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Der Dominoeffekt

Der Dominoeffekt

Titel: Der Dominoeffekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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gehen?
    Nachdenklich zog er an seiner Zigarette. Musste er halt ohne den Wagen verschwinden.
    Der Russe schnippte die Kippe weg und sah noch einmal durch das eingeschlagene Fenster nach draußen. Der Regen war inzwischen stärker geworden, es gab keinen Grund, das Unvermeidliche länger hinauszuzögern.
    Adrian stöhnte zwar leicht, aber er schien zu schlafen, trotz der Schmerzen hatte er sich auf die Seite gedreht. Kamarov griff langsam zu der Waffe in seinem Hosenbund, entsicherte die Pistole und lud sie durch. Dann trat er an den Schlafenden heran, ging in die Knie und hielt den Lauf in etwa zehn Zentimeter Entfernung vor den Hinterkopf.
    Er konnte nicht abdrücken. Verflixt, er war nicht in der Lage, seinen Zeigefinger zu krümmen und die Kugel auf ihre kurze Reise zu schicken.
    Kamarov bekam keine Luft mehr, irgendetwas schnürte seinen Hals zu. Er schloss die Augen, drehte den Kopf zur Seite und startete einen zweiten Versuch – vielleicht klappte es ja, wenn er nicht sah, was er tat.
    Vergeblich, sein Zeigefinger verharrte wie gelähmt am Abzugsbügel.
    »Juri?«, fragte Adrian mit verwaschener Stimme.
    Erschrocken zuckte Kamarov zusammen, die Erstarrung löste sich. Wegen des Schalldämpfers hörte er nur ein trockenes »Plopp«.
    Kamarov riss die Augen auf. Adrians Kopf war nach vorne geschleudert worden, aus der Eintrittswunde quoll Blut.
    Ächzend plumpste der Russe auf seinen Hosenboden und sicherte die Waffe. Seine Lungen brannten, hastig schnappte er nach Luft.
    Nachdem er wieder genug Sauerstoff aufgenommen hatte, legte er die Waffe zur Seite und prüfte, ob die Kugel ihren Zweck erfüllt hatte. Adrian war tot, Kamarov spürte keinen Puls mehr.
    So weit, so gut, das Schlimmste hatte er hinter sich gebracht… Was jetzt noch kam, das war zwar ekelhaft, musste aber sein. Ein Profi hinterließ niemals vermeidbare Spuren.

15
     
     
     
    »Gehen wir noch irgendwo etwas trinken?«
    Thalbach und Hofmann sahen sich überrascht an. Während ihrer Ochsentour über die Kortumstraße, auf der sie versucht hatten, Zeugen für den Bruch vom frühen Morgen zu finden, hatte die Tussi vom BKA eisern geschwiegen. Deshalb traf die beiden Bochumer die unvermutete Frage fast wie ein Keulenschlag.
    »Ist schon reichlich spät«, erklärte Katharina und unterdrückte ein Gähnen. »Ich für meinen Teil würde gern nach Hause.«
    »Kommen Sie«, insistierte Jessica Schwenke. »Ich habe einen fürchterlichen Durst. Das Wort Pause fehlt ja anscheinend in Ihrem Wortschatz.«
    Hofmann hämmerte seinen Blick demonstrativ auf seine Armbanduhr. »Es geht schon auf achtzehn Uhr zu. Und ins Präsidium müssen wir auch noch.«
    »Ich lade Sie ein. Geht aufs Spesenkonto.« Die BKA-Beamtin blinzelte verschwörerisch. »Oder möchten Sie eine Pizza? Wir könnten auch essen gehen.«
    Hofmann seufzte. »Wollen Sie nicht irgendwann mal in Ihr Hotel?«
    »Lange Tage sind bei uns nichts Ungewöhnliches. Und sollen wir nicht endlich das Sie vergessen? Ich heiße Jessica.«
    Die Kripoleute nuschelten undeutlich ihre Vornamen und liefen weiter auf den Dienstwagen zu. Ihre Begleitung wollte anscheinend die gesamte aufgesparte Konversation des Tages nachholen.
    »Also, wie sieht es aus mit der Pizza?«
    Hofmann stöhnte. »Wir können doch irgendwo etwas auf der Hand mitnehmen, wenn Sie vor dem Verhungern stehen. Einen Döner zum Beispiel.«
    »Du.«
    »Häh? Ach ja, du, meinetwegen.«
    »Schaut mal, ich war noch nie in Bochum, hab aber schon viel davon gehört, von diesem Bermuda-Dreieck. Das würde ich mir gerne mal ansehen. Und im Hotel treffe ich bestimmt auf Fresenius. Darauf habe ich keinen Bock.«
    Katharina huschte eine leichtes Grinsen über das Gesicht. Arne, ihr inzwischen fast sechsjähriger Sohnemann, konnte auf die gleiche Art und Weise quengeln, wenn auch noch nicht mit dieser Wortwahl.
    »Also schön«, gab sie sich geschlagen, »essen wir einen Happen. Da vorn ist eine Pizzeria, du bezahlst.«
    »Toll«, strahlte Schwenke und steuerte bereits den Aufgang zu dem nahe gelegenen Restaurant an.
    »Bist du bescheuert?«, fragte Hofmann leise. »Die Tussi labert uns noch einen Knopf an die Backe. Als ob es nicht schon spät genug wäre.«
    »Lass stecken, Berthold. Eine Calzone auf Staatskosten ist doch auch mal was. Und auf die halbe Stunde kommt es wirklich nicht mehr an. Davon abgesehen, hab ich einen tierischen Hunger.«
    Hofmann brummelte unwillig etwas vor sich hin und folgte den beiden Frauen die Treppe hinauf.
    Die Pizzeria

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