und ihr verschwindet jetzt. Besorgt euch noch ein paar frische Klamotten und seht zu, dass ihr den Zug nicht verpasst.«
    Alexej öffnete demonstrativ den Umschlag, sah prüfend hinein und nickte. »Gut. Und was machst du?«
    Kamarov grinste. »Ich bring die Beute zum Chef und mach dann auch Urlaub. War lange nicht mehr in Moskau…«
    Die beiden Männer verstauten die Umschläge in ihren Jacken, nickten ihrem Anführer noch einmal zu und checkten dann die Umgebung rund um das leer stehende Fabrikgebäude. Es war zwar erst später Nachmittag, trotzdem war weit und breit niemand zu sehen. Die graublauen Wolken am Himmel drohten jede Sekunde aufzubrechen und einen neuen Regenguss abzusetzen.
    Kamarov schaute seinen Kumpanen hinterher und seufzte. Von wegen Moskau, das konnte er sich abschminken. Nicht weil er dafür keine Zeit gehabt hätte, sondern weil es für ihn absolut lebensgefährlich gewesen wäre, noch einmal in seine Heimatstadt zurückzukehren.
    Als er an seine bevorstehende Aufgabe dachte, seufzte er erneut. Er hatte zwar keine Probleme damit, zu töten, immerhin hatte er dieses Handwerk gelernt und schon etliche Male ausgeübt. Aber Adrian tat ihm ein bisschen leid. Der Junge war ja fast noch ein Kind und ihm waren die Nerven durchgegangen… Allerdings hatte es sich bei diesen afghanischen Bastarden damals ähnlich verhalten. Und bei denen hatte es regelrecht Spaß gemacht, den Abzugshahn seiner Pistole durchzuziehen beziehungsweise ihnen die Kehle aufzuschlitzen.
    Der junge Rumäne lag im zweiten Stock, in einem der ehemaligen Büroräume, der kein direktes Fenster zur Straße hatte und deshalb von außen nicht eingesehen werden konnte. Bisher war er sehr tapfer gewesen, die Wunde am Kopf hatte von allein aufgehört zu bluten, aber Adrian musste darüber hinaus innere Verletzungen erlitten haben. Jede Bewegung tat ihm weh, er schien zu fiebern, und wenn er schlief, stöhnte er in regelmäßigen Abständen auf.
    Kamarov machte sich nichts vor, wenn Adrian nicht schnell zu einem Arzt kam, würde er sowieso draufgehen. Der Gedanke beruhigte den Russen ein wenig.
    Kamarov ging in die Halle, in der der Benz stand, und öffnete den Kofferraum. Bis jetzt hatten sie noch keine Gelegenheit gehabt, den Wagen zu entsorgen.
    Mit einigen hastigen Handgriffen riss der Russe die Stoffverkleidung des Kofferraums auf und zog die grün-braun gefleckte Armeetasche hervor. Der Beutel war prall gefüllt, Kamarov öffnete ihn und nahm als Erstes die neun Millimeter Automatik heraus, dann zog er den Schalldämpfer hervor und schraubte ihn geschickt auf den Lauf der Waffe. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Waffe gesichert war, steckte er sie hinten in den Hosenbund.
    Kamarov überlegte. Sollte er nachher mit dem Benz verschwinden? Oder den Wagen an Ort und Stelle stehen lassen? Nein, besser, man fand ihn nicht in unmittelbarer Nähe von Adrians Leiche. Er würde den Wagen mitnehmen und irgendwo in Brand stecken. Dann war für die Bullen vielleicht auch der Zusammenhang mit dem Bruch nicht so ersichtlich.
    Als er die Stufen, die ins zweite Stockwerk führten, emporstieg, knallte der erste Donner über das Gelände. Perfekt, bei diesem Getöse würde er den Schalldämpfer im Grunde nicht benötigen.
    Der Rumäne war wach. Miguel hatte ihm aus einigen Stoffresten, die sie unten in der Halle gefunden hatten, so etwas wie eine Matratze gebastelt.
    »Juri«, hauchte Adrian schwach.
    »Hallo, mein Junge.«
    Zwei fieberglänzende Augen starrten den Russen unter dem schwarzen Haarschopf an. »Wo ist Miguel? Und Alexe]?«
    Kamarov ging in die Knie und strich dem Verletzten sanft über die heiße Stirn. »Ich hab die beiden weggeschickt, einen Arzt holen.«
    Adrian nickte schwach. »Danke.«
    Kamarov zwinkerte ihm aufmunternd zu und setzte sich neben die schmutzigen Stofffetzen. Noch erfolgten die Donner mit großen zeitlichen Abständen. Er wollte absolut kein Risiko eingehen.
    »Juri?«
    »Ja?«
    »Werde ich sterben?«
    »Quatsch! Du bist ziemlich schwer verletzt, aber wenn erst mal

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