Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Dominoeffekt

Der Dominoeffekt

Titel: Der Dominoeffekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
Vom Netzwerk:
einen Hirnschaden davongetragen haben, oder nicht?«
    »Nach Aussage der Neurologen ist das EEG im Rahmen der Umstände völlig normal«, grinste Lübbehusen hinterhältig. »Katharina, wir wissen, wie es zu dem Unfall gekommen ist. Ich vermute, sein Geständnis wird durch die Tatsache untermauert, dass er vor den Bus gelaufen ist.«
    »Was?«, fuhr Hofmann dazwischen. »Kapier ich nicht.«
    »Der Mann hat am Bahnhof auf jemanden gewartet, allerdings scheint er nicht gewusst zu haben, wie derjenige aussieht. Und als dieser jemand ihn angesprochen hat, ist der Kerl hier förmlich vor Entsetzen ausgerastet. Er hat ein paar verzweifelte Worte ausgestoßen und ist dann direkt vor den Bus gerannt.«
    Die drei anderen sahen sich fragend an. »Habt ihr einen Zeugen?«, fragte Katharina hoffnungsvoll.
    »Besser. Wir haben es auf Video. Ein Passant hat vor dem Bahnhof die Ankunft seiner Schwiegermutter gefilmt. Die Bilder sind zu Beginn ein wenig unscharf, aber das gibt sich mit der Zeit. Wollt ihr den Film sehen?«
    »Du hast das Band dabei?«
    »Klar. Hab mir doch gedacht, dass ihr neugierig seid. Ich habe meinen Camcorder mitgebracht. Das Display ist zwar recht klein, aber man kann das Nötigste erkennen. Und eine Kopie der Kassette habe ich auch schon gezogen.«
    »Irre«, lobte Hofmann.
    Lübbehusen führte den kleinen Trupp in das nahe gelegene Stationszimmer und kramte seine Kamera aus einer Umhängetasche. Als er das Gerät startete, flackerte der kleine Bildschirm kurz, dann war eine sommerlich gekleidete Frau zu sehen, die winkend und lächelnd auf den Kameraträger zulief. Im Hintergrund erkannte man einen Mann, der lässig am Mast der Bahnhofsuhr lehnte und rauchte.
    »Das da ist unser Mann«, erklärte Lübbehusen. »Obacht, gleich passiert es.«
    Von links näherte sich ein junger Bursche und legte dem Maststeher eine Hand auf die Schulter. Dieser drehte sich um, erschrak sichtlich und rannte kurz darauf vor den Bus.
    »Mein lieber Scholli«, meinte Katharina, als das Band stoppte. »Da haben wir ja Glück, dass der Typ das Band nicht an die Medien verkauft hat.«
    »Er hat es probiert, aber kein Sender wollte es haben. Daraufhin ist er zu uns gekommen, hat wohl gehofft, er kriegt eine Belohnung – warum auch immer.«
    »Na ja, aber so viel gibt die Aufnahme auch nicht her«, warf Hofmann etwas enttäuscht ein. »Vor allem versteht man nicht, was der Russe sagt.«
    »Wir haben das Band bereits bearbeitet«, erklärte Lübbehusen. »Auf der Kopie, die ich euch mitgebe, sind die entscheidenden Szenen kopiert und vergrößert. Und eine extra Tonspur haben wir auch herausgefiltert. Der Mann, der hier im Bett liegt, sagt laut und deutlich: Du bist doch tot! Und hier im Krankenhaus hat er dann die komplette Geschichte erzählt. Dabei konnte er von den abgetrennten Gliedmaßen eigentlich gar nichts wissen, oder? Das war doch gar nicht in den Medien.«
    »Das war Wielerts Idee«, nickte Katharina. »Falls sich ein Spinner meldet und den Mord aus Jux und Dollerei gesteht. Wir haben nur die Sache mit dem abgetrennten Kopf weitergegeben.«
    »Ich jedenfalls bin davon überzeugt«, fuhr Lübbehusen fort, »dass das euer Mann ist.«
    »Ist schon abzusehen, wann er vernehmungsfähig ist?«
    »Vor Donnerstag wird das wohl nichts. Weglaufen kann er bis dahin nicht, ich habe draußen einen Mann postiert.«
    Katharina hielt lächelnd eine Kassette in die Höhe, die Lübbehusen ihr in die Hand gedrückt hatte. »Herzlichen Dank!«

26
     
     
     
    »Ich weiß noch nicht genau, wie lange ich bleibe«, erklärte Vollmert der Frau an der Rezeption des Hotels. »Vielleicht drei, vier Tage. Ist das ein Problem?«
    »Aber überhaupt nicht. Allerdings habe ich nur noch ein Doppelzimmer frei, ich würde es Ihnen wie ein Einzelzimmer berechnen. Sind Sie damit einverstanden?«
    »Sicher.«
    Die Mitarbeiterin des Rheinischen Hofs tippte Vollmern Daten in einen Computer, angelte einen Schlüssel von einem Brett und reichte ihn dem Privatdetektiv.
    »Zimmer zehn, ich zeige Ihnen gleich, wo es langgeht. Frühstück gibt es dort drüben, zwischen sieben und neun Uhr dreißig.«
    Zu den Zimmern führte eine steile Treppe, der Detektiv musste aufpassen, auf den schmalen Stufen nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Seine Befürchtung, dass die Behausung genauso schmal und düster sein könnte wie die Stiege, erwies sich als unbegründet. Der Raum war geräumig, hell gestrichen und gemütlich eingerichtet. Von dem Fenster aus hatte er einen tollen

Weitere Kostenlose Bücher